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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Dirk Struan, des Grünäugigen Teufels. Oh, wie sehr ich mir wünschte, grüne Augen zu haben und so stark zu sein! Er ist mein Vorbild, und ich werde genauso gut werden wie er, bestimmt!
    Wie immer ist der Feind Tyler Brock hinter uns her. Vater und Mutter suchen es vor mir zu verbergen, aber ich habe natürlich Gerüchte gehört und weiß mehr, als sie glauben. Die alte Ah Tok, mehr Mutter für mich als Mutter selbst – hat sie mich nicht auf ihrem Arm getragen, bis ich zwei war, und mich Kantonesisch gelehrt und alles über das Leben, und mir mein erstes Mädchen gebracht? – sie flüstert mir die Gerüchte ebenso zu wie Onkel Gordon Chen, der mir die Fakten erklärt. Das Noble House wankt.
    Macht nichts, mit denen werden wir schon fertig. Werde ich fertig. Dafür bin ich ausgebildet worden, dafür habe ich mein Leben lang gearbeitet.
    Er warf die Decke zur Seite und hob die Beine, um aufzustehen, aber der Schmerz ließ ihn innehalten. Er versuchte es noch einmal und konnte es wieder nicht. Macht nichts, sagte er sich erschöpft. Nur keine Sorge, dann klappt’s eben später.
    »Noch Eier, Settry?« erkundigte sich Marlowe, ebenso hochgewachsen wie der Dragoneroffizier, aber nicht so breit in den Schultern. Beide waren vornehmer Abstammung, Söhne hoher Offiziere.
    »Danke, nein«, antwortete Settry Pallidar. »Zwei sind genug. Muß gestehen, die Küche hier ist widerlich. Habe den Dienern ausdrücklich gesagt, daß ich meine Eier gut durchgebraten will, nicht so schleimig, aber die haben Spatzenhirne. Im Grunde esse ich Eier nur, wenn ich sie auf Toast kriege, auf gutem, englischem Brot. Sie schmecken hier einfach anders. Was meinen Sie, was im Zusammenhang mit Canterbury geschehen wird?«
    Marlowe zögerte. Sie saßen im Speiseraum der Gesandtschaft an einem riesigen Eichentisch für zwanzig Personen, der zu diesem Zweck aus England herübergebracht worden war. Das Eckzimmer war geräumig und angenehm, die Fenster zum Garten standen offen. Die beiden wurden von drei livrierten Chinesen bedient. Gedeckt war der Tisch für ein halbes Dutzend Personen. Spiegeleier mit Speck auf durch Kerzen gewärmten Silberplatten, Brathuhn, kalter Schinken und Pilzpastete, ein Teller mit fast schon verdorbenem Rindfleisch, Schiffszwieback, ein ausgetrockneter Apfelkuchen. Bier, Portwein und Tee. »Der Minister sollte umgehend eine Entschädigung und die Auslieferung der Mörder verlangen, und wenn es zu der üblichen Verzögerungstaktik kommt, sollte er die Flotte gegen Edo schicken.«
    »Am besten sollten wir mit einer Streitmacht landen – Truppen haben wir genug –, die Hauptstadt besetzen, ihren König – wie heißt er doch gleich? Ach ja, Shōgun – beseitigen, unseren eigenen eingeborenen Herrscher ernennen und Japan zum Protektorat erklären. Oder, noch besser, das Ganze dem Empire einverleiben.« Pallidar war übermüdet; er war fast die ganze Nacht wach gewesen. Sein Uniformrock war nicht zugeknöpft, aber er war gepflegt und hatte sich rasiert. Er winkte einem Diener. »Tee, bitte.«
    Der adrett gekleidete junge Chinese verstand ihn sehr wohl, starrte ihn jedoch zum Vergnügen der anderen Diener dümmlich an. »Heya, Mass’er? Tee-ah? Was für Tee-ah du sagen, eh? Wollen cha, heya?«
    »Ach, macht nichts, verdammt noch mal!« Müde erhob sich Pallidar, ging mit seiner Tasse zum Sideboard und schenkte sich selber Tee ein, während die Diener insgeheim darüber lachten, daß der arrogante fremde Teufel das Gesicht verloren hatte. »Das ist eine Frage der Militärmacht, alter Junge. Und ich sage Ihnen offen, der General wird verdammt wütend sein, durch einen miesen Mörder, der sich wie Ali Baba kostümiert hat, einen Grenadier verloren zu haben. Er wird bei Gott Vergeltung verlangen.«
    »Was die Landung betrifft, ich weiß nicht recht – die Navy könnte Ihnen natürlich den Weg freischießen, aber wir haben keine Ahnung, wie viele Samurai hier sind, und auch nicht, wie stark ihre Bewaffnung ist.«
    »Verdammt noch mal, was immer sie sind, wir werden mit ihnen fertig, sie sind schließlich nur eine Bande unterentwickelter Eingeborener. Selbstverständlich werden wir mit ihnen fertig. Genau wie in China. Ist mir unbegreiflich, warum wir China nicht annektieren, und damit basta.«
    Alle Diener hatten dies gehört und verstanden, und alle schworen, daß sie, sobald das Reich des Himmels Gewehre und Schiffe besaß, die den Gewehren und Schiffen der Barbaren gleichkamen, mithelfen würden, die Nasen der Barbaren in

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