No Sex in the City
hatten Schilder herausgehängt, die die Gäste mit einem Nein zum Golfplatz! begrüßten, und innerhalb von fünf Minuten schienen diese Schilder auch die Fenster erobert zu haben.
Nahm man noch hinzu, dass, yeah, Ewan McGregor tatsächlich kam, ebenso Hamish Clark und mindestens ein Hobbit, dann konnte man verstehen, dass sich die gesamte Stadt in ein heftiges hormonelles Beben verwandelt hatte und Geschäfte bis hin nach Edinburgh ihre Ballkleider als ausverkauft meldeten. Sogar Clara und Mum daheim klangen neidisch, obwohl Clara ihren Neid lediglich darauf schob, dass es Leute gab, die mehr als zwei Schritte laufen konnten, ohne zusammenzubrechen oder aufs Klo zu müssen. Sie warnte Katie davor, sich mit einem der Männer einzulassen, falls die Heuschrecken denn einen übrig lassen sollten. Katie versicherte ihr, dass in dieser Hinsicht wohl kaum Gefahr bestand.
Louise warf ihr kleines Schwarzes aufs Bett. »Jetzt wäre es mir lieber, ich hätte etwas Ausgefalleneres mitgebracht«, sagte sie.
Olivia sah vom Waschbecken herüber, wo sie versuchte, Hautunreinheiten mit Touche Éclat zu kaschieren. Weil sie nun einmal Olivia war, hatte sie natürlich von einem göttlichen kleinen Hippiehotel gewusst, das sich in einem Schloss ein Stückchen die Straße runter befand und nur müslikauenden Yogafreaks offenstand (»Großartig, das müsst ihr sehen. Allerdings werdet ihr es nicht zu sehen bekommen, weil Ungläubige die Chi-Linien stören«). Sie strahlte immer noch beseelt, obwohl Louises und Katies Dachkammer sie sprachlos machte.
»Das tut mir leid«, sagte sie. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass es so schlimm ist. Hier kann man sich bestimmt das Leben abgewöhnen.«
»Ja«, sagte Katie, die sich mittlerweile an das Haus gewöhnt hatte und seine geistige Atmosphäre, seine Robustheit und die unglaubliche Ruhe sogar schätzte. »Man kann sich hier alles abgewöhnen, nur den Umgang mit Spinnen nicht.«
»Und mit Staubbären«, sagte Louise. »Und das ist noch ein freundlicher Ausdruck für eine ziemlich ekelige Sache.«
Es war der Tag der Party. Draußen regnete es noch immer. Katie hatte getan, was sie tun konnte, und tatsächlich war das Telefon gegen Ende erstaunlich ruhig geworden. Harry war den ganzen Tag vor Ort gewesen und hatte sichergestellt, dass Zeltpflöcke an der richtigen Stelle eingeschlagen wurden und genügend Schirme da waren, um die Leute von ihren Autos über den morastigen Boden zu geleiten. Kennedy hatte den großen Ballsaal als Aufenthaltsraum vorgeschlagen, und sie hatten erleichtert zugestimmt. Ihre Fantasien von Leuten, die mit Schampusgläsern in der Hand über den Rasen flanierten, mussten wohl begraben werden. Derek war im Besitz einer vollständigen Liste von angemeldeten Gästen, so dass man hoffentlich die meisten ungeladenen würde fernhalten können. Kelpie hatte auf einer Gewalttour zu den Bauernhöfen und zum Technikzentrum die ihr eigene Mischung aus sexuellen und Gewaltdrohungen ausgespielt und vierzig junge Männer als Kellner gewonnen.
Louise starrte traurig ihr Kleid an. Katie wandte sich wieder der Zeitung zu. Von Iain war immer noch nicht die Spur zu sehen. Vermutlich war er im Wohnwagenpark, wo die meisten Frauen wohnten, und sie würde ihm bestimmt nicht nachsteigen. Sie tat vielmehr das Gegenteil und vermied die Hauptstraße, wenn es nur irgend ging.
In Wahrheit mied Iain die Stadt ebenfalls und wanderte viel im Moor herum und dachte nach. Wenn die Party ein Erfolg sein würde, wäre sein Dad der Verlierer. Das wäre interessant. Und Katie würde gehen. Er konnte immer noch nicht begreifen, dass er alles vermasselt hatte und was für ein Idiot er gewesen war. Damals im College war er großartig gewesen. Kein Wenn und Aber, überall Mädels in der großen Stadt. Aber zurück in der Kleinstadt ... irgendwo auf dem Rückweg hatte er all seinen Mut verloren. Er hatte sich zusammennehmen und die Sache angehen müssen. Tief im Inneren allerdings hielt er sich nicht für eine mutige Person. Das war ihm seit seinem elften Lebensjahr vollkommen klar.
Katie blätterte zur Kommentarseite. Die ganzen Wochen über war sie fantastisch gewesen, hatte den heutigen Abend und die Stadt hochgejubelt und hatte niemals aufgehört, den Lesern die Botschaft gegen den Golfplatz einzuhämmern. Heute war dort zu lesen:
Liebe Leser, verstehen Sie mich nicht falsch. In hundert Jahren passiert nur einmal ein Ereignis, das eine Stadt für immer prägt. Ein Ereignis dieser Art steht uns nun
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