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nmp12

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Titel: nmp12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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mein rechtes Ohr. Mein linkes wird von einem
aufreizenden Paris-Canaille bearbeitet. Und wo sind die aufdringlichen
Töne der mechanischen Klaviere von früher, die „Schlepper“ der verrufenen
Lokale? Alles wird von dem zischenden Lärm der Karussells übertönt, daß der
Boden vibriert. Die verschiedensten Gerüche überfallen hinterrücks meine Nase.
Dagegen war die Kippe von Inspektor Grégoire ein wohlduftendes Riechstäbchen.
Hier stinkt’s nach Motorenöl, nach Pommes frites und beignets , nach
Zuckerwatte, Staub und dem billigen Parfum, mit dem sich die ausgelassenen
Dienstmädchen und ihre großspurigen Freier überschütten. Leider riecht es nicht
nach Schweiß. Dafür ist es nicht heiß genug. Ich stürze mich ins Vergnügen.
     
    * * *
     
    Ringkämpfer, Schießbuden,
Karamelbonbons, Lotteriebuden. Spielen Sie mit, setzen Sie... das Rad dreht
sich... die 15 gewinnt. Die 15 gewinnt fünf Kilo Zucker. Wahrsagen, Handlesen,
Liebeshoroskop, Schiffschaukeln. Der Zwerg mit den zwei Köpfen, der Mann mit
den tausend Händen. Das Riesenbaby: zwanzig Jahre, zweihundert Kilo, zwei Meter
Taillenumfang. Emma mit ihren Schlangen. Eva mit ihren Töchtern. Nur für
Erwachsene. Musée Dupuytren. Medizinische Wunder. Launen der Natur. Jemand
tritt Gilbert Bécaud kräftig auf die Füße. Er jault noch lauter als sonst.
Überall Ringkämpfe. Rechts von mir der Freundliche von der Calmette, Champion
aller Klassen. Links Kid Batignol, der Held von Australien. Griechisch-römisch,
Freistil, Catchen, Boxen, Straßenkampf, auf Wunsch mit Zusammenschlagen. Jeder
ist angesprochen: die Menschenmenge, die Athleten auf dem Podest, die Frau, die
die Trommel schlägt. Überall Ringkämpfe. Kampf ist angesagt. Wer nicht aufpaßt,
kriegt was drauf. Kid Batignol gegen Monsieur X, dem Profi-Amateur, der seit
zehn Jahren als erster in den Ring steigt, um das Geschäft anzukurbeln.
Herrreinspaziert, Messieurs-Dames, auf Sie wartet ein Schaukampf! Sport, Sport,
überall Sport. Achtung, aufgepaßt! Das Fest geht weiter. Tierische Schreie,
Gebrüll, Rohrflöten, Lachen, Weinen. Zuckerwatte. Weingummi aus Lyon.
Schweinetaufe. Trockenes Geknalle von Gewehren und Pistolen. Prüfen Sie Ihre
Geschicklichkeit! Versuchen Sie Ihr Glück! Das tanzende Ei auf dem
Springbrunnen, Serge Lifar aus dem Krieg. Gipsröhrchen purzeln. Fünf
Stoffbälle, hundert Francs . Die Pyramide aus alten
Konservenbüchsen stürzt in sich zusammen. Tusch! Und das Rad dreht sich weiter.
Rotor. Labyrinth. Spiegelkabinett. Todesschleife. Knatternde Motorräder.
Geisterbahn. Kitzelnde Skelette. Von Motten zerfressenes altes Weib, das ins
Mikrophon spuckt. Das Schauspiel für aufgeklärte Erwachsene, für alle Liebhaber
des Schönen Geschlechts, für Kunst- und Naturfreunde, kurz, für alle, die den
Glanz und die Frische der Jugend zu schätzen wissen. Für hundert Francs, nicht
mehr, für nur hundert Francs, Mademoiselle Coralie und ihre Schwestern, hier
sind sie, ein Plattenspieler übertönt die Stimme der Schreckschraube,
Mademoiselle Coralie kommt nach vorn aufs Podest, zappelt gegen die Musik an,
ihr seitlich geschlitztes hautenges Kleid zeigt einen Oberschenkel, tierisches
Gebrüll, Mademoiselle Coralie und ihre Schwestern, fatale Schönheiten, wie es
sie heute gar nicht mehr gibt, sie werden hier drin zu Ihrem Vergnügen, zu
Ihrer Freude, als Augenschmaus, sie werden ein lebendes Bild darstellen, das
Tote wiederauferweckt. Frau mit Bart. Dressierte Tiere. Es wogt hin und her.
Riesenrad, Berg- und Tal-Bahn, Auto-Skooter, Düsenflugzeuge, Holzpferde, jede
Menge Holzköpfe, Raupen, das Ungeheuer von Loch Ness.
    Rufen Sie, brüllen Sie,
schreien Sie! Reizen Sie das Ungeheuer, das schreckliche Monster! Hierher!
Hierher! Leibhaftige Feuerschlucker, der Mann aus Borneo, das wilde Tier auf
zwei Beinen, hierher! Omelette mit Dieselöl, Löwenwurst mit Sägemehl, Teer und
Petroleum, das sind ihre Lieblingsspeisen. Mesdames, Messieurs, junge Leute und
Soldaten! Sie schmieden mit ihren nackten Füßen diese Eisenstange, die ist
nicht rot angemalt, die glüht im Feuer — nehmen Sie
den Feuerhaken in die Hand, wenn Sie’s nicht glauben! Sie berühren damit ihre
Haut an den empfindlichsten Stellen, sogar an der Zunge, Sie werden hören, wie
das Fleisch zischt, meine Herrschaften, Sie werden es riechen! Und dann werden
dieser Mann hier und diese Frau, seltene Exemplare eines fernen Volksstammes
aus einem noch ferneren Land, werden diese beiden Wilden vor Ihren Augen mit
großem

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