Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
Nachdem Eisenkrone ihnen ihre ureigenen Vorteile geraubt zu haben glaubte, setzte er nicht länger auf Stellungsvorteile sondern allein auf seine Kampfkraft, seine Truppenstärke und die überlegene Macht seiner Geheimwaffen.
Und seine Kampfkraft war erheblich.
Reihe um Reihe strömte das Heer, das Eisenkrone in all den Monaten gesammelt hatte, den Hang hinauf. Dies waren längst nicht nur ein paar zerrissene, aber zum Äußersten entschlossene Aufrührer, kein wild zusammengestückelter, marodierender Haufen. Ehemalige Fürsten der alten Länder, die nun idirische Provinzen bildeten, hatten ihre Hausmacht und im Geheimen aufgebaute Privatarmeen ausgeschickt, um Eisenkrones Heer zu verstärken. Großgrundbesitzer und Kaufleute mit separatistischer Gesinnung, die ihr Gesicht nicht offen unter den Rebellen zeigen durften – wollten sie nicht all ihren Besitz konfisziert und sich selber im Kerker finden –, hatten Geld zur Verfügung gestellt, um Söldner für Eisenkrones Zwecke anzuheuern.
Karrees von Männern mit idirischen Speeren marschierten zwischen den zahlreichen verstreut die Grassohle durchbrechenden, riesigen Felsentrümmern den flachen Hang hinauf, das Gleichmaß des Blitzens ihrer Waffen eine vielfache Wiederholung der Haltung des Nebenmannes, perfekt synchron durch die ganze Abteilung hindurch. Abteilungen von Söldnern in schwarzem Leder, Kettenschutz und Eisenpanzerungen, mit Bihändern und Langklingenäxten rückten mit professioneller Entschlossenheit vor. Haufen von Kämpfern mit Speeren, Schwertern, Kampfkeulen, Schlachthämmern in unterschiedlichster zusammengewürfelter Kleidung – die Kriegshorde des Roten Berenk – stockten Masse und Stoßkraft des Heeres noch weiter auf. Vaidamische Krieger hinter einer Wand von Schilden, näherten sich ihren Linien in unerbittlichem Trott. Dann die Armee von Eisenkrones eigenen Gefolgsleuten, auch sie meist in schwarzes Leder und Kettenschutz und Panzer gehüllt, bei ihnen in Anlehnung an die alte Lygarnische Kampftracht.
Nirgends in diesem ganzen Heer war jedoch, genau wie schon bei den lang sich ziehenden Vorgefechten, schwere Reiterei zu entdecken. Zumindest darüber war Auric angesichts der eigenen Ressourcen erleichtert. In den alten Kriegen zwischen Idirium und dem Lygarnischen Reich war auf beiden Seiten schwere Reiterei zum Einsatz gekommen, und die Eiserne Krone hatte dabei immer eine starke Kavallerie besessen. Doch die Finanzen von Eisenkrone und seinen Unterstützern waren begrenzt, und so hatte man wahrscheinlich zwischen dem Anheuern von Söldnern und der Ausstattung einer schweren Reiterei entscheiden müssen, deren erfolgreiche Ausbildung in der zur Verfügung stehenden Zeit ohnehin äußerst fraglich war. Eisenkrone hatte also auf eine disziplinierte Infanterie gesetzt, zumal er vom Roten Berenk erfahren haben musste, dass auch Auric keine schwere Reiterei zur Verfügung stand.
Man hatte in der Ferne die Gestalt von Eisenkrone im Zentrum seiner Abteilungen auf einem Pferd gesehen, wie er an der Spitze seiner Getreuen mit dem Heerbann Schritt hielt. Eine weitere Gestalt war zwischen den einzelnen Heeresteilen hin- und hergeritten. Viele vermuteten, dass dies Vanwe sei.
Dann kam der Befehl zum Angriff und die feindlichen Reihen waren unter lautem Geschrei herangestürmt. Die Valgaren in den Reihen der Sechzehnten hatten mit ihrem markerschütternden Kampfgebrüll geantwortet, dem das rasselnde Dröhnen des uralten valgarischen Schlachtgesangs folgte und dem Feind entgegen tönte, während die Einheiten der Sechzehnten ihren Befehlen entsprechend vorgerückt waren.
„Vrassja geh, shundra teh –
Vassnack, vassnack, haijgach!“
Dann waren die Abteilungen aufeinander geprallt und der Wahnsinn der Schlacht hatte begonnen, das furchtbare Gewühl des Mordens und Sterbens, das sich aus der Ferne und mit der Kälte der Abstraktion gesehen zu Mustern und Zeichen formte.
Zunächst hatte es nicht schlecht für ihre Seite ausgesehen. Die Kämpfe hatten hin und her getobt, Abteilungen waren zurückgeworfen worden, andere konnten Boden gewinnen. Die ganze anscheinend chaotische Ungewissheit eines Schlachtbeginns.
Aber sie hatten sich gut gehalten, hatten schon gleich zu Anfang dem erstaunten Feind trotz seiner Übermacht schwere Schlappen zugefügt. Die flexible Taktik von festen Abteilungen unterstützt durch rasch bewegliche und wandelbare Kleingruppen zeigte Erfolge gegen starre Verbände des Feindes. Dessen Aufstellungen wurden durch
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