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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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nervenaufreibend langer Zeit des Wartens rührte sich etwas tief unten in der Dunkelheit.  
    Er hatte bewegungslos, wie versteinert am Rand des Spaltes gehockt und hinab gespäht, gerade so weit vorgebeugt, dass er sehen konnte, was in der Tiefe vor sich ging, inbrünstig hoffend, dass er selber von unten gegen das Licht der Öffnung nicht auffallen würde.  
    Die anderen hockten gedrängt in etwas größerem, sichererem Abstand um ihn herum, Speere in Händen, auf die Öffnung zielend, ein einwärts gerichtetes Stachelknäuel. Ihre Augen starrten angespannt auf die Öffnung, flackerten immer wieder kurz hoch zu seinem Gesicht, um eine Regung darin abzulesen. Neun Speere, die Waffen aller Überlebenden, die sich auf der Suche nach dem Senphoren in die Unterwelt gewagt hatten.  
    Auric hatte ebenfalls sein Schwert in die Scheide zurückgesteckt und gegen einen langklingigen idirischen Speer getauscht, der von einem ihrer Toten stammt. Für die erste und beste Chance, die sie erhalten würden, war der Speer anscheinend die bessere Waffe.  
    Er sah die Bewegung dort unten, fing kurz den Blick von Jag ein, der ihn durch die Klingengarbe über den Spalt hinweg anblickte und daraufhin seine Mundwinkel zur harten Grimasse eines Grinsens hochzucken ließ. Sofort kehrten seine Blicke wieder zu den vagen Bewegungen in der Tiefe des Spalts zurück. Die Hand hielt er verharrend, leicht angehoben, in der Schwebe: Achtung! Bereithalten! Abwarten!
    Ganz langsam, Millimeter für Millimeter, zog er den Kopf zurück, damit die Bewegung, die leichte Veränderung im Umriss der Öffnung, im Einfall des Lichts nicht von unten bemerkt würde. Währenddessen den Kyprophraigen bei seinem Aufstieg zu beobachten, war ein unheimlicher, an seinen Nerven zehrender Anblick, der durch die Dunkelheit nur verstärkt wurde, das vage Ahnen von Bewegungen, des unablässigen Gewimmels von Scheren und Greifern um sein Maul, das sich Windens der bizarren Glieder durch den schmalen Spalt.
    Es hatte nur eine kurze Diskussion über ihr weiteres Vorgehen gegeben, nachdem Jag, Kudai und Crussav Auric mit vereinten Kräften aus dem Spalt nach oben gezogen hatten. Ihr erster Impuls war gewesen, so schnell wie möglich diesem unheimlichen Ort zu entfliehen, nun da sie aus der Unterwelt entkommen waren, aber Auric hatte sie überzeugen können, dass sie so, im Freien und auf der Flucht, erst recht keine Chance haben würden, den Blitzen des Kyprophraigen zu entkommen, dass die einzige Möglichkeit, dies hier zu überleben, darin bestand, sich diesem dämonischen Feind aus dem Abgrund einer vergessenen Zeit zu stellen. Den Gedanken, dass, davon abgesehen, auch ihre Mission nicht ausgeführt, der Senphora wahrscheinlich noch immer nicht in der Lage war, General Kelam zu warnen – ein Umstand, für den er, nach allem, was er erlebt hatte, im Stillen instinktiv den Kyprophraigen verantwortlich machte –, diesen Gedanken behielt er hingegen für sich. Es hatte auch eingeleuchtet, dass sie den Kyprophraigen nie wieder in einer so verletzlichen Situation erwischen würden, wie beim Versuch des Ausstiegs aus dem Spalt. – Wenn der Kyprophraig denn um ihnen zu folgen, den Weg durch den Spalt nehmen musste. So wenig sie darauf brannten, dieser Kreatur entgegenzutreten, so war ihnen doch klar, dass darin ihre beste und einzige Chance bestand, ihn zu töten.  
    Auric hoffte nur, dass all ihre Anstrengungen und Opfer nicht umsonst waren: Als er sich zum ersten Mal umschaute, konnte er den Senphora nirgends entdecken; Kudai wusste zu berichten, dass dieser, sobald er nach oben gelangt war, so schnell er konnte in Richtung der Eingangshalle verschwunden war. Im günstigen Fall hatte er lediglich das Kinpaurenbauwerk verlassen und wartete draußen. Im ungünstigen Fall würde Auric den Hurensohn finden und töten – arkane und mächtige Senphorengilde hin oder her.
    Lange starre Blicke auf den Spalt wechselten mit kurzen hektischen zu ihm hin, auf seine Hand, in sein Gesicht, in Erwartung seines Zeichens zum Angriff. Auric war jetzt, da er nicht mehr den Spalt einsehen konnte, genauso klug wie sie. Er konnte nach seiner Sichtung nur schätzen, wie weit der Kyprophraig sich ihnen seitdem durch den Spalt genähert hatte, er konnte nur angestrengt auf irgendein Geräusch lauschen – genau wie sie –, das ihm vielleicht einen Hinweis, irgendeinen Anhaltspunkt geben konnte, wie nah die Kreatur dem Ausgang des Spalt gekommen war.  
    Mit einem Mal fühlte er, wie ihn eine

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