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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Geschlechtsteile sehen.«
    »Wie ich hörte, kleiden sie sich sogar im Winter so, wenigstens einige«, warf Marlowe ein. »Sie scheinen die Kälte nicht zu spüren.«
    Wieder schrie und winkte Towrey. Der Mann fuhr fort, sich zu verneigen und heftig dazu zu nicken. Dann wandte er sich, weil er ihn scheinbar falsch verstand, gehorsam ab, statt sich ihm zu nähern, und huschte um die Ecke des Gebäudes davon. Als er an ihrem Fenster vorbeikam, starrte er sie einen Augenblick an; dann verneigte er sich wieder in unterwürfigem Gehorsam fast bis zum Boden, eilte auf die Quartiere der Diener zu und war verschwunden.
    »Merkwürdig«, sagte Marlowe.
    »Was?«
    »Ach, ich weiß nicht. Nur, daß mir all diese Verneigungen und Kratzfüße unecht vorkommen.« Als Marlowe sich umwandte, entdeckte er, daß Tyrer schneeweiß geworden war. »Herrgott im Himmel, was ist denn los?«
    »Ich… Ich… Dieser Mann, ich glaube, ich bin nicht sicher, aber ich glaube, er war einer von den Mördern an der Tokaidō, der Mann, den Struan getroffen hat. Haben Sie seine Schulter gesehen? War sie nicht verbunden?«
    Pallidar reagierte als erster. Er sprang aus dem Fenster, dicht gefolgt von Marlowe. Gemeinsam rannten sie zu den Büschen und Bäumen hinüber. Sie suchten überall, aber sie fanden ihn nicht.
    Inzwischen war es zwölf Uhr mittags. Abermals ein behutsames Klopfen an ihrer Schlafzimmertür, wieder ein: »M’selle? M’selle?« Babcott rief es vom Korridor aus, mit leiser Stimme, um sie nicht unnötig zu wecken, falls sie nicht reagierte. Sie blieb stockstill mitten im Zimmer stehen und blickte mit angehaltenem Atem, mit starrer Miene auf die verriegelte Tür, das Neglige fest um sich gezogen.
    »M’selle?«
    Sie wartete. Nach einer Weile erstarben die Schritte, sie atmete aus und versuchte, nicht mehr zu zittern; dann begann sie wieder zwischen den von den Läden verdunkelten Fenstern und dem Bett hin und her zu wandern, wie sie es schon seit Stunden tat.
    Ich muß mich entscheiden, dachte sie.
    Als sie, ohne sich an ihr erstes Erwachen zu erinnern, zum zweitenmal erwachte, war ihr Kopf klar, und sie lag reglos in dem zerwühlten Bettzeug, froh, endlich wach, ausgeruht, hungrig und durstig zu sein, voll Vorfreude auf die erste, köstliche Tasse Kaffee des Tages, serviert mit dem krossen, frischen französischen Brot, das der Koch der Gesandtschaft in Yokohama selbst buk. Aber ich bin nicht in Yokohama, ich bin in Kanagawa, und heute gibt’s nur eine Tasse von diesem widerlichen englischen Tee mit Milch.
    Malcolm! Der arme Malcolm, hoffentlich geht es ihm besser. Heute werden wir nach Yokohama zurückkehren, ich werde den nächsten Dampfer nach Hongkong und von dort aus nach Paris nehmen… aber, o Gott, was für Träume ich gehabt habe, was für Träume!
    Die Phantasien der Nacht waren noch immer sehr lebendig und vermischten sich mit Bildern von der Tokaidō und Canterburys Enthauptung und Malcolm, der sich so seltsam verhalten und offenbar angenommen hatte, daß sie heiraten würden. In ihrer Einbildung stieg ihr der Gestank des Krankenzimmers in die Nase, aber sie verdrängte ihn, gähnte und griff nach ihrer kleinen Uhr, die sie auf den Nachttisch gelegt hatte.
    Diese leichte Bewegung war von einem winzigen Schmerz in ihren Lenden begleitet. Sekundenlang fragte sie sich, ob er auf eine vorzeitige Periode hindeute, denn die kam bei ihr nicht immer pünktlich, aber das wies sie als unmöglich zurück.
    Es war zwanzig nach zehn. Die Uhr war mit Lapislazuli eingelegt, ein Geschenk des Vaters zu ihrem achtzehnten Geburtstag am 8. Juli vor etwas mehr als zwei Monaten in Hongkong. So vieles ist seitdem geschehen, dachte sie. Wie bin ich froh, bald wieder in Paris zu sein, in der Zivilisation. Ich werde nie mehr hierher zurückkehren, niemals niem…
    Erschrocken merkte sie, daß sie unter dem Laken nahezu nackt war. Zu ihrem Erstaunen stellte sie fest, daß ihr Nachthemd vorne von oben bis unten aufgeschlitzt und unter ihr hochgeschoben war. Ungläubig hob sie die beiden Hälften an. Als sie, um besser sehen zu können, ans Fenster treten wollte und aus dem Bett glitt, verspürte sie wieder diesen leichten Schmerz. Jetzt, bei Tageslicht, entdeckte sie den kleinen Blutfleck auf dem Bettlaken und fand auch eine Spur davon zwischen ihren Beinen.
    »Wie kommt es nur, daß meine Periode…«
    Sie begann die Tage zu zählen, und abermals zu zählen, aber die Rechnung ergab keinen Sinn. Ihre letzte Periode hatte vor vierzehn Tagen

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