Ninragon - Homunkulus
plötzlich mit einem Flammenschweif empor, als hätte eine erste Angriffsfront sich erschöpft, als müsse für den Magier jetzt eine neue Waffe her. Während sie noch aus ihrer Deckung hinsah, wurde einer der Milizionäre von einem solchen Flammenbrand erfasst und loderte plötzlich im Laufen wie eine Fackel auf. Seine schrill gellenden Schreie durchschnitten das Wummern und Hochfauchen der Feuerbrände und sägten hart an ihren Nerven.
Lebende Waffe.
Sie würde den verschissenen Bastard alle machen!
Dort hinten sah sie Sandros, dort Mercer. Da hinten war auch Choraik, kurz in Deckung gegangen. Durch! Leben oder sterben. Dieses grelle, klare Gefühl. Dann gab es eben einen kurzen Flammenblitz. Ihr Leben ein Scheiterhaufen. Wenn schon …
Kurzes, tiefes Atemholen, die Luft rau in ihren Lungen, dann stürzte sie hinter dem Pfeiler hervor, auf das Podest mit dem Magier, mit den Rotgewappneten, den altarähnlichen Steintrümmern mit der Bronzeschale darauf zu. Sie sprang über ein paar Gemäuerbrocken hinweg, und ein Gluthauch traf sie.
Ein heißes, flatterndes Glühen streifte ihre Seite. Sie hatte das Gefühl ihre Haut würde dort verdorren. Dann war sie vorbei, und da war nur wieder kühle Luft und Staub. Die Richtung wechseln. Kein leichtes Ziel bieten. Sie war schon näher. Wie viele Milizionäre hatte es erwischt, wie viele waren noch bei ihr? Da vorne war schon die Treppenflucht.
Jemand von rechts, Mercer, fast wäre sie in ihn hineingerannt. Mehr rennende Gardisten, sie war nicht allein. Keine nahen Einschläge mehr. Vielleicht konnte dieser Magier nur auf weite Distanz …? Vielleicht hatte er Angst die eigenen Leute …?
Fast zur gleichen Zeit erreichte sie mit Mercer die Treppenflucht. Da war Sandros direkt hinter ihr. Sie stürmten die Treppe hoch. Eine Gestalt in Drachenhautrüstung wuchs vor ihnen empor. Eine Sturmarmbrust im Anschlag. Das peitschenartige Sirren der Armbrustsehne. Ein metallenes Schnappen. Mercer riss es nach hinten weg. Sie sah verwischt einen Bolzen im Metall seines Kürass stecken. Kurze Distanz. Der Rotgewappnete riss den Spannhebel durch, der Bolzen surrte. Sie warf sich nach vorn, stürmte geduckt wie ein angreifender Stier auf ihn zu und prallte in ihn hinein. Scharfer Schmerz in ihrem Schädel. Hatte ihn zum Glück größtenteils mit der Schulter gegen den Drachenhautpanzer erwischt. Sie stürzten gemeinsam zu Boden, sie über ihn. Die Armbrust hoch, den Schaft mit Wucht mitten auf den Gesichtsschutz. Ein Brüllen und ein Gurgeln unter der roten Drachenhautkappe. Und noch einmal drauf, und noch einmal. Und noch einmal. Es knirschte unter ihren Hieben. Fühlte sich taub und rot und klar an. Die Gestalt fiel schlaff zurück. Kurzschwert raus, unter den Kappenrand gestemmt, ein harter, fester Schnitt. Das ist Krieg. Nur wer tot ist, kann dich nicht mehr töten. Blut pumpte in spritzenden Stößen unter dem Helm hervor.
Hoch. Umschauen. Armbrust einklappen, mit einem Schwung des Gurts an den Körper ziehen. Ein Rotgewappneter stürmt mit blankem Stahl auf sie zu, will ihn ihr in den Körper rammen. Nur das Kurzschwert. Sie springt zur Seite und das Schwert schrammt haarscharf an ihr vorbei, der schwere Schatten des Körpers mit ihm. Sie nutzt den Moment, sticht mit dem Kurzschwert zu. Ein Scharren über Drachenhautpanzer. Die Waffe wird ihr fast aus der Hand gerissen. Der Rotgewappnete jedoch schwingt das Schwert in einer blitzschnellen Körperdrehung um die eigene Achse, gibt ihm dabei einen mörderischen Schwung. Keine Chance, es abzuwehren.
Etwas kracht wie ein Dreschflegel in die Gestalt des Rotgewappneten, wirft ihn aus dem Gleichgewicht und zurück. Die blitzende Klingenspitze geht knapp vorbei.
Der Rotgewappnete fängt sich, will mit dem Schwert nachsetzen, da kommt erneut ein Schlag. Sie sieht, es ist Sandros, der ihren Angreifer attackiert. Hat seinen Fechtspeer rausgeholt und geht den Rotgewappneten hart an. Alter Stil, gute Lehrer. Es ist ein kurzer, gnadenloser Schlagabtausch, dann geht der Rotgewappnete nach einem Doppelschlag – Klinge aufwärts, Keulenende – zu Boden.
Sandros dreht sich um, ihre Blicke treffen sich. Sein Blick sucht ihre Augen, sieht sie stetig an. Ein fester gerader Blick. Hätte sie nicht retten müssen. Dann wäre der Weg für seinen Ehrgeiz frei gewesen. Wenn es Ehrgeiz war. Der Blick, mit dem er sie ansah, war fest und gerade. Kein Ausweichen, kein Gewiesel.
Da greift auch schon der nächste an, und der Moment zerbricht. Sandros nimmt
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