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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hierherkommen? Möglicherweise, aber jemand muß sich um das Hauptbüro kümmern – und um Emma, Rose und Duncan. Da Vater tot ist und ich nicht dort sein kann, kann sie unmöglich achtzehn Tage lang wegbleiben. Und selbst wenn sie bereits an Bord ist, brauche ich mindestens drei bis vier Tage, um meine Verteidigung aufzubauen. Seltsam, sie als potentielle Feindin zu betrachten, und wenn nicht Feindin, so doch nicht länger Freundin. Vielleicht aber ist sie doch noch meine Freundin, das war sie immer, wenn auch distanziert, weil sie sich viel um Vater gekümmert und für uns nur sehr wenig Zeit übrig gehabt hat.
    »Mein Sohn, wie könnte ich jemals deine Feindin sein?«
    Erstaunt sah er sie an seinem Bett stehen, den Vater ebenfalls, und das war merkwürdig, denn er erinnerte sich genau, daß sein Vater tot war, aber das schien keine Rolle zu spielen, rasch aus dem Bett, ohne daß es schmerzte, und unter fröhlichem Geplauder mit ihnen im Kutter quer durch den Hafen von Hongkong, überall Sturmwolken, während beide respektvoll zuhörten und seine klugen Pläne guthießen und Angélique in durchsichtigem Gewand mit lockenden, unbedeckten Brüsten im Heck saß, seine Hände auf ihr und jetzt tiefer, nunmehr alles unbedeckt, ihr Körper preßte sich an den seinen…
    »Malcolm?«
    Erschrocken fuhr er auf. In einem blauen kostbaren Seidenmorgenrock stand Angélique lächelnd an seinem Bett. Der Traum löste sich auf, und nur die Drohung blieb und die Verheißung ihres Körpers, die noch in seinem Unterbewußtsein pulsierte. »Ich… Ich habe geträumt, mein Liebling. Von dir.«
    »Ach ja? Was denn?«
    Stirnrunzelnd versuchte er sich zu erinnern. »Ich weiß es nicht mehr«, gestand er dann und sah lächelnd zu ihr empor. »Nur, daß du wunderschön warst. Ich liebe deinen Morgenmantel.«
    Fröhlich wirbelte sie herum, damit er sie bewundern konnte. »Der ist von dem Schneider, den du mir durch Jamie vermittelt hast. Mon Dieu, Malcolm, ich finde ihn wunderbar – vier Kleider habe ich bestellt, ich hoffe, das ist in Ordnung… Ach, ich danke dir!« Sie beugte sich herab und gab ihm einen Kuß.
    »Einen Moment, Angélique, warte! Nur einen Moment. Sieh mal!« Vorsichtig richtete er sich auf, ignorierte den Schmerz und streckte die Hände nach ihr aus.
    »Aber das ist ja wundervoll, chéri«, sagte sie glücklich und ergriff seine Hände. »Ich glaube, Malcolm, von nun an sollte ich mich wohl ständig von einer Anstandsdame begleiten lassen und mich nicht mehr allein in deinem Schlafzimmer aufhalten!«
    Lächelnd trat sie näher, legte ihm behutsam die Hände auf die Schultern, ließ zu, daß er sie mit den Armen umschlang, und küßte ihn. Sein Kuß war leicht, verheißungsvoll und leugnete seine Gier nach mehr nicht. Unschuldig küßte sie ihn aufs Ohr; dann richtete sie sich auf und duldete, daß er den Kopf an ihre Brust legte, weil sie diese intime Geste ebensosehr genoß wie er. Weiche Seide an seiner Wange, mit dieser unheimlichen, ganz speziellen Wärme.
    »Sag, Malcolm, hast du das ernst gemeint, als du sagtest, daß du mich heiraten willst?« Sie spürte, wie seine Arme sie fester packten und er vor Schmerz zusammenzuckte.
    »Selbstverständlich. Das habe ich dir doch immer wieder gesagt.«
    »Meinst du, daß deine Eltern, pardon, deine Mutter, daß sie damit einverstanden ist, ja? O Gott, ich hoffe es ja so sehr.«
    »Ja, o ja, das wird sie sein, selbstverständlich wird sie das.«
    »Darf ich also an Papa schreiben? Ich möchte es ihm so gern mitteilen.«
    »Natürlich. Schreib du nur, wenn du das willst«, antwortete er kehlig. Dann küßte er, von ihrer liebevollen Zuneigung und seinem unkontrollierbaren Verlangen hingerissen, die Seide, und noch einmal, fester, und hätte fast laut geflucht, als er ihr Ausweichen spürte, bevor es tatsächlich erfolgte. »Verzeih«, murmelte er leise.
    »Kein Grund für ›Verzeih‹ und angelsächsische Schuldgefühle, mein Liebling, nicht bei uns«, gab sie zärtlich zurück. »Ich begehre dich auch.« Dann wechselte sie jedoch, ihrem Plan folgend, urplötzlich die Stimmung und gewann die Selbstbeherrschung zurück. »Jetzt werde ich Florence Nightingale spielen.«
    Sie schüttelte die Kopfkissen auf und machte sich daran, sein Bett zu richten. »Heute abend findet ein französisches Dîner statt, mit M’sieur Seratard als Gastgeber, und für morgen abend hat er eine Soirée arrangiert. André Poncin wird Beethoven auf dem Klavier spielen – den mag ich viel lieber als

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