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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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mit dem langen, dicken Zopf verneigte sich mehrfach. Diese kleine, gesichtswahrende Korrektur war im voraus mit Vargas abgesprochen worden, denn der Betrag, den sein portugiesischer Kollege als ihre Vergütung von zweieinhalb Prozent errechnet hatte – einhundertsiebzehn Pfund, acht Shilling und Sixpence für beide zusammen –, war zwar weniger als das, was er selbst herausgeschlagen hätte, für die Arbeit einer halben Stunde jedoch nicht zu verachten.
    »Vargas«, sagte Sir William, »packen Sie alles in die Truhe zurück und geben Sie ihnen eine Quittung mit dem Vermerk, daß alles, was zuwenig gezahlt wurde, auf die letzte Teilzahlung aufgeschlagen wird. Johann, danken Sie ihnen und erklären Sie, daß wir den vollen Betrag in Gold in neunzehn Tagen erwarten.«
    Johann gehorchte. Sofort setzte der andere Dolmetscher zu einer langen Erklärung an. »Sie bitten um einen Aufschub, Sir, und…«
    »Kein Aufschub.« Sir William seufzte und machte sich auf eine weitere Stunde gefaßt. Er schloß die Augen, bis er zu seinem Erstaunen hörte, daß Johann sagte: »Sie sind plötzlich zum springenden Punkt gekommen, Sir. Es geht um das Treffen in Edo, Sir. Sie bitten, es um weitere dreißig Tage aufzuschieben, so daß es fünfzig Tage von heute an sind… Ihre genauen Worte lauten: Dann wird der Shōgun aus Kyōto zurück sein, und er hat den Ältestenrat angewiesen, die ausländischen Gesandten zu informieren, daß er ihnen an dem Tag eine Audienz gewähren würde.«
    »Um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen«, rief Sir William: »Lim!« Augenblicklich war der Diener zur Stelle. »Tee!«
    Innerhalb von Sekunden kamen die Tabletts. Dazu Zigarren, Schnupf- und Pfeifentabak. Bald war der Raum von Rauch erfüllt, und jedermann hustete, während Sir William seine Optionen erwog.
    Zunächst und vor allem habe ich es vermutlich mit rangniederen Beamten zu tun, daher wird über alle Vereinbarungen nochmals verhandelt werden müssen. Zweitens werden die fünfzig Tage ohnehin auf zwei Monate, vielleicht sogar auf drei ausgedehnt werden, aber wenn wir eine Audienz beim Allerhöchsten – natürlich unter britischer Leitung – bekommen, werden wir einen dauerhaften Schritt vorwärts getan haben, im Grunde ist es mir gleichgültig, ob der Aufschub drei oder sogar vier Monate beträgt. Bis dahin habe ich Lord Russells Zustimmung zum Krieg, werden Verstärkungen aus Indien und Hongkong unterwegs sein, wird der Admiral seine verdammte Vollmacht haben, um Edo, wenn es denn sein muß, einzunehmen, zu halten und zu befestigen.
    Natürlich könnte ich sagen, laßt uns die Zusammenkunft durchführen wie geplant und erst anschließend den Shōgun treffen. Das wäre am besten, aber ich habe das Gefühl, daß sie nichts gegen den Wunsch dieses geheimnisvollen Shōgun tun und sich irgendwie herauswinden und uns wieder mal reinlegen werden.
    »Der Sprecher sagt, da alles abgemacht ist, werden sie sich verabschieden«, erklärte Johann.
    »Gar nichts ist abgemacht. Ein Aufschub von dreißig Tagen ist aus vielerlei Gründen nicht möglich. Wir haben bereits eine Zusammenkunft mit dem Ältestenrat arrangiert, die auch wie geplant stattfinden wird, und wir würden uns freuen, zehn Tage später den Shōgun kennenzulernen.«
    Nach einer Stunde, ausgefüllt mit eingesogenem Atem, entsetztem Schweigen und barschem Angelsächsisch, ließ sich Sir William überreden und erreichte seinen Kompromiß: Die Zusammenkunft mit dem Ältestenrat würde stattfinden wie geplant, das Treffen mit dem Shogun zwanzig Tage danach.
    Wieder allein mit Sir William, sagte Johann: »Sie werden sich nicht daran halten.«
    »Ich weiß. Macht nichts.«
    »Sir William, mein Vertrag läuft in zwei Monaten aus. Ich werde ihn nicht erneuern.«
    »Ich kann Ihre Dienste noch mindestens sechs Monate lang nicht entbehren«, entgegnete Sir William scharf.
    »Es wird Zeit, daß ich heimkehre. Hier wird es bald zu Blutvergießen kommen, und ich möchte nicht, daß mein Kopf auf einem Pfahl landet.«
    »Ich werde Ihr Gehalt um fünfzig Pfund pro Jahr erhöhen.«
    »Es geht mir nicht ums Geld, Sir William. Ich bin müde. Achtundneunzig Prozent all dieses Geredes ist Scheiße. Ich habe nicht mehr Geduld genug, ein Weizenkorn in einem Faß voll Dung zu suchen!«
    »Ich brauche Sie noch für diese beiden Besprechungen.«
    »Sie werden niemals stattfinden. Etwas über zwei Monate noch, dann bin ich fort, das genaue Datum steht im Vertrag. Tut mir leid, Sir William, aber einmal muß Schluß sein,

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