no_way_out (German Edition)
Orte?«, fragte ich.
»Willst du dich beschweren?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Na, dann komm«, sagte er.
Das Tor war verriegelt, was mir ziemlich sinnlos vorkam, weil im Fenster neben dem Tor die Scheibe fehlte. Smiley half mir durch die Öffnung. Ich ließ mich ins stockdunkle Innere gleiten. Kurz danach stand Smiley neben mir. »Alles in Ordnung?«, hörte ich ihn fragen und gleich darauf leuchtete ein Licht auf.
»Alles bestens«, sagte ich und klappte zusammen.
Ein paar Minuten später lag ich zwischen Lagerkisten auf einer uralten Matratze. Smiley wickelte mich in eine Decke, als wäre die Halle der Stall von Bethlehem und ich Jesus höchstpersönlich. Das Bild des schwarzen Mannes tauchte vor mir auf, aber nur kurz und verschwommen. Die Dunkelheit verschlang es, bevor ich mich fürchten konnte.
Als ich erwachte, schien die Sonne durch große Fenster. Staub tanzte in den hellen Strahlen. Ich konnte mich kaum bewegen. Mein ganzer Körper schmerzte. Vom Aufprall aufs Wasser, von Smileys harten Griffen, vom unbequemen Lager. Mein Kopf fühlte sich heiß an. Ich glaubte, Stimmen zu hören. In der Ferne bellte ein Hund. Rotorengeräusche eines Helikopters füllten die Luft und dröhnten in meinem Kopf als Echo weiter. Sie mussten die Suche nach uns wieder aufgenommen haben.
»Smiley? Bist du da?«
Es kam keine Antwort. Angst nagte sich durch mich hindurch wie eine gefräßige Maus durch ein Stück Käse. Das Schlimmste war nicht der Gedanke, was mir alles passieren konnte. Gut, das war schlimm, denn obwohl mein Leben nicht wirklich ein Leben war, hatte ich immer noch Schiss vor dem Tod. Viel schlimmer war die Angst um Edy. Die Vorstellung, dass sie gestorben war oder sterben würde, presste meinen Brustkorb zusammen. Jeder Atemzug schmerzte wie die Hölle. Genau dort würde ich hinkommen, wenn ich starb. In die Hölle.
Kurz bevor ich sicher war, in einer sonnendurchfluteten Lagerhalle an Schuldgefühlen und Angst draufzugehen, kam Smiley zurück. »Oh, Scheiße«, flüsterte er. »Du brauchst wirklich Hilfe. Erschrick jetzt bloß nicht. Ich bin nicht allein. Ich habe jemanden mitgebracht.«
Klaus P. Niedermeier @KPNiedermeier
@JoJoCan Nun werde mal nicht dramatisch! Niemand hat diese Kriminellen gezwungen, von der Brücke zu springen. Sie hätten sich stellen können.
Das Erste, was ich sah, war eines dieser schreiend bunten Radleroutfits. Darin steckte eine Frau, die viel zu vornehm war für solch verboten grässliche Klamotten. »Ich bin Margot«, stellte sie sich vor.
Ihre Stimme klang wie eine erfrischende Brise. Dazu passten die kühlen Hände, die sich auf meine fiebrig heiße Stirn legten. Ganz anders ihre Augen. Die waren ein tiefes, warmes Braun. Ich muss total von der Rolle gewesen sein, denn ich erinnere mich, dass ich in diesen Augen Vergebung suchte, als ob das in ihrer Macht gestanden hätte.
»Du hast ziemliches Fieber.« Sie streifte ihren Rucksack ab, öffnete ihn und zog eine Flasche heraus. Obwohl ich beim Sprung von der Brücke mindestens eine Jahresration Wasser geschluckt hatte, wurde mir bewusst, wie viel Durst ich hatte. Gierig kippte ich die Flüssigkeit in mich hinein.
»Die Radlerkluft ist Tarnung«, erklärte Smiley. »Sie ist Ärztin.«
Ich setzte die Flasche ab. »Woher hast …«
»Keine Angst, sie ist keine der Doc-Walter-Sorte«, unterbrach mich Smiley. »Sie steht auf unserer Seite.«
Ich hatte nicht gewusst, dass wir eine Seite hatten. Bis jetzt hatte ich geglaubt, es wären Smiley und ich gegen den Rest der Welt.
»Unsere Seite?«, fragte ich.
»Das ist eine lange Geschichte«, antwortete Margot. »Ich denke, erst einmal sollst du wissen, dass Edy den Angriff überlebt hat. Sie wurde ins Krankenhaus am Ring gebracht. Die haben eine der besten …«
In mir öffnete sich eine Schleuse. Es fühlte sich an, als ob ein ganzer Schwall Angst abfloss. Vor lauter Erleichterung hörte ich nicht, was die getarnte Radlerärztin sonst noch sagte. Deshalb erschrak ich ziemlich heftig beim Anblick des komischen Gerätes, mit dem sie mir vor der Nase herumfuchtelte. Dann begann sie auch noch, meinen Körper damit abzuscannen. Um mir nicht anmerken zu lassen, wie viel Furcht mir das einjagte, versuchte ich es mit einem Scherz.
»Halten Sie mich für einen Außerirdischen?«, fragte ich. »Keine Bange, ich …«
»Pssst!«, zischte Smiley.
Ich hielt die Klappe und wartete, bis Margot meinen ganzen Körper gecheckt hatte.
»Sie haben ihn
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