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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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stolzerfüllten, expansionistischen Preußen –, hatten aber nicht vorausgesagt, auf welcher Seite. Warum zum Teufel können sich diese verdammten Ausländer nicht zivilisiert aufführen? »Bevor wir unser Urteil abgeben, noch etwas«, erklärte er sachlich. »Da sich alle, die von Bedeutung sind, hier versammelt und wir noch niemals zuvor eine derartige Gelegenheit gehabt haben, sollten wir unser Problem klar ansprechen: Wir haben legale Verträge mit Japan. Wir sind hier, um Handel zu treiben, und nicht, um Land zu erobern. Wir müssen mit der hiesigen Bürokratie, den Bakufu, fertig werden, die wie ein Schwamm ist – eben noch gibt sie sich allmächtig, dann wieder ist sie ihren einzelnen Königen gegenüber machtlos. Es ist uns noch nicht gelungen, zu dem wirklich Mächtigen vorzudringen, dem Tycoon oder Shōgun – wir wissen nicht einmal, ob er tatsächlich existiert.«
    »Er muß existieren«, entgegnete von Heimrich kalt, »denn Dr. Engelbert Kaempfer, unser berühmter deutscher Reisender und Arzt, der von 1690 bis 1693 in Deshima lebte, indem er vorgab, Holländer zu sein, hat berichtet, er habe ihn bei der alljährlichen Pilgerfahrt in Edo besucht.«
    »Das beweist nicht, daß auch heute noch einer existiert«, wandte Seratard bissig ein. »Aber ich stimme zu, es gibt einen Shōgun, und Frankreich plädiert für eine direkte Methode.«
    »Eine hervorragende Idee, M’sieur.« Sir Williams Gesicht rötete sich. »Und wie sollen wir das anstellen?«
    »Schicken Sie die Flotte nach Edo«, gab der Russe umgehend zurück, »verlangen Sie augenblicklich eine Audienz, und drohen Sie an, andernfalls die Stadt zu zerstören. Wenn ich eine so schöne Flotte hätte wie Sie, würde ich zuerst die Hälfte der Stadt dem Erdboden gleichmachen und erst dann die Audienz verlangen… nein, besser noch, ich würde diesen Tycoon-Shōgun-Eingeborenen bei Morgengrauen des folgenden Tages zum Rapport auf mein Flaggschiff befehlen und ihn hängen.«
    Beifällige Zurufe.
    »Das ist natürlich eine Möglichkeit«, sagte Sir William, »doch die Regierung Ihrer Majestät würde eine etwas diplomatischere Lösung vorziehen. Nächster Punkt: Wir haben praktisch keine Information über das, was in diesem Land vorgeht. Ich würde es begrüßen, wenn alle Kaufleute uns helfen, Informationen zu beschaffen, die sich als nützlich erweisen könnten. Mr. McFay, von allen Kaufleuten müßten Sie am besten informiert sein. Können Sie helfen?«
    »Nun«, antwortete McFay vorsichtig, »vor ein paar Tagen hat einer unserer japanischen Seidenlieferanten unserem chinesischen Comprador erzählt, daß einige Königreiche – er benutzte das Wort ›Lehen‹ und bezeichnete die Könige als ›Daimyos‹ – gegen die Bakufu rebellierten, vor allem Satsuma und einige Gebiete namens Tosa und Choshu…«
    Sir William bemerkte das unvermittelte Interesse der anderen Diplomaten und fragte sich, ob es klug war, diese Frage öffentlich gestellt zu haben. »Welche Gebiete sind das?«
    »Satsuma liegt in der Nähe von Nagasaki auf der Südinsel Kyūshū«, erklärte Adamson, »aber was ist mit Choshu und Tosa?«
    »Nun ja, Euer Ehren«, rief ein amerikanischer Matrose mit angenehmem irischen Akzent, »Tosa ist ein Teil von Shikoku, das ist die große Insel im Binnenmeer. Choshu liegt weit im Westen der Hauptinsel, Mr. Adamson, Sir, querab von der Meerenge. Wir sind schon oft durch die Meerenge gefahren; da ist es an der engsten Stelle kaum mehr als eine Meile breit. Ich wollte sagen, Choshu ist das Königreich an der Meerenge, die eine knappe Meile breit ist. Es ist der beste und kürzeste Weg von Hongkong oder Shanghai bis hierher. Die Einheimischen nennen sie Shimonoseki-Meerenge, und einmal haben wir in der Stadt Fisch und Wasser einhandeln wollen, aber wir waren nicht willkommen.« Viele andere stimmten ihm lauthals zu oder riefen, sie hätten die Meerenge ebenfalls befahren, ein Königreich namens Choshu sei ihnen aber nicht bekannt.
    Sir William fragte: »Ihr Name, bitte?«
    »Paddy O’Flaherty, Bootsmann des amerikanischen Walfängers Albatross aus Seattle, Euer Ehren.«
    »Danke«, gab Sir William zurück und nahm sich vor, O’Flaherty kommen zu lassen, ob es Karten der betreffenden Region gäbe, und wenn nicht, der Navy umgehend Auftrag zu erteilen, welche anzufertigen. »Fahren Sie fort, Mr. McFay«, sagte er dann. »Rebellion, sagten Sie.«
    »Ja, Sir. Dieser Seidenhändler – ob er zuverlässig ist, weiß ich nicht – sagte, es gebe eine Art

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