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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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Ihr habt zu tief gewühlt und zu viel herausgefunden. Ich kann euch nicht leben lassen. Keinen von euch.«
    »Isabella hat Beweise gegen dich gesammelt«, sagte ich. »Es gibt noch mehr. Wenn du im Notizbuch nachschaust, merkst du …«
    »Nett, dass du für mich denken willst, aber das kann ich selber«, unterbrach mich Jake. »Dein Job ist es, Edy-Baby zu töten.«
    »Wir haben einen schönen Film gemacht heute Abend«, klärte ich ihn auf. »Die Medien werden Fragen stellen.«
    »Sollen sie. Wie du weißt, bin ich ein hervorragender Spieler und als solcher auch ein perfekter Schauspieler, Täuscher und Improvisationskünstler.« Er strich sich theatralisch über seinen Hals. »Du warst übrigens ein ziemlich unberechenbarer Gegner und ein mutiger dazu. Damit hast du mich mehr als einmal gezwungen, die Karten neu zu verteilen, aber wie ich schon sagte, du hast verspielt, weil du statt auf den Verstand auf dein Herz gehört hast.«
    Das Herz, von dem Jake sprach, schlug voller Hass. Ich wollte diesen selbstgerechten Idioten anbrüllen, ihn anspucken, nach ihm treten. Aber ich tat es nicht. Weil es ihm gefallen hätte. Ich richtete meinen Blick auf ein Poster über Edys Bett. Nicht auf Edy, denn das hätte mein Herz zerrissen. Die ganze Zeit, in der Jake weiterredete, schaute ich auf das Poster. Es war, als hätte Edy es genau für diesen einen Moment aufgehängt. In der oberen Hälfte ragte eine dunkelgraue Mole in ein graues Meer, das an einem hellgrauen Horizont endete. Die untere Hälfte war weiß. Dort, wo das Grau aufhörte und das Weiß begann, lag über die ganze Breite ein zweizeiliger Text. THE BEAUTY OF GEMINA. AT THE END OF THE SEA.
    Auf der Mole standen verschwommene graue Gestalten. Smiley, Edy und ich. Ich verstand nicht wieso, aber von dem Bild ging eine unendliche Ruhe aus. Sie gab mir die Kraft, Jakes Worte zu ertragen.
    »Du warst am Tatort. Es gibt diesen Film über dich und meine Frau, den Edy-Baby gedreht hat, die naive, dumme kleine Kuh. Deine Fingerabdrücke sind überall, genauso wie die Spuren, die du mit dem Blut meiner Frau gezogen hast. Du hast unseren Nachbarn eingeschüchtert und vor seinen Augen meine Tochter entführt. Am Fluss unten haben sie Isabella-Schätzchens T-Shirt gefunden. Auf dem Messer, das Edy-Baby in der Jagdhütte beinahe getötet hat, sind deine Fingerabdrücke. Ich habe ein paar schlimme Druckstellen am Hals. Die Waffe, mit der du Edy erschießt, wird noch in deinen Händen sein, wenn die Ermittler auftauchen. Ich würde mal sagen, du bist das beste Blatt, das ich je hatte, mein Royal Flush.«
    »Ich habe der Polizei die Wahrheit erzählt, Jakey-Daddy.« Edys Stimme war nicht einmal ein richtiges Flüstern. Trotzdem hatten wir alle gehört, was sie gesagt hatte. »Ich habe dich nicht verraten, Mick. Die Polizei kennt die Wahrheit. Meine Aussage war ein Trick, Jakey-Daddy. Ein Spiel. Weil du doch so gerne spielst.« Sie sah mich an. »Aber ihr solltet nicht mitspielen! Nicht du und Smiley.«
    »Ach, wie rührend!« Jake trat an Edys Bett. »Jetzt verstehe ich, warum die dich im Krankenhaus nicht gehen lassen wollten.« Er strich ihr über die Haare. »Tja, Edy-Baby. Gegen mich zu spielen, heißt verlieren. Womit ich wieder bei dir bin, Kumpel.« Er wandte sich mir zu. »Wenn du Edy-Baby nicht erschießt, wird es einer meiner Männer tun, aber auf eine Weise, dass es sehr, sehr wehtut. Du siehst, sie wird so oder so sterben. Du hast es in der Hand, es ihr leichter zu machen.«
    Jake grinste mich an. Ich glaubte ihm. Alle glaubten ihm, egal, was er ihnen erzählte. Jake trug keine Tattoos. Seine Haut verunstalteten keine Narben. Er wohnte in einem schicken Haus, war Chef einer erfolgreichen Firma, setzte sich mit seinem tatkräftigen Bund für die Grundwerte der Gesellschaft ein, spendete Geld, war ein liebevoller Stiefvater. Sein tragisches Schicksal machte ihn menschlich.
    Noch nie hatte ich die Welt so klar gesehen. Es gab Sieger und Verlierer in einem Spiel, in dem einzelne Schicksale nicht zählten. Jake war ein Sieger. Er war weit oben und er hatte das Zeug, ganz nach oben zu kommen, dorthin, wo die Fäden gezogen wurden, an denen auch unsere Politiker hingen.
    Ich war das Monster, das seine Familie umgebracht hatte. Und Smiley hatte das Pech, mein Freund zu sein. Ja, es gab wirklich Sieger und Verlierer.
    Aber Smiley und ich waren von einer Brücke gesprungen! Unser Spiel war erst aus, wenn wir tot waren. Das war noch nicht das Ende. Noch waren wir im grauen Teil

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