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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Schlachter, Handlanger, Seeleute, Müßiggänger, Segelmacher und Hafenpöbel. Zylinder, bunte Westen, Kleidungsstücke und Unterzeug aus Wolle, Lederstiefel, reich und arm, die Luft heiß, stickig, verraucht und dick vom Geruch ungewaschener Körper, schalem Bier, Whisky, Gin, Rum und verschüttetem Wein.
    »Ruhe, verdammt noch mal, laßt Wullum reden…«
    Der Mann mit dem Hammer rief: »Es heißt William, verdammt noch mal! William, nicht Wullum oder Willum oder Willam. William Aylesbury, wie oft muß ich euch das noch sagen?«
    »Richtig, laßt William reden, verdammt noch mal!«
    Die drei Barmänner, die hinter der breiten Theke Drinks servierten, lachten. »Ganz schön durstige Arbeit, diese Versammlung, eh, Meister?« rief einer forsch und wischte mit einem schmutzigen Lappen über die Theke. Die Bar war der ganze Stolz der Niederlassung, absichtlich um einen Fuß länger als die im Jockey Club von Shanghai, einstmals die längste in ganz Asien, und doppelt so lang wie die des Clubs in Hongkong. Die Wände waren gesäumt von Bierfäßchen sowie von Flaschen mit Schnaps und Wein. »Verdammt noch mal, laßt den Kerl reden!«
    Sir William Aylesbury, der Mann mit dem Hammer, seufzte. Er war britischer Gesandter in Japan, dienstältestes Mitglied des Diplomatischen Corps. Die anderen Herren vertraten Frankreich, Rußland, Preußen und Amerika. Sein Geduldsfaden riß, und er winkte einem jungen Offizier, der einen Schritt hinter dem Tisch stand. Sofort zog der Offizier – offenbar ebenso darauf vorbereitet wie die Herren am Tisch – einen Revolver und feuerte an die Decke. In der plötzlich eintretenden Stille rieselte Stuck von oben herunter.
    »Danke. Also«, begann Sir William mit vor Sarkasmus triefender Stimme, »wenn die Herren jetzt einen Moment still sein würden, könnten wir fortfahren.« Er war ein hochgewachsener, gut gekleideter Mann Ende Vierzig, mit faltigem Gesicht und abstehenden Ohren. »Ich wiederhole: Da ihr alle von unserer Entscheidung betroffen sein werdet, möchten meine Kollegen und ich besprechen, wie wir auf diesen Zwischenfall reagieren sollen – öffentlich. Wenn ihr nicht zuhören wollt oder wenn ihr um eure Meinung gebeten werdet und sie nicht ohne große Flüche auszusprechen imstande seid, werden wir die Angelegenheit unter uns abmachen und euch dann, wenn wir beschlossen haben, was geschehen wird, gern informieren.«
    Ein wenig grollendes Gemurmel, doch keine offene Feindseligkeit.
    »Gut. Mr. McFay, Sie wollten etwas sagen?«
    Jamie McFay stand ziemlich weit vorn, denn da er Geschäftsführer von Struan war, dem größten Handelshaus Asiens, war er gewöhnlich der Sprecher der Kaufleute und Händler. »Nun, Sir, wir wissen, daß die Satsumas nördlich von hier, bei Hodogaya, in nicht allzu großer Entfernung lagern und daß ihr König bei ihnen ist«, sagte er, zutiefst besorgt um Malcolm Struan. »Er heißt Sanjiro oder so ähnlich, und ich glaube, wir soll…«
    »Ich bin dafür, daß wir die Schweine noch heute nacht umzingeln und das Arschloch aufknüpfen!« rief eine Stimme. Das zustimmende Gebrüll versickerte zusammen mit ein paar gemurmelten Flüchen, und dann: »Verdammt noch mal, so macht doch weiter…«
    »Bitte, fahren Sie fort, Mr. McFay«, sagte Sir William müde.
    »Der Angriff war, wie immer, nicht provoziert worden. John Canterbury wurde brutal und hinterhältig abgeschlachtet, und Gott allein weiß, wie lange es dauern wird, bis Mr. Struan wieder gesund ist. Doch diesmal können wir die Mörder zum erstenmal identifizieren – das heißt, der König kann es und hat die Macht, die Schweine zu fassen, sie uns auszuliefern und uns eine Entschädigung zu zahlen…« Abermals Applaus. »Sie sind in Reichweite, und mit unseren Truppen können wir sie festnageln.«
    Jubel und Rufe nach Vergeltung.
    Henri Bonaparte Seratard, der französische Gesandte in Japan, sagte laut: »Ich möchte M’sieur le Général und M’sieur l’Amiral fragen, wie ihre Meinung dazu lautet.«
    Der Admiral antwortete spontan: »Ich habe fünfhundert Marines bei der Flotte…«
    General Thomas Ogilvy fiel ihm höflich, aber energisch ins Wort: »Es handelt sich hier um einen Landeinsatz, mein lieber Admiral. Mr. Ceraturd…« Der ergrauende, rotgesichtige Fünfziger sprach den Namen des Franzosen absichtlich falsch aus und fügte das ›Mr.‹ als zusätzliche Beleidigung an. »Wir haben eintausend britische Soldaten in Zeltlagern, zwei Kavallerieeinheiten, drei Batterien modernster

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