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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Mozart –, außerdem Chopin und ein Stück von einem jungen Mann namens Brahms.« Eine Kirchenglocke begann zum Frühgottesdienst zu rufen, unmittelbar gefolgt vom lieblicheren und melodiöseren Geläut der katholischen Kirche. »So«, sagte sie und half ihm fürsorglich, sich bequem auszustrecken. »Jetzt werde ich Toilette machen, und nach der Messe, wenn du auch Toilette gemacht hast, werde ich wiederkommen.«
    Er hielt ihre Hand. »Du bist so wundervoll. Ich liebe d…« Unvermittelt sahen beide zur Tür, weil jemand die Klinke bewegte. Aber der Riegel war vorgelegt.
    »Das habe ich getan, während du schliefst.« Sie kicherte wie ein kleines Mädchen. Wieder wurde die Klinke bewegt. »Die Diener kommen immer herein, ohne anzuklopfen. Ich muß ihnen endlich mal eine Lektion erteilen!«
    »Mass’er!« rief der Diener draußen. »Tee-ah!«
    »Sag ihm, er soll weggehen und in fünf Minuten wiederkommen.«
    Struan, von ihrem Glück angesteckt, rief den Befehl auf kantonesisch; gleich darauf hörten sie, wie der Mann schimpfend davonging.
    Sie lachte. »Du mußt mir Chinesisch beibringen.«
    »Ich werd’s versuchen.«
    »Wie heißt ›Ich liebe dich‹?«
    »Für Liebe gibt es kein Wort, nicht wie bei uns.«
    Ein Stirnrunzeln verdunkelte ihre Miene. »Wie traurig.«
    Sie lief zur Tür, entriegelte sie, warf ihm eine Kußhand zu und verschwand in ihrer eigenen Suite.
    Sehnsüchtig betrachtete er die Tür. Dann hörte er, wie die Glocken ihr Geläut veränderten, schneller wurden, dringender: Messe.
    Sein Herz verkrampfte sich. Daran habe ich nicht gedacht – daß sie katholisch ist. Mutter ist streng anglikanisch, zweimal an jedem Sonntag gingen wir gemeinsam mit jeder anderen anständigen Familie in Hongkong in die Kirche.
    Katholisch?
    Spielt keine Rolle, mir… macht es nichts; ich muß sie haben, sagte er sich, und seine gesunde, hungrige Sehnsucht nach ihr pulsierte, bis der Schmerz schwand. »Ich muß!«
    An jenem Nachmittag stellten die vier schwitzenden japanischen Träger die mit Eisenbändern beschlagene Truhe ab, aufmerksam beobachtet von drei unwichtigen Bakufu-Beamten, Sir William, den Dolmetschern, einem Offizier des Rechnungsbüros der Army, dem Gesandtschafts-Geldwechsler, einem Chinesen und Vargas, der ihn beaufsichtigte.
    Sie befanden sich im Hauptkonferenzsaal der Gesandtschaft; die Fenster standen offen, und Sir William vermochte sein strahlendes Lächeln kaum zu unterdrücken. »Sagen Sie ihnen, sie sollen die Kiste aufmachen, Johann.«
    Umständlich zog einer der Beamten einen schweren Schlüssel hervor und öffnete die Truhe. Sie war gefüllt mit mexikanischen Silberdollars, ein paar Tael Goldbarren – Gewicht etwa eineindrittel Unzen – und etwas Silber.
    »Fragen Sie, warum die Entschädigung nicht wie vereinbart ausschließlich in Gold ausgezahlt wird.«
    »Der Beamte sagt, sie hätten so schnell nicht genug Gold auftreiben können, aber das seien saubere Mex-Dollars, also offizielle Währung, und Sie möchten doch bitte eine Quittung ausschreiben.« ›Saubere‹ Münzen hieß, daß sie nicht, wie allgemein üblich, abgeschabt oder beschnitten waren, um an die Vertrauensseligen abgeschoben zu werden.
    »Fangen Sie an zu zählen.«
    Munter kippte der Geldwechsler den Inhalt auf den Teppich. Sogleich entdeckte er eine beschnittene Münze, Vargas eine zweite und eine dritte. Diese wurden beiseite gelegt. Alle starrten auf den Teppich, auf die sauber geordneten, wachsenden Münzstapel. Fünftausend Pfund Sterling war eine immense Summe, verglichen mit dem Gehalt eines Dolmetschers von vierhundert im Jahr, eines Geldwechslers von einhundert (obwohl ein kräftiger Prozentsatz von allem, was durch seine Hände ging, an ihnen kleben blieb), eines Matrosen von sechs und eines Admirals von sechshundert Pfund pro Jahr.
    Das Zählen war schnell erledigt. Beide Geldwechsler kontrollierten zweimal das Gewicht jedes einzelnen der kleinen Goldbarren, sodann das Gewicht eines jeden Stapels beschnittener Münzen und benutzten anschließend einen Abakus, um nach dem gegenwärtigen Wechselkurs die Gesamtsumme auszurechnen.
    »Es sind viertausendundvierundachtzig Pfund, sechs Shilling und sieben Pence Farthing in sauberen Münzen, Sir William«, sagte Vargas, »fünfhundertzwanzig Pfund in Gold, zweiundneunzig Pfund sechzehn in beschnittenen Münzen, also insgesamt viertausendsechshundertundsiebenundneunzig Pfund, zwei Shilling und sieben Pence Farthing.«
    »Verzeihung, acht Pence, Mass’er.« Der Chinese

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