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gerne
Näheres hören, wenn möglich. Paßt noch gut in die Mittagsausgabe. Hatten Sie
‘ne heiße Spur?“
„Nicht mal ‘ne kalte. Bin an
einen Verrückten geraten. Könnten Sie mir den vermischten Artikel mal
vorlesen?“
Die Meldung hält sich ziemlich
treu an die Fakten.
„Soll ich das Ganze noch etwas
würzen?“ fragt der trinkfreudige Journalist.
„Nein. Gefällt mir sehr gut
so.“
Wir legen auf. Ich genehmige
mir einen kleinen Rachenputzer. Dann rasiere ich mich. Als ich mir grade das
Kinn ab trockne, läutet es an der Tür. Ich gehe hin und öffne. Sie stehen vor
mir, alle beide. Wie zwei Teufel aus der Kiste. Florimond Faroux und Inspektor
Grégoire, natürlich mit sorgenvoller, wichtiger Miene.
„Salut“, begrüßt mich der
Kommissar. „Von Ihnen hat man lange was, hm? Inspektor Grégoire kennen Sie ja,
oder?“
„Wir_ haben uns erst gestern
noch getroffen“, antworte ich. „Gute zwanzig Minuten haben wir auf dem
Bahnsteig geplaudert. Gegen sechs Uhr, Gare de Lyon. Der Inspektor wartete auf
seine Frau.“
„Genau. Und Sie?“
„Hat Ihnen der Inspektor das
nicht erzählt? Hélène war ein paar Wochen an der Côte d’Azur. Sollte gestern
zurückkommen, mit demselben Zug wie Madame Grégoire samt Nichte. Aber sie hat
leider ihren Zug verpaßt.“
„Und genau darum geht’s“, sagt
Faroux.
„Hab ich mir’s doch gedacht...“
„Tja. Wissen Sie, was Grégoire
denkt?“
„Nein, aber Sie werden’s mir
bestimmt gleich mitteilen.“
„Er denkt, daß sie gar nicht
auf Hélène gewartet haben, sondern auf jemand anders. Zum Beispiel auf einen
aus Marseille. Und dieser Jemand hat sich aus dem Staub gemacht, als er sah,
daß Sie nicht alleine waren. Aber später haben Sie sich dann doch noch
getroffen. Auf der Foire de Trône.“
„Ha, ha!“ mache ich. „Das denkt
also Inspektor Grégoire?“
„Ja.“
Resigniert hebe ich die
Schultern.
„So langsam hab ich den Kaffee
auf. Früher war das so mit den Flics: um sie zu überzeugen, daß es regnete,
mußte man ihnen schon mindestens ‘ne Überschwemmung liefern. Heute kriegen sie
einen Tropfen mit — aus einer Gießkanne vom Balkon — , und schon lassen sie ‘n Staudamm bauen. Die neue Schule, was? Also, gestern war
ich gut bedient. Hab mindestens drei Exemplare davon bewundern können:
Grégoire, den Uniformierten vor der Achterbahn und Inspektor Garbois.“
„Schluß jetzt!“ unterbricht
mich Faroux. „Sie wollen nur ablenken. Grégoire hat gestern etwas Seltsames in
Ihrem Verhalten festgestellt.“
„So? Hat er das?“
„Ja. Hat er.“
„Und ich weiß auch, warum! Die
Bahnsteigkarte in meiner Hand, das war’s! Hat mich an etwas erinnert. Fühlte
mich ganz komisch... schlechtes Gewissen gegenüber einem Polizisten, wenn Sie
so wollen. Das Gefühl ging dann zwar vorüber, stand mir aber wohl noch im
Gesicht geschrieben.“
„Sie sahen aus, als fühlten Sie
sich nicht wohl“, mischte sich Grégoire ein.
„Stimmt“, geb ich zu.
„Entschuldigen Sie, Inspektor, aber Sie hätten das Gespräch auf Tonband
aufzeichnen sollen. Dann wüßten Sie auch, warum!“
„Ich hab absichtlich den
Blödmann gespielt“, sagt er lachend, wird aber trotzdem rot.
„Glückwunsch. Ist Ihnen
hundertprozentig geglückt.“
„Schnauze!“ knurrt Faroux. „Auf
wen haben Sie gewartet? Hélène oder Lancelin?“
„Hélène.“
Ich hole aus der Schublade einen
Stapel Postkarten und Briefe. „Hier, die Karte, die sie mir von der Côte
geschrieben hat. Und hier der Brief, in dem sie mir ihre Ankunftszeit mitteilt.
Eben hat sie angerufen. Ein verstauchter Knöchel hat sie davon abgehalten, den
Zug zu nehmen. Sie wird noch ein paar Tage dort bleiben müssen. Können Sie
alles nachprüfen.“
„Ja, ja, schon gut“,
beschwichtigt mich Faroux und gibt mir die Post zurück. „Grégoire hat sich da
was zusammengereimt. Seien Sie ihm nicht böse, Burma.“
„Bin ich nicht. Schließlich tut
er nur seine Pflicht. Aber trotzdem. Er und die andern, Sie alle, Sie sind
schnell dabei mit Schlußfolgerungen. Dieser Lancelin wohnte in Marseille. Gut.
Aber nichts läßt darauf schließen, daß er gestern nachmittag in unserem Zug saß.“
„Nichts, stimmt. Nur eine
Vermutung von Grégoire.“
„Vielleicht lebte er schon ‘ne
Weile in Paris.“
„Vielleicht.“
„Wissen Sie schon was Neues?“
„Nichts. Kommen Sie, Grégoire?
Wir gehen. Entschuldigen Sie unseren Verdacht, Burma.“
„Macht nichts. Dafür bin ich ja
da.“
Sie
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