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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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noch Bestätigungen gegeben, nicht einmal den kleinsten Hinweis. Im Club standen die Wetten zwei zu eins, daß die Gerüchte stimmten, zwanzig zu eins, daß die Heirat niemals stattfinden werde: »Struan ist schwer krank, sie ist katholisch, und du kennst doch seine Mum, Jamie!«
    »Akzeptiert! Es geht ihm jeden Tag besser, und du kennst ihn nicht so gut wie ich. Zehn Guineas gegen zweihundert.«
    »Nun, Charlie – was wettest du, daß sie was im Ofen hat?«
    »Angel Tits ist doch keine Nutte, Mann!«
    »Tausend zu eins?«
    »Abgemacht… eine Goldguinea.«
    Zu Tyrers und Pallidars Mißvergnügen gab es tagtäglich neue, detailliertere und persönlichere Wetten. »Diese Kerls hier kommen anscheinend allesamt aus der Gosse!«
    »Sie haben natürlich recht, Pallidar. Eine miese Bande!«
    Während derart intime Spekulationen über Struan und Angélique die Runde machten, wurde noch mehr über das Ausmaß des Sturms und darüber gemutmaßt, daß die Flotte sich in großen Nöten befinde. Auch die japanischen Kaufleute waren nervöser als sonst und flüsterten sich Gerüchte über Aufstände in ganz Japan zu sowie Behauptungen, der geheimnisvolle Mikado, angeblich Hohepriester aller Japaner, der in Kyōto residierte, habe allen Samurai befohlen, Yokohama anzugreifen.
    »Absoluter Blödsinn, wenn du mich fragst«, beruhigten die Westler einander, aber dennoch wurden immer mehr Gewehre gekauft. Drunk Town, so hieß es, gleiche einem schwer bewaffneten Heerlager.
    Dann war, wenige Tage zuvor, ein Akt der Gewalt verübt worden: Ein amerikanisches Handelsschiff, vom Sturm arg mitgenommen, hatte sich mühsam nach Yokohama hineingeschleppt. Mit einer Ladung Silber, Munition und Waffen, Opium, Tee und allgemeinen Handelsgütern auf der Fahrt von Shanghai nach den Philippinen, war es in der Shimonoseki-Straße von Küstenbatterien beschossen worden.
    »Den Teufel wurdet ihr!« brüllte jemand inmitten der allgemeinen Explosion empörter Wut im Club.
    »Allerdings wurden wir! Dabei waren wir ganz friedlich. Diese Choshu-Schweine waren verdammt präzise – welcher Wahnsinnige hat ihnen die Kanonen verkauft? Hat unsere Bramsegel weggerissen, bevor wir wußten, wie uns geschah, und Ausweichmanöver einleiten konnten. Gewiß, wir haben das Feuer erwidert, aber wir hatten nur zwei von diesen gottverdammten Fünfpfündern. Ungefähr zwanzig Geschütze haben wir gezählt.«
    »Mein Gott, mit zwanzig Kanonen und erfahrenen Kanonieren könnte man die Shimonoseki-Straße mühelos sperren, und wenn sie das tun, sitzen wir wirklich in der Scheiße. Das ist der einzig sichere Weg hier raus.«
    »Ay! Ohne die Binnengewässer geht’s einfach nicht, bei Gott!«
    »Wo zum Teufel steckt die Flotte? Die könnte die Batterien doch lahmlegen! Was soll aus unserem Handel werden?«
    »Ay, wo ist die Flotte? Hoffentlich in Sicherheit.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann, Charlie, werden wir wohl eine andere kommen lassen müssen…«
    Idioten, dachte Tyrer, die denken immer nur an dasselbe: die Flotte, Saufen und Geld.
    Zum Glück hatte der französische Admiral André mitgebracht. Ich danke Gott für André, obwohl er flatterhaft und seltsam ist, aber das kommt nur daher, daß er Franzose ist. Durch ihn besitze ich jetzt schon zwei Übungshefte voll japanischer Wörter und Redensarten, ist mein Tagebuch vollgestopft mit einer Fülle von Folklore, und wenn wir wieder in Yokohama sind, habe ich eine Verabredung mit einem Jesuiten. Großartige Fortschritte, es ist so wichtig für mich, daß ich schnell lerne – und das, auch ohne an die Yoshiwara zu denken.
    Drei Besuche. Die ersten beiden mit Fremdenführer, der dritte allein.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, daß Sie mir so viel Zeit widmen und so freundlich helfen. Und wegen heute abend – das werde ich Ihnen niemals vergelten können, niemals!«
    Das war nach dem ersten Besuch.
    Nervös, schwitzend und stumm vor Erregung, nach außen aber Mannhaftigkeit vortäuschend, hatte er sich mit André gegen Abend dem fröhlichen Strom der Männer angeschlossen, die von der Niederlassung aus der Yoshiwara zustrebten, vor den Samurai-Wachen höflich den Zylinder gelüftet und dafür oberflächliche Verneigungen entgegengenommen, die Brücke zum Paradies überquert und durch die hohen Tore im Holzzaun die Vorstadt betreten.
    »Yoshiwara heißt ›Ort der Schilfrohre‹«, erklärte André aufgekratzt. »So hieß ein Stadtviertel in Edo, ein trockengelegter Sumpf, wo Shōgun Toranaga vor

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