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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Buddhistenmönchen mit ihren unvermeidlichen Bettelschalen, von stolz einherschreitenden Samurai. Überall fielen Ogama-Patrouillen ins Auge, jede mit den eingestickten Insignien ihres Lehens auf der Kleidung. Katsumata, Sumomo und ein halbes Dutzend Shishi schlenderten getarnt und mit großen, konischen Hüten in der Menge umher. Hausfrauen, Dienstboten, Straßenfeger und Müllsammler, Lastenträger und fliegende Händler, Geldverleiher, Briefschreiber und Wahrsager, Sänften und Pferde für Samurai und Hochgeborene, aber kein einziges Räderfahrzeug.
    Alle, die an den jetzt geöffneten, doch scharf bewachten Shōgunats-Toren vorbeikamen, verneigten sich höflich und eilten weiter. Die Nachricht, daß der Vormund des Erben hier eingetroffen war, hatte sich blitzschnell durch die Innenstadt verbreitet, und diese Tatsache, zusammen mit der nie dagewesenen, unmittelbar bevorstehenden Ankunft des ehrfurchtgebietenden Shōgun persönlich, des obersten Richters im ganzen Land, dessen Persönlichkeit von nahezu ebenso großen Mysterien umgeben war wie der Sohn des Himmels, und der, so hieß es, sogar mit einer Schwester der Göttlichkeit verheiratet war, war beinah zuviel, um es zu verkraften.
    Sofort begannen die Samurai beunruhigt Waffen und Rüstung zu überprüfen; die Daimyos und ihre zuverlässigsten Berater schätzten zitternd die eigene Position ein und überlegten, was zu tun sei und wie man es vermeiden könne, etwas Entscheidendes zu tun, sollte das Unvermeidliche eintreffen: daß Herr Yoshi mit Herrn Ogama zusammenstieß.
    Das Leben auf der Straße hielt inne, als ein schwerbewaffneter Zug die Shōgunats-Kaserne durch eines der Tore verließ, dem Yoshis Banner vorausflatterten, während Soldaten eine geschlossene Sänfte umringten und weitere Soldaten die Nachhut bildeten. Sofort berührten alle, die sich in Sichtweite befanden, mit der Stirn den Boden, während die Samurai strammstanden, um sich anschließend so lange tief zu verneigen, bis der Zug vorüber war. Erst als Yoshi und seine Mannen verschwunden waren, kehrte eine gewisse Normalität zurück. Nur nicht für Katsumata und die anderen, die dem Zug heimlich folgten.
    Eine halbe Meile entfernt verließ ein ähnlich schwerbewaffneter Zug die Choshu-Kasernen, dem Ogamas Banner vorausflatterten und der mit noch größerer Ehrfurcht begrüßt wurde. In der Sänfte saß Ogama. Seit Tagen war er auf die bevorstehende Ankunft seines Rivalen hingewiesen worden, während er ebenso aufmerksam die Reise von Shōgun Nobusada verfolgte. Seine Berater hatten ihm empfohlen, Yoshi außerhalb von Kyōto aufzulauern und ihn zu vernichten, aber er hatte sich geweigert. »Es ist besser, wenn er mein Unterpfand wird. Und wenn er hier ist – wo kann er sich verstecken, wohin fliehen?«
    Die Einzelheiten der eiligen Konferenz, die er erbeten hatte, waren von ihren Beratern ausgemacht worden. Sie sollte auf dem Innenhof einer leeren, neutralen Kaserne stattfinden, die in der Mitte zwischen ihren beiden Hauptquartieren lag. Jeder sollte einhundert Leibwachen mitbringen. Nur zwanzig sollten beritten sein. Ogama und Yoshi sollten in geschützten, gepanzerten Sänften sitzen. Jeder sollte einen Berater mitbringen. Sie sollten beide gleichzeitig eintreffen.
    Fast augenblicklich eilten Spione mit der Nachricht zum Palast, zu Shishi Gruppen und zu Daimyos, daß die zwei gefährlichsten Männer Nippons sich erstaunlicherweise gleichzeitig mit bewaffneter Begleitung auf den Straßen der Stadt befanden. Ein Spion eilte zu Katsumata, um ihm flüsternd den Ort der Zusammenkunft mitzuteilen, und als Ogamas und Yoshis Samurai durch die neutralen Tore marschierten, hatte Katsumata bereits dreißig Mann in der Nähe postiert – für den Fall, daß sich eine Möglichkeit für einen Kamikaze-Angriff ergab.
    Der Innenhof maß hundert Meter im Quadrat und war von einem hohen Holzzaun umgeben, der leicht zu durchbrechen war. Die einstöckigen Kasernen und die weiträumigen Ställe bestanden ebenfalls aus altersdunklem Holz. Die jeweiligen Leibwachen nahmen ihre Positionen ein, während andere vier Klappstühle herbeitrugen und sie genau in die Mitte des Platzes stellten.
    Gleichzeitig stiegen die beiden Männer aus ihren Sänften, schritten zu den Stühlen und setzten sich. Neben ihnen nahmen General Akeda und Basuhiro, Ogamas oberster Berater, Platz. Basuhiro war in den Vierzigern, ein kleinäugiger, gelehrt wirkender Samurai, dessen Familie seit Generationen in Erbfolge die Leitung der

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