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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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sind.«
    Kriminalhauptkommissar Qs Gesicht war unrasiert, seine Gesichtszüge traten deutlicher hervor als sonst.
    »Ich habe ausdrücklich darum gebeten, mich um Sie kümmern zu dürfen«, sagte er und setzte sich ans Kopfende eines schweren Eichentischs. »Bitte.« Er bedeutete Annika, sich zu seiner Linken niederzulassen, startete das Aufnahmegerät und goss sich ein Glas Wasser ein.
    »Vernehmung von Annika Bengtzon, Reporterin beim
Abendblatt,
Geburtsdatum und die vollständigen persönlichen Angaben werden nachgereicht, geführt von Q im Kleinen Kollegiumssaal, Stadshuset Stockholm. Donnerstag, 10. Dezember, Uhrzeit …«
    Er hielt inne und holte Atem, fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Annika ließ sich vorsichtig in einem schwarzen Lehnstuhl mit roter Sitzfläche nieder, schielte hinauf zu all den ernsten Herren in Öl, die aus ihren schweren Rahmen auf sie herabsahen.
    »… Uhrzeit 23.21«, beendete er den Satz. »Sie haben um circa 22.45 Uhr eine verdächtige Person in der Blauen Halle beobachtet, ist das richtig?«
    Annika ließ ihre Tasche auf den Boden fallen und faltete die Hände im Schoß, von ferne, aus einer anderen Welt, hörte sie das Brausen von Stockholms Stadtverkehr.
    »Ich habe keine Ahnung, ob das jemand Verdächtiges war«, sagte Annika.
    »Können Sie einfach beschreiben, was passiert ist?«, bat der Kommissar.
    »Nichts Besonderes. Da war einfach jemand, der mich angerempelt hat.«
    Q wandte, um Beherrschung ringend, den Blick ab.
    »Ich habe eine Menge zu schreiben«, sagte Annika mit einer etwas schrillen Stimme. »Ich habe keine Zeit, hier zu sitzen und zu plaudern. Ich habe nichts Besonderes gesehen, ich habe einfach nur getanzt und bin von einer Frau angerempelt worden, es ist nicht einzusehen, dass ich hier sitzen muss, während die ganze Redaktion auf mich und meinen Artikel wartet …«
    Der Kommissar beugte sich vor und schaltete das Aufnahmegerät mit einem leisen Klicken ab.
    »Jetzt hören Sie mir mal zu, Sie schlagzeilengeile Tante«, sagte er und lehnte sich zu ihr herüber. Seine Augen waren trüb. »Das ist wirklich nicht der Moment für Egozentrik. Sie sagen, was Sie gesehen, gehört und gefühlt haben, exakt, wie Sie es in Erinnerung haben, genau hier und jetzt. Es ist erst eine halbe Stunde her, und Sie waren am nächsten dran.«
    Einen Augenblick starrte sie zurück, doch dann löste sie den Blick, sah hinüber zu den schweren Lederfolianten in dunklen Eichenregalen. Sie nickte. Hatte er sie wirklich als
schlagzeilengeil
bezeichnet?
    »Wir werden später noch eine wesentlich detailliertere Vernehmung machen«, sagte Q leise und viel müder und freundlicher. »Jetzt geht es darum, ein erstes Bild zu bekommen. Erzählen Sie der Reihe nach und überlassen Sie es uns, zu entscheiden, was richtig und was falsch ist.«
    Er startete das Aufnahmegerät wieder, Annika räusperte sich und versuchte die Schultern zu entspannen.
    »Eine Frau«, sagte sie. »Eine Frau hat mich mit dem Ellenbogen angestoßen und ist mir auf den Fuß getreten.«
    »Wie sah die Frau aus?«
    Der Raum mit seinen schweren Ölgemälden und dunklen Bücherregalen stürzte über ihr ein, sie hielt sich die Hände vor die Augen und hörte sich selbst mit einem langen zitternden Seufzen nach Luft schnappen.
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte sie.
    Ihr Handy begann zu klingeln, das Geräusch holte sie in die Wirklichkeit zurück. Schweigend warteten sie, bis das Klingeln erstarb.
    »Überlegen Sie. Wo befanden Sie sich, als sie Sie anrempelte?«
    Sie erinnerte sich an die Musik, das Glitzern und die Freude, die Dunkelheit und das Gedränge.
    »Auf der Tanzfläche, ich habe getanzt. Am Ende vom Goldenen Saal, nicht da, wo das Orchester gespielt hat; auf der anderen Seite.«
    »Mit wem haben Sie getanzt?«
    Verwirrung und Scham überkamen sie, und sie schlug die Augen nieder.
    »Er heißt Bosse, ist Reporter beim
Konkurrenten.
«
    »So ein blonder Kerl, ziemlich groß?«
    Annika nickte, den Blick gesenkt, die Wangen gerötet.
    »Könnten Sie bitte verbal antworten? Danke.«
    »Ja«, sagte sie eine Spur zu laut und richtete sich auf. »Ja, ganz genau.«
    »Könnte er etwas gesehen haben?«
    »Ja, natürlich, obwohl ich nicht glaube, dass sie ihn auch getreten hat.«
    »Und was ist weiter passiert?«
    Was war weiter passiert? Nichts weiter. Überhaupt nichts, das war alles, was sie gesehen hatte.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich habe mich umgedreht und sonst nichts gesehen.«
    »Und haben Sie nichts

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