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Titel: nmp12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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angestarrt. Garbois ruft seine Leute zur Ordnung, tut
beschäftigt. Der Kommissar erscheint auf der Bildfläche. Jung, sportlich,
höflich, intelligenter Blick. Gähnt oft, ist aber hellwach. Was ist passiert
usw. Die alte Leier. Zum x-tenmal erzähle ich meine Version, antworte auf die
üblichen Fragen. Dann wird der Angestellte von der Achterbahn verhört. Viel ist
aus ihm nicht rauszuholen. Danke, Sie können gehen. Damit die Flics wissen, mit
wem sie’s zu tun haben, bitte ich um Erlaubnis, meinen Freund (das Wort betone
ich!) Kommissar Faroux anrufen zu dürfen. Der höfliche Beamte erledigt das
selbst. Nachdem er wieder aufgelegt hat, gähnt er und sagt mit seiner monotonen
Stimme:
    „Kommissar Faroux wird gleich
hier sein. War gar nicht überrascht, daß Ihnen was passiert ist. Ihnen scheint
oft was zu passieren.“
    „Ja, sehr oft“, sage ich
seufzend.
    Wußten die das hier noch nicht?
Auch wenn man im 12. Arrondissement das Gefühl hat, am Arsch von Paris zu
sein... trotzdem! Ich setze mich auf die Arme-Sünder-Bank. Wir warten. Ich
zünde mir eine Pfeife an. Aus den Augenwinkeln beobachte ich eine Partie belote am Tisch nebenan. Garbois und sein Vorgesetzter tuscheln miteinander. Dann
spielen sie ‘n Weilchen mit dem Telefon. Aus der Ausnüchterungszelle dringen
schräge Töne. Ein Besoffener flucht, was das Zeug hält. Ein stämmiger Flic geht
rüber und schnauzt ihn an, damit er ruhig ist. Draußen schüttet es wohl wieder.
Hohe Luftfeuchtigkeit, auch hier im Büro. Dadurch wird der Geruch stärker, der
typische undefinierbare Geruch von Polizeiwachen.
     
    * * *
     
    Die Tür geht auf, und herein
spaziert Faroux. Ich stürze mich auf ihn, drücke ihm die Hand.
    „Fragen Sie mich bitte nicht,
was passiert ist“, komme ich ihm zuvor. „Werd’s Ihnen erzählen.“
    Aber mein Freund will’s gar
nicht wissen. Schiebt mich mit einem „Moment!“ einfach zur Seite und begrüßt
erst mal seine Kollegen. Die übliche Zeremonie. Wie Marschall Foch — dessen
Schnäuzer er geerbt hat — fragt Faroux:
    „Worum geht es?“
    Man erzählt es ihm. Allgemeines
Getuschel. Dann pflanzt sich Faroux vor mir auf:
    „Na los, mein Lieber.“
    Gekonnt schiebt er seinen
Schlapphut in den Nacken. „Erwarten Sie, daß ich Ihnen mein Herz ausschütte?“
frage ich lachend. „Oder warum legen Sie die Ohren frei?“
    „Vielleicht...“ antwortet er
und lächelt mich unschuldig an. Sein Hut erinnert mich daran, daß meiner weg
ist. Hat sich bei der Prügelei selbständig gemacht und fährt vielleicht immer
noch Achterbahn. Ich berichte Faroux von meinem Erlebnis.
    „Hm“, knurrt der Kommissar und
zuckt die Achseln. „Auf jeden Fall verbürge ich mich für ihn.“ Kopfbewegung in
meine Richtung. „Sie brauchen ihn nicht hierbehalten. Kommen wir auf den Toten
zurück. Wer war das?“
    Der Kommissar des 12.
Arrondissements legt die Papiere, die ihm Garbois gegeben hat, auf den
Schreibtisch.
    „Roger Lancelin“, sagt er.
„Geboren 1918 in Meaux. Beruf: Vertreter. Wohnhaft in Marseille, wenn man dem
Ausweis glauben kann. Unter uns, der sieht nicht besonders vertrauenerweckend
aus...“
    Faroux nimmt den Ausweis und
sagt, daß er tatsächlich... „Die Brieftasche enthält viel Geld“, fährt der
andere fort. „Sonst nichts. Kein Brief, kein Umschlag. Nicht mal ‘ne
Visitenkarte. Kein Hinweis auf seine Pariser Wohnung. Seltsam, was?“
    Faroux wiegt den Kopf hin und
her.
    „Und die Frau?“ fragt er. „Die,
die umgekippt ist?“
    „Simone
Blanchet, 25 Jahre, ledig, Rue de la Brèche-aux-Loups. Ist ins Hospital Rothschild
gebracht worden. Zur Erholung. Zittert zwar noch vor Angst, aber einer unserer
Leute hat sie verhört. Sie hat nichts weiter gesagt, nur daß sie nie wieder
einen Fuß auf so’n Ding setzen wird. Hat gesehen, daß
sich die beiden geschlagen haben. Wer angefangen hat, weiß sie nicht. Außerdem
war sie alleine, kannte keinen von denen, die mit im Wagen saßen.“
    „Dachten Sie, sie hätte
wenigstens einen gekannt?“
    „Na ja... äh... Man kann ja mal
was annehmen und Fragen stellen, nicht wahr? Kostet doch nichts... Aber wir
haben uns geirrt. Wie bei Ihrem Freund. Als wir seinen Beruf sahen...“
    „Ja“, lacht Faroux. „So ‘ne
Lizenz ist wie’n ellenlanges Strafregister . Wirkt
genauso. Na ja, ich glaub, das ist alles, oder?“
    „Natürlich.“
    „Dann guten Abend. Kommen Sie,
Burma? Draußen steht mein Wagen.“
    „Meiner steht in der Nähe der
Place de la Nation“, sage ich.

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