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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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gehört, dass sie am Tag vorher jemanden aus ihrem Kader verloren haben. Was ist mit ihm?«
    »Er war ein Söldner, als ich ihn getroffen habe. Ein Mann, der das Kriegshandwerk verstand.« Der Satz war aus ihrem Mund und hing in den Schatten zwischen ihnen. »Genau wie ich.« Es kamen keine Bilder aus der Zeit, nichts stieg vor ihrem inneren Auge auf. Die Bilder waren alle versiegt.
    »Wir haben beide im Krieg gekämpft. Und wir haben die Gräuel gesehen.« Es war nicht mehr etwas, was nachts unversehens über sie hereinbrach, es war nur noch etwas Formloses, Würgendes. »Unschuldige.« Das Wort kam aus ihr heraus, oft in Gedanken geformt, oft ausgesprochen. Es wollte jetzt gerade nicht mehr in einen Satz passen. Nur nackt und roh ließ es sich herauswürgen.
    Sie suchte nach Worten, nach dem roten Faden ihrer Gedanken. Sie dachte nur noch an den Rauch von Scheiterhaufen.
    »Wir wollten etwas anderes tun. Keine Werkzeuge in diesem dreckigen Spiel der Verachtung sein. Etwas anderes.«
    Sie schwieg, versuchte das zu fassen, was sie damals empfunden hatte. Was so unendlich weit weg schien. Jetzt, da es Liova und Bernim in ihrem Leben gab.
    »Nicht nur mit Waffen«, kam schließlich aus ihr heraus. »Zwischendurch hatte ich etwas ganz anderes im Kopf. Etwas mit Kindern, einem Haus.« Sie sprach es aus. »Einem Mann.« Und schnell hinterher: »Khrival hatte nur Krieg gelernt.«
    Sie selber hatte sich damals gefragt, ob sie denn danach noch in der Lage war, etwas anderes zu lernen. Nach all dem, was sie erlebt hatte. Mit all dem Blut an den Händen. Sie selber war es, die diese Entscheidung dann für Khrival getroffen hatte. Die dieses Urteil gefällt hatte. Sie hatte über Khrival gerichtet, das sah sie jetzt. Aber sie hatte dabei eigentlich nur sich selber gemeint.
    »Wir kamen beide nach Rhun und haben uns gemeinsam den Turm an den Rock geheftet. Wir beide in der Stadtmiliz Rhun. Hier in Rhun habe ich dann Klann getroffen.«
    Ihr sanftmütiger Schmied. Ihr Turm von einem Mann. Auch als die Brandung der Kinphaurenbesatzung über Rhun hereinbrach.
    »Ich habe mich für den Schmied und gegen den Krieger entschieden.« Sie ließ davon ab, ohne Fokus auf den Weg vor sich zu starren und blickte jetzt Choraik direkt ins Gesicht. Sie sah nichts darin, was über sie geurteilt hätte, nur Augen, die sie gerade und klar anblickten. Wer konnte ihr schon fremder sein?
    »Ich und Khrival«, sagte sie und merkte, wie die Worte jetzt besser kamen, wie etwas oft Dahergesagtes, »wir sind gute Freunde geblieben. Neben meiner Familie war er der Mensch, der mir am nächsten stand.«
    Sie schnalzte mit der Zunge, nickte abschließend. Das war es, es war heraus. Sie hatte es vor sich selber ausgesprochen. Sie hatte sich entschieden. Vor langer Zeit. Fünf Jahre war es her. Und seitdem mit ihrer Entscheidung gelebt.
    »Sie haben Ihre Entscheidung getroffen.« Sie zuckte zusammen, als sie seine Worte hörte, so deutlich ein Widerhall ihrer eigenen Gedanken, bohrte sich mit dem Blick in seinen Augen fest. Kein Spott, kein Urteil. Ein Fremder.
    »Ich hoffe, dieser Mann ist direkt zum Drachen gegangen.«
    Sie schnaubte.
    »Wohin auch immer Khrival Nemarnsvad gegangen ist, Sie können sich darauf verlassen, dass er es so direkt wie irgend möglich getan hat. Er war kein Freund der Ausflüchte und Umwege.« Auch damals bei ihnen nicht, als er genau gewusst hatte, was er wollte, und genau gewusst hatte, sie würde ihm mit ihrem Körper antworten.
    Schluss. Weg damit.
    »Und jetzt weiß ich nicht, warum ich Ihnen das alles erzählt habe«, sagte sie schnell, und hielt dabei bewusst seinen Blick. Sah den Renegaten, den Kinphauren mit der Hautfarbe eines Menschen und warf rasch hinterher, bevor noch etwas Ungebetenes in die Stille treten konnte: »So, Sie wissen jetzt etwas von mir. Nun, müssen Sie mir aber auch eine Frage beantworten.«
    »Fragen Sie«, kam es von Choraiks Lippen.
    Eigentlich war es nur eine Ausflucht gewesen, um nicht mehr dem einen Gedankenstrang nachhängen zu müssen. Aber jetzt, wo sie einmal dabei war … Jetzt, wo sie ihn hier so hatte. Die Frage nach dem, was ihr die ganze Zeit im Kopf herumging.
    Konnte er haben. Sie musterte ihn, sein hageres Gesicht, die Züge hart wie eine Klinge und fragte dann: »Warum hat man Sie eigentlich in diesen Kader gesteckt? Welche Rolle hat man Ihnen hier in der Miliz und in meiner Truppe eigentlich zugedacht?«
    Er stutzte merklich. So ganz ohne Nerven war er anscheinend doch nicht.
    Er sah

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