Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
durchbrechen wurden mit Stichen von Lanzen und Schwertern beantwortet. Etwas war mit dem Tier geschehen, fand Auric. Es war immer noch tödlich, aber nicht mehr so schnell wie zuvor. Wahrscheinlich war es ebenfalls beim vorherigen Kampf verletzt worden. Jedenfalls mussten sie es erledigen oder verscheuchen, bevor der Kyprophraig wieder auftauchte: Er war die eigentliche, größte Gefahr. Wenn sie zwischen Kinphaurentier und Kyprophraig gerieten, waren sie erledigt.
    Plötzlich, ohne Ansatz warf sich das Vieh zurück in die Dunkelheit des Tunnels. Auric hörte schon das erleichterte Aufseufzen von Jag und Crussav in der Reihe vor ihm. Doch dann sah er das Biest am Rand des Dunkels abstoppen.  
    Wie ein Geschoss, von einer Armbrustsehne geschnellt, kam das Biest zurück. Es stürzte auf sie zu. Machte einen Satz. Mit einem schweren Aufprall, mit dröhnendem Scheppern, landete es auf den Schilden der ersten Reihe. Crussav und Huon-Khau wurden von der Wucht rückwärts gegen Auric geschleudert, das Biest flog wild um sich schlagend, ein bleich verwischter rasender Blitz, über sie hinweg. Kreischte schrill auf.
    Auric wirbelte herum, sah, dass das Biest auf allen vieren gelandet war – und sich einen Speer eingefangen hatte. Er saß tief in seinem Leib, wie ein weiteres, starr gelähmtes Glied.
    Dann war das Kinphaurentier schon wieder über ihnen, in einem tobenden, reißenden Wirbel.  
    Auric wusste nicht, wie er es schaffte, immer rechtzeitig den Schild zwischen sich und die tödlichen Klauen zu bekommen, wie er es schaffte, den nach ihm schnappenden Fangzähnen zu entgehen – ob seine Kameraden rechtzeitig gewendet, die Schilde geschwenkt hatten, er nahm es nicht wahr. Alles war nur noch ein panisch zerhacktes, chaotisches, verwischtes Kaleidoskop von Wahrnehmungssplittern. Er sah schließlich nur noch einen Speer vorzucken, sich in bleiches Fleisch bohren. Dann war das Biest plötzlich am Boden.
    Es zappelte, schlug um sich wie ein zuckender Skorpion im Todeskampf. Aber es war vorbei. Das Kinphaurentier fing sich eine weitere Lanze ein. Ein Schwerthieb trennte ihm beinahe einen Arm ab. Im Licht ihrer wieder entzündeten Lampen glaubte Auric in den Tiefen des Tunnels eine Bewegung auszumachen.
    „Los, rein in den Spalt! Der Kyprophraig kommt wieder!“
    Auric war mit bei den Letzten, er sah, wie Jag dem Kinphaurentier den Todesstoß verpasste. Es fiel ihm gerechterweise zu, es war sein Verdienst, die Formation in der Tunnelröhre gehalten zu haben, als Auric durch seinen Sturz in der Tiefe verschwunden war. Dann war auch Jag in dem Spalt verschwunden, und nur noch Drjuvnan und Auric blieben in der Röhre bei dem Kadaver und den beiden toten Kameraden zurück.  
    Auric wollte ihn schon in den Spalt drängen, aber Drjuvnan hielt ihn zurück. „Du zuerst. Ich habe die Lampe.“  
    Mit fieberhafter Eile stieg Auric in den Spalt, um für Drjuvnan Platz zu schaffen, und machte sich, so rasch er irgendwie einen Halt greifen konnte, an den Aufstieg. Staub und kleinere Steinbröckchen rieselten auf ihn herab; seine Kameraden über ihm wurden von der gleichen drängenden Hast angetrieben. Er sah Jags Füße nach einem Tritt suchend entlang der Felswand streifen, direkt neben seinem Gesicht.
    Ein Hammerschlag blendend grellen Lichts zwängte sich an ihm vorbei, hoch in die Tiefe des Spalts. In ihm sah er, wie auch Jag herumfuhr, unwillkürlich, sein Gesicht eine Maske des Entsetzens in dem kalten, harten Glast. Er hörte nicht Drjuvnans Todesschrei, nur das Klappern der Laterne beim Aufprall auf den Boden. Dann herrschte Dunkelheit.
    Aber Auric sah in ihr, während er noch hektischer und schneller die Wände des Schachts hochkrabbelte und sein Herz ihm bis zum Hals schlug, das mit unglaublicher Wucht hämmernde Weiß eines anderen Blitzstrahls, sah, wie es gleich einer Ramme in Ni-Vannion, Wachtel und Hengart hineingefahren war, ihre Körper in kurzem, grellen blauen Zucken hatte tanzen lassen, wie im letzten Nachglühen ihre leblosen, verkohlten Körper zu Boden gefallen waren. Dann holte die Dunkelheit ihn wieder ein.
    Er nahm kaum wahr, wie er in dem dunklen Schacht nach Halt griff. Er spürte den Aufstieg nur wie ein wildes Umsichschlagen in verschlingender Enge – Fels, der seine Hände schürfte, Steine, die ihn hart trafen, seinen Kopf, seine Arme, Beine –, wie einen rasenden Sturz, der ihn verrückterweise kopfüber nach Oben trug. Direkt hinein in ein nach ihm greifendes Maul von Gliedern.

    Nach

Weitere Kostenlose Bücher