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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ihren eigenen Kot zu drücken und ihnen eine Lektion zu erteilen, die tausend Generationen wirken würde. Sie alle waren von Gorden ›Illustrious‹ Chen, dem Comprador des Noble House, handverlesen worden. »Du wollen Stück viel gut Eir, Mass’er?« fragte der Mutigste und grinste breit, während er Pallidar die absichtlich schleimigen Eier unter die Nase hielt. »Sehl gutt.«
    Pallidar schob die Platte angewidert beiseite. »Nein, danke. Hören Sie, Marlowe, ich glaube…« Er hielt inne, als die Tür geöffnet wurde und Tyrer hereinkam. »O hallo! Sie müssen Phillip Tyrer von der Gesandtschaft sein.« Er stellte erst sich, dann Marlowe vor und fuhr lebhaft fort: »Tut mir leid, daß Sie gestern so ein Pech hatten, aber es ist mir eine Ehre, Ihnen die Hand zu schütteln. Sowohl Mr. Struan als auch Miß Richaud haben Babcott erzählt, ohne Sie wären sie jetzt beide tot.«
    »Haben sie das? Ach!« Tyrer traute seinen Ohren nicht. »Es… es ist alles so schnell gegangen. Eben war noch alles normal, und im nächsten Moment flohen wir um unser Leben. Ich hatte eine Todesangst.« Nun, da er es ausgesprochen hatte, fühlte er sich wohler, und noch wohler, als sie sein Geständnis als Bescheidenheit auslegten, ihm einen Stuhl zurechtrückten und den Dienern befahlen, ihm etwas zu essen zu bringen.
    »Als ich heute nacht zu Ihnen hineinsah, haben Sie wie ein Toter geschlafen«, sagte Marlowe. »Wir wissen, daß Babcott Ihnen ein Schlafmittel gegeben hatte, daher nehme ich an, daß Sie noch nichts von dem Meuchelmörder gehört haben.«
    Tyrers Magen verkrampfte sich. »Meuchelmörder?«
    Sie erzählten es ihm. Und auch von Angélique.
    »Sie ist hier?«
    »Ja, und sie ist eine sehr tapfere Lady.« Einen Moment war Marlowe ganz von dem Gedanken an sie erfüllt. Zu Hause hatte er kein Mädchen, an dem ihm lag, nur ein paar heiratsfähige Cousinen, und heute war er zum erstenmal froh darüber. Vielleicht wird Angélique ja bleiben, und dann… dann werden wir Weitersehen.
    Seine Erregung wuchs. Kurz vor dem Auslaufen aus seinem Heimathafen Plymouth vor einem Jahr hatte sein Vater, Captain Richard Marlowe R. N. zu ihm gesagt: »Du bist jetzt siebenundzwanzig, Junge, und hast dein eigenes Schiff – wenn’s auch leider ein Stinkpott ist. Du bist der Älteste, und es wird Zeit, daß du heiratest. Wenn du von dieser Fahrt in den Fernen Osten zurück kommst, bist du über Dreißig, und ich werde dann, wenn ich Glück habe, Vizeadmiral sein und dir… na ja, ich kann dir ein paar Extra-Guineas geben, aber sag um Gottes willen deiner Mutter nichts davon – und deinen Geschwistern. Es wird Zeit, daß du dich entscheidest! Wir wär’s mit deiner Cousine Delphi? Ihr Vater ist ebenfalls Militär, wenn auch nur indische Armee.«
    Er hatte versprochen, sich bei seiner Rückkehr zu entscheiden. Nun brauchte er sich möglicherweise gar nicht mit der zweiten, dritten oder vierten Wahl zufriedenzugeben. »Miß Angélique hat die Niederlassung alarmiert und dann darauf bestanden, gestern abend herzukommen – Mr. Struan hatte dringend darum gebeten. Wie es scheint, geht es ihm nicht besonders gut, er ist sogar ziemlich schwer verletzt, deshalb hab ich sie hergebracht. Eine wundervolle Lady!«
    »Ja.« Ein seltsames Schweigen breitete sich aus, doch jeder kannte die Gedanken der anderen. Tyrer brach es schließlich. »Warum sollte ein Mörder hierherkommen?«
    Die anderen beiden spürten seine Nervosität. »Eine neue Teufelei, nehme ich an«, sagte Pallidar. »Aber nur keine Sorge, wir haben den Mistkerl erwischt. Haben Sie Mr. Struan heute morgen schon besucht?«
    »Ich hab zu ihm hineingesehen, aber er schlief. Ich hoffe, er wird wieder gesund. Die Operation war nicht so gut, und…« Tyrer unterbrach sich, weil er draußen einen Wortwechsel hörte. Pallidar trat ans Fenster, die anderen folgten ihm.
    Sergeant Towrey schrie von der anderen Seite des Gartens her auf einen halbnackten Japaner ein und winkte ihm. »He, du! Komm her!«
    Der Mann, anscheinend ein Gärtner, war gut gewachsen, nur mit einem Lendentuch bekleidet und trug ein Bündel Äste und Zweige auf einer Schulter, während er ungeschickt nach weiteren Holzstücken suchte. Sekundenlang stand er hoch aufgerichtet, dann knickte er ein und machte eine Reihe tiefer Verbeugungen vor dem Sergeant.
    »Mein Gott, diese Mistkerle haben keine Spur Schamgefühl«, stellte Pallidar angewidert fest. »Selbst die Chinesen ziehen sich nicht so an – oder die Inder. Man kann ja seine

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