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Titel: nmp12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Appetit, den Sie in ihren wilden Augen lesen können wie die
Zeitungsmeldungen in der Abendausgabe, diesen herrlichen Benzin-Punsch saufen!
Als Vitamine geben wir noch einen Löffel Schweröl und etwas Pfeifenseiber
hinzu. Hier geht’s rein, Messieurs-Dames. Eine lehrreiche Vorstellung,
ausgefallen, voller Überraschungen. Hierher! Hierher! Ringkämpfe, Schießbuden,
Fruchtbonbons, Lotteriebuden. Komm an meine breite Schulter, mein Schatz! Das Fest
geht weiter! Es wogt hin und her.
    Ich tauche weiter unten in die
Menge ein; alles schreit und brüllt und gestikuliert. Ich werde auf einer Welle
hochgehoben, falle wieder nach unten, die Wagen der Achterbahn machen einen
Höllenlärm auf ihren Schienen. Die bunt angestrahlten Gondeln des Riesenrades,
Düsenflugzeuge, rot, grün und gelb. Der Himmel, die Bäume der Place de la
Nation, und hoch über dem Ganzen: ich im Wagen der Achterbahn. Unter mir, auf
ihren Säulen, Philippe Auguste und Saint Louis. Der Mann aus Borneo, der Wilde.
Und ich falle, und ich steige, versinke, komme wieder nach oben. Der Nachtwind,
der Wind der Geschwindigkeit peitscht mir das Gesicht, im Nacken spüre ich den
Atem des Mannes, der sich von hinten an mich klammert. Das panische Gebrüll der
Menge. Die wogende Menschenmenge. Die Attraktionen. Immer mehr, immer mehr, wie
bei Nicolet. Phantastisches Intermezzo. Ich mache mich los. Ein Schlag auf den
Schädel. Noch einer. Und es wogt hin und her. Rufen Sie, schreien Sie, brüllen
Sie! Ich breche zusammen, um mich herum tanzt und dreht sich alles, die Bäume,
die fünfstöckigen Häuser, das Stangengewirr der Achterbahn. Ich stoße an die
Innenwände des riesigen Malstromtrichers... und dann geht’s langsamer, immer
langsamer. Vielleicht wie beim Sterben. Ich werde weniger hin- und hergestoßen,
geschüttelt und gerüttelt, versinke in einem watteähnlichen Nebel. Noch einmal
krampft sich mein Magen zusammen. Und dann... nichts mehr.
     
    * * *
     
    Aus der Tiefe von Raum und Zeit,
durch hundert Schichten vernebelter Gedanken und den ganzen Trubel der Foire
du Trône hindurch dringen Stimmen an meine tauben Ohren.
    „Kümmern Sie sich um die Frau.“
    Natürlich. Frauen und Kinder
zuerst.
    „Was ist mit ihr?“
    „Bewegt sich nicht.“
    „Und der da?“
    „Tja...“
    Eine leise Stimme, mit
Seifenpulver gewaschen. Garantiert persilweiß.
    „Ja?“
    „Tot.“
    Jemand flucht. Kräftige Flüche,
so wie ich sie normalerweise gebrauche, wenn ich die Kraft dazu habe...
    Ich atme tief ein, ziehe alles,
was ich an Fett- und Benzingeruch kriegen kann, in mich hinein. Ohne mich zu
bewegen, hebe ich meine Augenlider einen Spalt.
    Ich liege in dem Wagen der
Achterbahn. Wir stehen wieder da, wo wir abgefahren sind. Draußen drängt sich
die Menschenmenge. Aber mir wird die Sicht versperrt: marineblaue Uniform,
schwarzer Gürtel und Revolvertasche. Ein Flic in Großaufnahme, Rückenansicht.
    „Kümmern Sie sich um die Frau“,
wiederholt jemand.
    „Bringt sie weg“, gibt ein anderer Anweisung.
    Ich sehe sie auf der Sitzbank
vor mir, leblos, auf dem Rücken, aschfahl im Gesicht. Sieht ziemlich
mitgenommen aus. Ihre langen, braunen Haare berühren meine Knie. Drei Männer
eilen herbei, einer im Kittel. Sie schnappen sich die Frau ohne Umstände, ohne
Rücksicht auf Sitte und Anstand, befördern sie aus dem Waggon. Ihr blaues Kleid
rutscht hoch, weit über die Knie, und zeigt die Beine in den feinen
Seidenstrümpfen. Hübsche Beine. Sehr hübsch. Hab sie schon bemerkt, als sie aus
dem Ungeheuer von Loch Ness stieg. Und daß sie alleine war, hab ich auch
bemerkt. Und da ich auch alleine war, bin ich ihr nachgegangen, ohne sie
anzuquatschen. Vielleicht wollte ich ja nur ihre hübschen Beine bewundern. Und
als sie sich in einen Wagen der Super-Achterbahn setzte, hab ich mich einfach
direkt hinter sie gesetzt. Und dann...
    Der schwarze Ledergürtel vor
mir dreht sich um, die Revolvertasche wechselt von rechts nach links. Der Flic
beugt sich über mich. Seine Hand zerquetscht mir die Schulter.
    „He!“ ruft er zartfühlend.
    „Ja“, antworte ich schwach.
    „Was ist los?“
    „Werd’s Ihnen sagen.“
    „Kommen Sie da raus.“
    „Werd’s versuchen.“
    Er hilft mir auf die Beine.
Blut schießt mir in den Kopf. Ich spüre es unter meiner Schädeldecke dröhnen.
Eine neugierige Menge drängt sich um das Karussell, wo sich soeben ein Drama abgespielt
hat. Ich seh sie durch einen rötlichen Nebel, unwirklich und stark vergrößert.
Ich stehe auf den

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