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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Nachttopf, der in der Ecke ihres Vorzimmers stand. »O mein Gott!« seufzte Sir William erleichtert. »Fast wäre meine verdammte Blase geplatzt.«
    Lim kam herein, andere Diener mit großen Tabletts im Schlepptau. »Heya, Mass’er. Tee-ah, Sam’wich-ah!« Dann deutete er verächtlich mit dem Daumen auf den anderen Raum. »Alles selbe geben, Affen, heya?«
    »Du solltest sie das lieber nicht hören lassen, bei Gott. Vielleicht sprechen einige von ihnen Pidgin.«
    Lim starrte ihn an. »Was sagen, Mass’er?«
    »Ach, macht nichts.«
    Vor sich hinlachend ging Lim hinaus.
    »Also, Gentlemen, wie erwartet keinerlei Fortschritt.«
    Seratard steckte seine Pfeife an; André Poncin, neben ihm, war eindeutig erfreut über Sir Williams Unbehagen. »Was schlagen Sie vor, Sir William?«
    »Was würden Sie raten?«
    »Es ist ein britisches Problem und nur zum Teil ein französisches. Wenn es das meine wäre, hätte ich es bereits mit französischem élan gemeistert – am selben Tag, an dem es entstanden ist.«
    »Doch dazu, mein Herr, hätten Sie natürlich eine ebenso großartige Flotte gebraucht«, warf von Heimrich kurz und knapp ein.
    »Natürlich. Wie Sie wissen, haben wir in Europa viele davon. Und wenn es der kaiserlich französischen Politik entspräche, sich hier in voller Kraft zu entfalten wie unsere britischen Verbündeten, hätten wir ein oder zwei Flotten herbeordert.«
    »Tja, nun…« Sir William war müde. »Es ist also abgemacht, daß Sie alle der Meinung sind, man müßte hart mit ihnen umspringen, ja?«
    »Hart und unnachgiebig«, betonte Graf Sergejew.
    »Ja.«
    »Selbstverständlich«, bestätigte Seratard. »Ich dachte, das hätten Sie bereits geplant, Sir William.«
    Der Gesandte kaute ein Sandwich und trank seinen Tee. »Nun gut. Ich werde die Verhandlungen jetzt beenden und auf morgen vormittag um zehn vertagen – mit einem Ultimatum: Eine Zusammenkunft mit dem Shōgun innerhalb einer Woche, die Mörder und die Entschädigung; wenn nicht… Natürlich nur, wenn Sie alle einverstanden sind.«
    »Ich hätte einen Vorschlag, Sir William«, sagte Seratard. »Angenommen. Sie haben Schwierigkeiten, eine Zusammenkunft mit dem Shōgun zu arrangieren – warum schieben wir das nicht für später auf, bis wir Verstärkung erhalten haben? Und einen triftigen Grund für eine Besprechung mit ihm. Schließlich ist diese Veranstaltung eine Machtdemonstration, um eine Untat zu korrigieren, und keine imperiale Politik, weder von Ihrer noch von unserer Seite.«
    »Sehr klug«, kommentierte der Preuße widerwillig.
    Sir William erwog die Gründe hinter diesem Vorschlag, fand aber weder einen Fehler noch eine verborgene Gefahr. »Nun gut. Wir werden eine ›baldige Zusammenkunft‹ mit dem Shōgun verlangen. Einverstanden?«
    Alle nickten. »Entschuldigen Sie, Sir William«, warf André Poncin liebenswürdig ein, »darf ich vorschlagen, daß ich den Herren Ihre Entscheidung vortrage? Wenn Sie die Sitzung eröffnen und sofort wieder beenden, wäre das doch ein Gesichtsverlust für Sie, nicht wahr?«
    »Sehr klug, André«, bestätigte Seratard. Soweit die anderen wußten, war Poncin nur ein Kaufmann mit einiger Kenntnis der japanischen Bräuche und der japanischen Sprache, ein persönlicher Freund und gelegentlicher Dolmetscher. In Wirklichkeit war Poncin ein hochgeschätzter Spion, der alle britischen, deutschen und russischen Bestrebungen in Japan aufdecken und neutralisieren sollte. »Eh, Sir William?«
    »Ja«, antwortete Sir William nachdenklich. »Ja, Sie haben recht, André. Vielen Dank. Ich sollte es wirklich nicht selber tun. Lim!«
    Unverzüglich ging die Tür auf. »Heya, Mass’er?«
    »Hol jungen Mass’er Tyrer, schnell, schnell!« Und dann, zu den anderen: »Tyrer kann das für mich besorgen. Schließlich ist es ein britisches Problem.«
    Als Phillip Tyrer in den anderen Konferenzraum zurückkehrte, von dem man auf den Vorhof hinaussehen konnte, ging er so würdevoll wie möglich auf Johann zu. Die Bakufu-Beamten schenkten ihm keine Beachtung, sondern redeten weiter, während Yoshi mit Misamoto – dem einzigen, der nichts sagte – ein wenig abseits stand. »Johann, überbringen Sie ihnen Sir Williams Grüße und sagen Sie ihnen, daß die heutigen unzufriedenstellenden Verhandlungen vertagt werden und sie sich morgen um zehn wieder hier einfinden sollen – zu einem, wie er hofft, zufriedenstellenden Abschluß dieser unbegründeten Affäre: die Mörder, die Entschädigung und die Garantie für eine

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