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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sehr wohl daran, sie umzubringen. Und dann mich selbst, dort in dem Zimmer. Aber es wäre nur selbstsüchtig gewesen, auf dem Höhepunkt des Glücks und so zufrieden zu sterben.
    Ich habe mir so sehr gewünscht zu sterben. Aber mein Tod gehört Sonno-joi. Nur ihm. Nicht mir selbst.
    »Sie nicht zu töten war ein Fehler«, wiederholte Hiraga. »Shorin hatte recht, durch ihren Tod wäre unser Plan vollkommener gelungen als durch alles andere.«
    »Ja.«
    »Warum also?«
    Für die Götter habe ich sie am Leben gelassen, falls es Götter gibt, hätte er antworten können, aber er tat es nicht. Ich war von ihnen besessen, sie haben mich veranlaßt, zu tun, was ich tat, und dafür danke ich ihnen. Nun bin ich vollkommen. Ich kenne das Leben, und alles, was ich noch kennenlernen muß, ist der Tod. Ich war ihr erster Mann, und obwohl sie schlief, wird sie sich immer an mich erinnern. Wenn sie erwacht und sieht, was ich mit meinem Blut, nicht mit dem ihren geschrieben habe, wird sie alles wissen, ich will, daß sie ewig lebt. Ich werde bald sterben. Karma.
    Ori steckte das Kreuz in eine geheime Ärmeltasche seines Kimonos, trank noch einen Schluck von dem erfrischenden grünen Tee und fühlte sich ganz und gar erfüllt und lebendig. »Ihr plant einen Überfall, sagtest du?«
    »Ja. Wir werden die britische Gesandtschaft in Edo niederbrennen.«
    »Gut. Möge es bald geschehen.«
    »Das wird es. Sonno-joi!«
    In Yokohama sagte Sir William zornig: »Sagen Sie es ihnen abermals, und bei Gott, zum letztenmal, daß die Regierung Ihrer Majestät eine unverzügliche Entschädigung von einhunderttausend Pfund Sterling in Gold für diesen unprovozierten Angriff und Meuchelmord an einem Engländer verlangt – Engländer zu töten ist kinjiru, bei Gott! Außerdem verlangen wir die Auslieferung der Satsuma-Mörder innerhalb von drei Tagen, oder wir werden drastische Maßnahmen ergreifen!«
    Er saß auf der anderen Seite der Bucht in dem kleinen, stickigen Audienzzimmer der britischen Gesandtschaft in Yokohama, flankiert vom preußischen, französischen und russischen Minister, beiden Admiralen – dem britischen und dem französischen – und dem General, die alle nicht weniger erzürnt waren wie er.
    Ihm gegenüber saßen feierlich auf Stühlen zwei einheimische Vertreter der Bakufu, der Oberste Samurai der Niederlassungswache und der Gouverneur von Kanagawa, in dessen Zuständigkeitsbereich Yokohama lag. Sie trugen weite Hosen und Kimonos und darüber den breitschultrigen, flügelähnlichen Mantel, gegürtet und mit zwei Schwertern. Alle kochten innerlich vor Wut. Bei Morgengrauen hatten bewaffnete Soldaten mit ihren Gewehrkolben an die Türen der Zollgebäude in Yokohama und Kanagawa gehämmert und die höchsten Beamten sowie den Gouverneur zu einer Konferenz um zwölf Uhr mittags befohlen – mit einer Eile, die ebenfalls beispiellos war.
    Zwischen den beiden Parteien saßen auf Kissen die Dolmetscher. Der Japaner kniete, während der andere, Johann Favrod, ein Schweizer, mit gekreuzten Beinen dasaß; ihre gemeinsame Sprache war Holländisch.
    Die Verhandlungen dauerten inzwischen schon zwei Stunden – das Englische wurde ins Holländische, ins japanische, ins Holländische, ins Englische und wieder zurück übertragen. Sir Williams Fragen wurden grundsätzlich falsch verstanden, ausweichend beantwortet oder mußten mehrmals wiederholt werden; immer wieder wurde auf unterschiedliche Art um Aufschub ›gebeten‹, um ›höhere Stellen zwecks Untersuchungen und Ermittlungen zu konsultieren‹. Und immer wieder: »Aber ja, in Japan sind Untersuchungen und Ermittlungen zwei ganz verschiedene Dinge. Seine Exzellenz, der Gouverneur von Kanagawa, wünscht ausführlich zu erklären, daß Satsuma nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fällt, weil es ein selbständiges Königreich ist…« Und: »Oh, aber wie Seine Exzellenz, der Gouverneur von Kanagawa hörte, haben die Beschuldigten drohend Pistolen gezogen und werden beschuldigt, uralte japanische Bräuche nicht berücksichtigt zu haben…« Und: »Wie viele Ausländer, sagten Sie, gehörten zu der Ausländergruppe, die hätte niederknien müssen, und… aber unsere Bräuche…«
    Ermüdende, zeitraubende und komplizierte Lektionen auf japanisch von Seiten des Gouverneurs, umständlich in ein alles andere als fließendes Holländisch übertragen und anschließend ins Englische übersetzt.
    »Formulieren Sie’s hart, Johann, genau, wie ich’s gesagt habe.«
    »Das habe ich, Sir William,

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