Noah: Thriller (German Edition)
stürmen. Und wenn unsere Wirtschaftsordnung denjenigen belohnt, der das meiste Geld hat, ist es paradox, von den Bürgern Verzicht zu verlangen.
Ich selbst bin Teil dieses Systems, nach dessen Regeln ich spiele, obwohl ich mir der negativen Auswirkungen meines Handelns bewusst bin. Ich weiß, dass irgendetwas nicht stimmen kann, wenn die Tiefkühl-Lasagne nur 1,49 Euro kostet, ein Produkt, das aus einem verarbeiteten Lebewesen besteht und das über Tausende von Kilometern hinweg transportiert und gekühlt wurde. Und trotz des billigen Preises bin ich empört, wenn darin Pferdefleisch nachgewiesen wird. Ich weiß auch, dass für die Herstellung eines Hamburgers 2400 Liter Wasser verbraucht werden, dennoch esse ich ihn manchmal, wenn auch mit schlechtem Gewissen. Dass ich seit kurzem auf ausgewählten Bauernhöfen einkaufe, nach Möglichkeit Fair-Trade-Läden aufsuche und zum Beispiel durch eine Grundsanierung unseres Hauses versuche, meinen ökologischen Fußabdruck wenigstens etwas zu minimieren, ist wie viele andere meiner Bemühungen allerdings nur möglich, weil ich dank des Erfolgs meiner Bücher ein privilegiertes Leben führen darf. Ich habe diesen Roman daher – auch wenn man vielleicht den Eindruck gewinnen könnte – keineswegs mit erhobenem Zeigefinger geschrieben. Der Stein, den ich werfe, würde mich selbst als Ersten treffen.
Das Thema entspringt eher einem Ausdruck meiner eigenen, ganz persönlichen Ohnmacht. Ich kenne die Fakten, ich sehe die Probleme, und auch wenn ich weit davon entfernt bin, ein Kommunist zu sein, bin ich dennoch der Überzeugung, dass unser jetziges System so nicht länger funktionieren kann. Oder um es mit einer gern zitierten Redensart zu sagen: »Wer glaubt, dass die Wirtschaft auf Dauer wachsen kann, ist entweder verrückt oder Volkswirt.«
Natürlich ist Noah ein Unterhaltungsroman, kein Fach- oder Sachbuch. Nur, so scheint es, hat sich mir beim Schreiben ein Thema zwischen die Zeilen geschlichen, das mir anfangs eher unterbewusst auf der Seele brannte – und das nicht erst, seitdem ich dreifacher Familienvater bin. Wenn man so will, habe ich mit Noah Fragen aufgeworfen, auf die ich selbst keine Antwort habe. Doch gute Fragen (das beweist meine Lektorin Regine Weisbrod mit jeder Anmerkung zu meinen Manuskripten immer wieder) können sehr viel bewirken. Sie setzen einen Denkprozess in Gang. Wenn Noah das bei Ihnen ausgelöst haben sollte, wenn Sie das Buch nicht in der Sekunde, in der Sie es ins Regal zurückstellen (oder den Reader ausschalten), sofort wieder vergessen haben, dann ist das Maximum dessen, was ein einfaches Stück Unterhaltungsliteratur leisten kann, erreicht.
»Und jetzt?«, fragen Sie vielleicht. Wie soll es weitergehen, wo Sie mit Fragen allein gelassen wurden und keine Antworten erhalten haben? Auch wenn es wie eine Ausrede klingt, aber das weiß ich auch nicht. Ich bin weder Wissenschaftler oder Ingenieur noch Hellseher. Ich kenne nicht die Lösungen für die dringlichsten Probleme unserer Zeit, die uns anscheinend immer schneller davonläuft. Ich weiß nur, dass sie gefunden werden müssen, und zwar möglichst bald. Und ich weiß, dass man Lösungen nur finden kann, wenn man die Augen öffnet. Eine Seite, die bei diesem Prozess des Augenöffnens vielleicht helfen kann, ist www.footprint-deutschland.de .
Hier können Sie ausrechnen, wie viele Welten Sie derzeit »verbrauchen«, wenn alle anderen Menschen Ihren Lebensstil kopieren würden. Überprüfen Sie, frei nach Kant, ob Ihr Verhalten auch dann unproblematisch wäre, wenn es zu einem allgemeingültigen Maßstab für alle Menschen auf unserem Planeten werden würde. Und bedenken Sie dabei, dass »alle« eine Zahl ist, die schon heute die 7-Milliarden-Grenze geknackt hat.
Wenn Sie dann, so wie ich, feststellen müssen, dass Ihr momentaner Lebensstil 2,4 Welten erfordern würde, dann könnte Ihr Interesse geweckt sein, die Seiten des Club of Rome zu besuchen, der sich seit Jahrzehnten weitaus umfassender mit den von mir nur oberflächlich gestreiften Themen beschäftigt und der in seinen Publikationen nicht nur düstere Zukunftsprognosen aufstellt, sondern auch globale Lösungswege aufzeigt, mit denen wir unser Schicksal in die Hand nehmen und damit zum Besseren wenden können.
Frei nach dem Motto Romain Rollands: »Der Pessimismus im Kopf schließt den Optimismus des Wollens nicht aus.«
Danksagung
Ich danke Ihnen, dem Leser, wie immer zuerst. Ohne Sie wäre ich nichts. Und ich danke
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