no_way_out (German Edition)

Smiley eingebuchtet?«
    »Das ist unsere Arbeit«, sagte Daniel. »Die Verdachtsmomente und Anschuldigungen gegen euch wogen sehr schwer. Es hat eine Weile gedauert, bis alle entkräftet waren, aber nachdem Jakob Linder verhaftet wurde, begannen die Leute zu reden. Zuerst die von der Klinik. Ein Eingeweihter bestätigte die unglaubliche Geschichte mit den Chips, ein anderer gab uns Einblicke in die Test- und Versuchspraktiken, die zur sofortigen Schließung der Klinik führten. Einzelne Mitglieder des BtN brachen unter der Beweislast zusammen und sagten aus. Wir haben konkrete Spuren zu geheimen Untergrundgruppierungen. Wer die Morde für Jakob Linder ausgeführt hat, wissen wir noch nicht, aber wir werden es herausfinden.«
    Smiley und ich hatten mehr als nur Staub aufgewirbelt! Das kapierte ich. Viel wichtiger war mir etwas anderes. Daniel hatte alle gesagt. Alle Anschuldigungen entkräftet . Bedeutete das …
    »Edy Linder behauptet, sie sei freiwillig mit dir gegangen, weil sie Angst hatte, im Haus nicht sicher zu sein.«
    »Aber ich …«
    »Ich weiß, was du ausgesagt hast. Edy meint, du hast da etwas durcheinandergebracht, weil du unter dem Einfluss von bewusstseinsverändernden Medikamenten gestanden hast.«
    Edy. Sie hatte mich gerettet. Den Scheißkerl, der auf sie gezielt hatte. Ich starrte an die Decke und drängte die Tränen zurück.
    »Warum habt ihr Edy aus dem Krankenhaus rausgelassen?«, fragte ich, als ich meine Stimme wieder unter Kontrolle hatte. »Ihr wusstet doch, wie gefährlich Jake ist.«
    Daniel starrte wieder auf seine Hände. »Es ging nicht anders. Jakob Linder hat einflussreiche Freunde. Wir hätten sie so schnell wie möglich zurückgeholt, aber …«
    Ich wusste, was jetzt kam, und brachte den Satz für ihn zu Ende. »Wir waren zu schnell.«
    »Ja.«
    »Was passiert jetzt mit mir?«, fragte ich.
    »Reha. Gesund werden. Gegen Jakob Linder aussagen. Der Rest liegt an dir.«
    An mir?
    »Aber …«
    »Vergiss den Knast, Brückenspringer.« Er zwinkerte mir zu, doch sein Gesicht blieb sehr ernst. »Du gehst für diese Sache nicht in den Knast und ich will auch nie hören, dass du wegen irgendeiner anderen Sache im Knast gelandet bist. Ist das klar?«
    Ich wusste, was er mir sagen wollte. Ich bekam eine Chance. Bevor er ging, entschuldigte ich mich für die Sache mit dem Arm. »Welche Sache mit dem Arm?«, fragte er und diesmal grinste er wieder, als er mir zuzwinkerte.
    Edys einziger Besuch bei mir war kurz. Sie kam, um mir zu sagen, dass sie wegging. In eine Klinik. Wir sprachen nicht viel. Ich hatte ihren Blick gesehen, kurz bevor ich abdrückte. Sie behauptete, sie verstehe es. Aber verstehen und verzeihen sind nicht dasselbe.
    Als sie ging, war ich bis unter den Rand voll mit Schmerz und trotzdem total leer.
    Nachdem Smiley aus der U-Haft raus war, besuchte er mich jeden Tag. Manchmal zwei Mal am gleichen Tag. Er laberte mich zu, aber ein Teil von mir blieb leer, ganz egal, wie lange und wie viel Smiley laberte.
    Jasper und Johanna brachten ein Tablet mit und wollten es mir dalassen, als Geschenk, damit ich nachlesen konnte, was mit Jake und mit Gerechtigkeit für Leon geschah. Ich lehnte dankend ab. Mir reichte der Zeitungsartikel, den Smiley mir mitgebracht hatte.
     
Spektakuläre Wende im Fall Linder
     
Nach der Verhaftung von Jakob Linder kommen immer neue, schockierende Fakten ans Licht. Der Unternehmer mit der charismatischen Ausstrahlung führte offenbar schon seit Jahren ein Doppelleben.
     
Nachdem die Polizei vor zwei Wochen überraschend den Unternehmer Jakob Linder festgenommen hat, werden jeden Tag weitere Einzelheiten über die Gründe bekannt. Es sind erschreckende Informationen, die ein dunkles Doppelleben enthüllen. Jakob Linder wird unter anderem Anstiftung zu Mord und versuchter Mord angelastet.
Wie sich erst jetzt herausstellt, stand Jakob Linder nicht erst seit dem Mord an seiner Frau unter Beobachtung einer Sondereinheit der Polizei. Diese Sondereinheit nahm ihre Arbeit kurz nach der Gründung der Bewegung Gerechtigkeit für Leon auf. Mit der Einschleusung eines verdeckten Ermittlers in die Bewegung kam eine neue Dynamik in den Fall. Dass sich die beiden Jugendlichen Mick Steiner und Kurt Walser nach ihrer abenteuerlichen Flucht auf der Suche nach Hilfe an Margot Petersen, die Mutter des inhaftierten Leon Petersen wandten, war für die Sondereinheit ein Glückstreffer.
Ihr waghalsiges und eigenmächtiges Vorgehen, das in einem Einbruch in die Villa von