Ninragon - Homunkulus
silbern-rote Hüne ihm antat. Er hörte seine Schreie, irgendwo zwischen dem Versuch sie zu unterdrücken und einem brüllenden Gurgeln, das dennoch zwischen mahlenden Zähnen hervorbrach.
Was immer es war, es durfte den bereits besiegten Leibwächter des toten Kutain Veren nicht das Leben kosten.
Es war vorbei. Kutain Veren war tot. Die Botschaft war in seinen Leichnam eingegraben. Sein Leibwächter war besiegt.
Er hörte ein Flattern irgendwo hoch oben unterm Kirchendach und blickte nach oben. Ein Flattern wie von Vogelschwingen, hektisch und unkoordiniert. Das Tier musste sich dort im Gebälk des Dachstuhls verfangen haben. Er strengte seine Augen an, aber er konnte den Vogel in der Düsternis nirgends entdecken. Keine Schatten nichts, nur das Geräusch panischen Flügelschlags im Dunkel.
»Komm jetzt hierher!« Die scharrende Stimme des Ankchorai riss ihn aus seinen Gedanken. »Zeit, deine Botschaft abzusenden.«
Widerstrebend wandte er sich um und stapfte zu der Stelle hinüber, wo der Idarn-Khai in seinem letzten Fall eine weitere Reihe von Kirchenbänken umgerissen hatte. Sie lagen wirr und verkantet übereinander. Spinnweben flatterten noch immer in einem kühlen Luftzug von ihren Kanten weg, und das Gebröckel des im Wirbel des Kampfes verteilten Unrats knirschte beim Gehen unter den Sohlen seiner Schuhe. Bis es abrupt aufhörte und er spürte, wie er seine Schritte in eine feuchte, glatt-schmierige Substanz setzte.
Mondlicht fiel jetzt von oben ein, und in dessen Schein ragte der Ankchorai wie eine Statue über den im Schatten der Kirchenbänke Gestürzten auf. Die Schatten, die das bleiche Licht warf, nahmen auch ein Gutteil des Grauens, das der Gewappnete dort angerichtet hatte. Wenn man nicht zu genau hinsah, war da nur ein feuchtes Glitzern und darüber das Gesicht des Idarn-Khai mit nur wenigen verstreuten Blutspritzern darauf. Und dann ragten aus dem Schatten, den die Bänke warfen, die hingestreckten Beine des Idarn-Khai heraus. Und endeten abrupt. Zwei Teile mit Stiefeln daran lagen irgendwo herum, vom Ankchorai achtlos weggetreten hatten sie eine Spur von Blutgeschmier hinter sich hergezogen.
Die Stümpfe hatte der Ankchorai ausgebrannt – mit Hilfe irgendeiner kinphaurischen Apparatur – damit der Idarn-Khai nicht an dem Blutverlust starb. Der Besiegte sollte schließlich überleben. Er musste eine Botschaft überbringen. An seinen Klan. Erstaunlich, dass der derart Behandelte noch bei Bewusstsein war. Es war also einiges an den sagenhaften Dingen dran, die man sich über die Idarn-Khai erzählte.
Banátrass trat an den Liegenden heran und sah herab, sah in sein Gesicht. Der Blick glasig und starr. Ein feuchtes Keuchen kam aus seinem leicht geöffneten Mund.
Er legte alle Kälte und Härte, die er aufbringen konnte, in den Ausdruck seines Gesichts. Er wusste, was er jetzt tat, würde übermittelt werden. Der Idarn-Khai würde gefunden werden oder würde, Stümpfe oder nicht, Grausamkeiten des Ankchorai oder nicht, sich zu der Kutsche dort draußen schleppen.
Mit einem sauren Geschmack im Mund blickte er herab und sprach die Worte.
»Ich habe den Angriff des Klans Vhay-Mhrivarn gegen meine Person und die, die mir nahestehen, erkannt und benannt, und ich habe zurückgeschlagen. Meine Waffe hat sich in den Leib des Klans Vhay-Mhrivarn gebohrt. Ich bin eine wehrhafte Klinge.«
So das war getan. Er wandte sich ab und blickte direkt in die grinsende tätowierte Fratze des Ankchorai. Beim Anblick des verzerrten Gesichts, der hämischen Miene darin, des flatternden Ohrfetzens zuckte er unwillkürlich zusammen.
Er hielt an sich, straffte seine Schultern. Egal. Sich nichts anmerken lassen. Es war getan. Sein Hals war aus der Schlinge.
Jetzt musste er nur noch diese Waffe, die sich in den Leib des Klans Vhay-Mhrivarn gebohrt hatte zu seinem Besitzer, zu dem Bevollmächtigten Beil var’n Sipach zurückbringen.
Hektisches Laufen, tödliches Surren ringsumher.
Armbrustbolzen durchsiebten plötzlich die Luft und Danak warf sich hinter einem hüfthohen Mauerbrocken in Deckung. Das war nah. Sie atmete tief durch, lud ihre eigene Armbrust nach und sah sich kurz um.
Das hier erinnerte sie viel zu sehr an Krieg. Kein Milizjob. Kein gezielter Einsatz irgendwo in der Stadt, kurz und schnell und hart; hier gab es eine offene Front. Dort war der Gegner, hier waren sie, sie mussten auf ihn drauf und ihn besiegen. Zunächst einmal über freies Feld mit nur vereinzelter Deckung. Okay, Krieg konnten sie
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