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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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sich eine Weile damit, sich anzublicken und Atemzüge verstreichen zu lassen.
    Dann, nach einer Weile zogen sich seine dichten Brauen zusammen, ruhten seine Augen eine Spur ernster und forschender auf ihrem Gesicht.
    »Was ist mit dir?«
    Er sah es; er bemerkte es. Er sagte nicht viel, ihr Schmied, aber er konnte Menschen lesen. Jedenfalls sie konnte er lesen. Immer noch.
    Sie hielt ihren Blick einen Moment mit seinem verschränkt, schnaufte.
    »Klann, ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte sie schließlich.
    Was ist los? – Nur das Rucken seines bärtigen Kinns sagte das, so deutlich, als hätte er es tatsächlich ausgesprochen.
    »Man setzt uns gegen die Rebellen ein.« Ihr Arm lag schwer auf der Tischplatte, der andere hing ihr schlaff an der Seite herab. Die Worte kamen ihr schwer über die Lippen. Sein Blick war nur scheinbar träge; all seine Aufmerksamkeit war bei ihr.
    »Nicht nur jetzt, nicht nur dieses eine Mal. Sie wollen uns, sie wollen die Miliz zu einer Waffe gegen die Rebellen machen. Unser neuer Hauptmann Banátrass will das. Ich habe zufällig ein Gespräch belauscht. Ich habe es schon seit einiger Zeit befürchtet. Aber nun weiß ich es. Ich habe es mit eigenen Ohren gehört. Das ist seine Strategie, die von den Kinphauren bewilligt wurde.«
    Sie blickte in seine Augen. Immer lag dieser leichte Anhauch von Trauer darin, als sehe er ständig einen Bruch, der durch die Welt und durch alle Herzen der Menschen ging.
    »Klann, was mache ich hier eigentlich?« Und plötzlich brachen die Schranken und ihre ganze Unsicherheiten, all ihre Verwirrtheiten und sich verzweigenden, wild wuchernden Gedankengänge kamen heraus, in einem langen Redeschwall. Mal stockte sie, um wieder nach Fäden zum Anknüpfen zu fischen, nach Gedanken, die ihr im Gestrüpp der Verwicklungen entglitten.
    Er hatte sie gefragt, am letzten Abend, an dem sie zuhause gewesen war, ob sie sich sicher war, dass sie den Krieg für die Richtigen führte. Jetzt ließ sie all ihre Unsicherheiten heraus. Und die Sicherheit, dass sie für einen Krieg eingespannt werden sollte, an dem sie ganz gewiss keinen Teil haben wollte.
    Sie wusste nicht, ob das alles für den Zuhörer irgendwie Sinn ergab, ob das Bild irgendwie rund wurde. Aber das war egal, es kam heraus. Sie hatte längst selber kein klares Bild dieses ganzen Schlamassels mehr. Ihr fehlte der Ankerpunkt. Klann hatte ihr gefehlt. Und die Kinder. Schade, dass sie die erst morgen sehen würde.
    Dann war es vorbei. Das, worüber sie reden konnte, war erschöpft. Und sie sahen sich wieder stumm an.
    Sie war dankbar für seine Schweigsamkeit, für jenes »Ich habe es dir gesagt.«, das nicht über seine Lippen kam. Sein Blick sagte nichts. Sein Blick war warm und voller Verständnis, aber er konnte alles bedeuten.
    Wenn er schließlich etwas sagen würde, dann hatte das Bedeutung.
    Sie sah schon, wie sein Bart sich krauste, wie der Mund sich öffnen wollte.
    Ein scharfes Klirren gedämpft durch eine Wand. Ein kurzes Poltern, das dem folgte.
    Sie war instinktiv aufgesprungen. »Was ist da in der Schmiedehalle?«
    Er schob den Stuhl zurück, stand ebenfalls langsam auf. Wandte aber nicht den Kopf in die entsprechende Richtung, sondern hatte die Augen noch immer auf sie gerichtet.
    »Ist da jemand drin?«
    Sie wollte zur Tür, er trat ihr in den Weg. Sie blickte an seiner massiven Gestalt empor, direkt in seine Augen. Schwere Lider, die seinem Blick etwas Trauriges gaben.
    »Klann, was soll das?«
    Er stand vor ihr, wie ein Block, verwehrte ihr den Weg durch die Tür. »Willst du da reingehen?«, fragte er sie. »Wirklich?«
    Ein Augenblick der Stille, in der ihr der Atem stockte.
    »Wenn du da reingehst«, fuhr ihr Mann fort, »musst du dich entscheiden.«
    Klann, was soll das? Was tust du? Was machst du da nur? Keins der Worte kam über ihre Lippen. Nichts wollte in diesem Moment über ihre Lippen kommen.
    Sie sah nur in seine Augen, als könnte sie dort die Wahrheit hinter all dem finden. Die blickten träge und mild und vielleicht eine Spur melancholisch, so wie immer. Als ob nichts wäre.
    Sie setzte mit einem Sprung zum Tisch hinüber, zu dem Halfter mit der Armbrust, das dort hing, aber er war schon da und packte ihren Arm.
    Hielt ihn einfach fest, hielt ihn starr mitten in der Bewegung. Und sah ihr dabei gerade in die Augen.
    Sie ließ ihre andere Hand vorschnellen. Er wollte sie ebenfalls packen, sie wich ihm aus, blockte den Abwärtsschwung, konterte mit einem Hieb zur Seite, doch

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