Ninragon - Homunkulus
den Angriff an. Sie wirft das Kurzschwert beiseite, langt über die Schulter und zieht ebenfalls den Fechtspeer blank – die bessere Waffe. Gerade rechtzeitig; ein weiterer der Rotgewappneten stürmt auf sie ein und bedrängt sie. Aus den Augenwinkeln bemerkt sie Choraik, der ebenfalls mitten im Gefecht steht.
Wer von ihren Leuten überlebt hat, ist wohl inzwischen hier oben. Das geht ab hier. Ein übles Handgemenge. Irgendwie nimmt sie die weißgewandete Gestalt des Magiers wahr, der um das Gefecht herumschleicht, wohl auf seine Chance wartet, was schwierig ist bei dem verschlungenen Kampfknäuel. Da ist noch eine weitere Gestalt, die raussticht, immer wieder, zwischen Phasen des Schlagabtauschs sieht sie sie. Gleicher Drachenhautpanzer wie die anderen, nur schwarz.
Sie hat schwer mit dem Kerl zu tun, mit dem sie kämpft. Der hat ein kinphaurisches Langschwert. Schwert gegen Fechtspeer. Und sie kommt allmählich wieder rein. Mit jeder Sekunde kehren die alten Instinkte zurück. Das ist Krieg. Wie im verdammten Krieg.
Dann sieht sie’s, hat ihn, wie er die Lücke lässt, die ein Schwert nicht nutzen könnte. Sie aber kann’s. Sie lässt den Fechtspeer herumwirbeln, die Schlagachse ändert sich. Tiefer Sonnenschwung aus der Zwei heraus. Die Klinge des Fechtspeers gleitet durch die Abwehr – da ist nichts – und trifft den Rotgewappneten, gleitet in die Ritzen zwischen den Panzerplatten und findet satten Halt. Sie hat ihn auf der Klinge hängen, zieht sie mit Schwung wieder frei und der Kerl taumelt hinterher. Sie macht seitwärts einen Ausfallschritt, schwingt den Fechtspeer herum und drischt ihm das Keulenende hart an die Kappe, dass er wie ein nasser Sack zu Boden geht. Den Todesstoß in den Hals setzt sie schnell und effizient hinterher.
Zunächst frei. Also nochmals umschauen. Wo ist der Kerl? Sie wollten doch den Magier kriegen.
Weißes Aufblitzen hinter dem Tumult des Handgemenges. Da. Da ist er. Das weiße Gewand. Sie hält sich mit der Fechtstange zwei miteinander ringende Kombattanten vom Hals, tritt heraus, ist im freien Raum. Den verdammten Kerl alle machen. Dann bricht das hier auseinander.
Da ist er. Jetzt wieder vor der riesigen Bronzeschale. Sie sieht eine Gestalt neben sich treten, aus dem Augenwinkel. Rascher Blick hin, es ist Sandros. Der lässt den Fechtspeer fallen und hat schon die Hand an der Sturmarmbrust. Zieht den Gurt durch, in einem einzigen eleganten Schwung, lässt die Spannarme ausfahren.
Richtig. Besser nicht nah an den Kerl ran. Ein Magier. Man hat gesehen, was der anrichten kann. Antworten von ihm wären nett – aber wenn man es hier einfach stoppen kann, mit einem Bolzen. Keine verwandelten Drogen, keine Bleiche mehr.
Sandros Armbrust kommt hoch, der Magier murmelt was und fuchtelt in der Luft. Da fliegt der Bolzen schon, direkt auf’s Ziel zu.
Was dann passiert, Danak kann es nicht wirklich verstehen, sie sieht nur eine Andeutung.
Da war ein verwischter Wirbel, ein violettes Huschen zwischen den Händen des Magiers, das hochflattert, wie ein Blatt in einem Windstoß. Der Bolzen wird aus der Luft zur Seite gefegt. Der zweite, den Sandros hinterherjagt, ebenfalls. Irgendetwas, irgendeine Gewalt erwischt Sandros und drischt ihn zu Boden, als hätte ein wesentlich stärkerer Bruder dieser Bö, ein Orkan, auf kleinen Raum komprimiert, ihn erfasst. Danak fühlt die Wucht des Stoßes, sie steht nah genug. Es erwischt sie noch so stark, dass auch sie in die Knie geht. Sie spürt die Wucht des Stoßes und hört zur gleichen Zeit das Klirren, als ihr Fechtspeer den Boden berührt. Nicht länger in ihrer Hand. Denn die hat sich längst um das kalte Metall geschlossen und zieht den Bügel durch, der die Spannarme ausklappen lässt, ein Bolzen liegt schon auf dem Lauf. Sie will sich aufstützen, um dem Schuss mehr Sicherheit zu geben, und da ist nur Sandros Leib direkt vor ihr. Sie hängt mit den Ellbogen auf seinem Brustkorb, auf dem glatten Stahl des Kürass und ist sich bewusst, dass Sandros, der unter ihr liegt, ihr von der Seite direkt ins Gesicht schaut, lässt sich aber nicht ablenken. Sie hat nur diesen Schuss.
»Wir kriegen dich«, sagt sie, sowohl zu sich selbst als auch irgendwie zu Sandros. »Du Dreckskerl bist dran.«
Der Schuss geht los, und da ist nichts, kein verwischter Wirbel, nur das verblüffte Gesicht des Magiers. Sie sieht den geöffneten Mund, eine auffällige Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen. Hätte so schnell hinterher keine zweite Attacke mehr
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