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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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während das alles im Hintergrund geschah. Das hatte etwas von einem Traum, aus dem sie jeden Moment aufwachen musste.
    »Du und Khrival«, – sie hörte, wie die Worte aus Klanns Mund kamen – »ihr wolltet für etwas kämpfen, was das Richtige ist. Etwas, das einen Unterschied macht. Für die Menschen, auf die es ankommt.« – Die Unschuldigen. Ein Wort, das ihr wohl unbedingt im Hals steckenbleiben wollte. – »Darum bist du mit ihm zur Miliz gegangen.«
    Eine trockene kurze Klann-Pause. Die Worte kamen also tatsächlich aus dem Mund ihres Schmiedes, ihres Mannes.
    »Damals war das richtig«, fuhr er fort. »Die Zeiten haben sich geändert.« Dann mit einem Heben der buschigen Augenbraue und einer tiefen einseitigen Furche in der kantigen Stirn: »Jetzt wirst du wieder für die Kämpfe anderer eingespannt. Nicht für deine Leute. Gegen deine Leute.«
    »Klann …« Seine Hand fuhr hoch, gebot ihr Einhalt.
    »Ich habe damals meine Arbeit als Waffenschmied aufgegeben. Weil sich die Zeiten geändert haben. Weil es nur noch Aufträge von Kinphauren gab. Und denen, die mit ihnen verbündet waren. Weil mit den Waffen nur noch unsere eigenen Leute getötet worden wären.«
    Wieder eine Klann-Pause. Diesmal sah sie, dass er schwer schluckte.
    »Ich wusste damals nicht, was ich dagegen hätte tun können. Jetzt haben sich die Zeiten wieder geändert.«
    Das war eine lange Rede für Klann.
    »Klann, das sind Rebellen.«
    »Sind sie nicht. Sie arbeiten für die Rebellen.«
    »Egal. Sie wollen eine gefährliche Waffe zu den Rebellen schaffen. Eine Waffe, die viele Menschen das Leben kosten kann.«
    »Viele Kinphauren. Viele Eroberer. Viele Mörder unseres Volkes.«
    »Woher weißt du das? Beim Anschlag eines Homunkulus im Gouverneurspalast sind Menschen gestorben. Welche von unserer Seite. Ich war dabei. Unschuldige. Das war ein Massaker. Das war deinen Rebellen egal. Und was, wenn dieser Homunkulus wieder für einen Anschlag eingesetzt wird? Draußen, in einer der Städte des Protektorats? Oder bei etwas anderem, bei dem Unschuldige draufgehen? Bei so etwas gehen immer Unschuldige drauf.« Als diese Bilder der Gewalt wieder in ihr aufstiegen, kam auch das Wort wieder glatt heraus.
    »Wie viele Unschuldige sind gestorben, als die Kinphauren mit ihrer Armee über unser Land hergefallen sind?« Klanns Worte kamen jetzt stoßhaft und erbittert. »Willst du dich weiter für die Zwecke dieser Mörder einspannen lassen? Nach allem, was du gesagt hast?«
    »Klann, geh mir aus dem Weg.« Sie waren dabei, den Homunkuluskörper auf das Boot zu verfrachten, mit vereinten Kräften hievten sie ihn über den Rand des Kahns. Danak sah es über Klanns Schulter hinweg.
    Klann fing ihren Blick mit seinen Augen.
    »Nein.«
    Sie spürte die harte Kühle in ihrer Hand. Die Armbrust zuckte hoch, die Spannarme bereits ausgefahren, ein Bolzen auf dem Lauf. Die Waffe war auf seine Brust gerichtet.
    »Oder was? Du bringst mich um?« Hatte Klann die Worte ausgesprochen oder hatte sie sie nur in ihrem Geist gehört.
    Wie ein Echo.
    Sie sah ihm ins Gesicht, musterte es. Eingerahmt von der Matte, kräftiger langer Haare. Der krause Busch des Bartes. Die gleiche undurchdringliche ruhige Miene wie immer.
    Wie ein Echo.
    »Geh mir aus dem Weg!« So hatte sie Histan angeschrien, als der ihr den Weg verstellte, während die Truppe nach ihrem fliegenden Wechsel mit den Firnwölfen sich davonmachte, um mit dem Homunkuluskörper zu verschwinden, es hatte Twang! gemacht, der Bolzen war in Histans Kopf verschwunden und hatte ein hässliches rotes Loch zurückgelassen. Und jetzt drohte ihr der Homunkulus ein zweites Mal zu entgehen. Von der gleichen Truppe fortgeschafft. Vor ihren Augen. Der Homunkulus, er war das, was Banátrass wollte, dann würde er Ruhe geben. Seine Pläne, was immer er für Pläne hatte, die konnte er ohnehin nicht durchziehen. Die waren nichts als Bullenscheiße; das würde sich schnell zeigen. Aber der Homunkulus war eine gefährliche Waffe. Ein Mordinstrument. Einer von der Sorte hatte Khrival ermordet. Einer hatte beim Attentat auf den Gouverneur ein Massaker unter Unschuldigen angerichtet. Und dieser hier war zu Schlimmerem fähig. Ein zweites Mal ihr durch die Lappen …
    Die hatten ihn schon auf dem Kahn. Die waren schon dabei abzulegen, und dann war …
    »Verdammt, Klann, geh mir aus dem Weg!«
    »Nein, ich stehe hier.«
    »Geh mir aus dem Weg oder ich muss …«
    »Welche Seite, Danak? Was ist deine Seite?«
    Ihr Finger am Abzug

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