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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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baldige Zusammenkunft mit dem Shōgun.«
    Johann wurde blaß. »Einfach so?«
    »Jawohl, genau so.« Auch Tyrer hatte das ewige Hin und Her satt, das ihn immer wieder an John Canterburys gewaltsamen Tod, Malcolm Struans schwere Verletzungen und Angéliques Angst erinnerte. »Sagen Sie’s ihnen!«
    Er beobachtete, wie Johann das kurzgefaßte Ultimatum in gutturalem Holländisch überbrachte. Der japanische Dolmetscher errötete und begann mit einer langatmigen Übersetzung, während Tyrer die Beamten unauffällig, aber eingehend beobachtete. Vier von ihnen hörten aufmerksam zu, der fünfte dagegen nicht, ein kleiner Mann mit engstehenden Augen und schwieligen Händen, die ihm bisher nicht aufgefallen waren – die Hände aller anderen waren gepflegt. Wieder flüsterte dieser Mann auf Watanabe, den jüngsten und ansehnlichsten Beamten, ein, wie er es den ganzen Tag schon immer wieder getan hatte.
    Ich wünschte, ich könnte verstehen, was sie sagen, dachte Tyrer gereizt, entschlossen, alles zu tun, um möglichst schnell Japanisch zu lernen.
    Als der geschockte und verlegene Dolmetscher innehielt, entstand tiefes Schweigen, unterbrochen nur durch scharfes Einsaugen des Atems. Die Gesichter dagegen blieben ausdruckslos. Während der Übersetzung hatte er bemerkt, daß zwei von ihnen Watanabe verstohlene Blicke zuwarfen.
    Warum?
    Jetzt schienen sie zu warten. Watanabe senkte den Blick, versteckte sich hinter seinem Fächer und murmelte etwas. Sofort erhob sich der Mann mit den engstehenden Augen und äußerte ein paar Worte. Erleichtert standen alle auf und gingen, ohne sich zu verneigen, schweigend hinaus. Watanabe bildete, bis auf den Dolmetscher, den Schluß.
    »Diesmal haben sie wohl endlich kapiert, Johann«, sagte Tyrer erleichtert.
    »Ja. Und ganz schön verbiestert waren sie.«
    »Offenbar genau, was Sir William beabsichtigte.«
    Johann trocknete sich die Stirn. Er hatte braune Haare, war mittelgroß schlank und hatte ein hartes, zerfurchtes Gesicht. »Je schneller Sie Dolmetscher werden, desto besser. Es wird Zeit, daß ich zu meinen Bergen und dem Schnee zurückkehre, solange mein Kopf noch auf den Schultern sitzt. Es gibt zu viele von diesen Kretins; sie sind zu unberechenbar.«
    »Als Dolmetscher nehmen Sie aber doch sicher eine privilegierte Stellung ein«, sagte Tyrer voll Unbehagen. »Der Mann, der alles zuerst erfährt.«
    »Und der Überbringer schlechter Nachrichten! Und es sind allesamt schlechte Nachrichten, mon vieux. Sie hassen uns und können es nicht erwarten, uns endlich wieder rauszuwerfen. Ich habe einen Zweijahresvertrag mit Ihrem Foreign Office, der mit beiderseitigem Einverständnis verlängert werden kann. Dieser Vertrag läuft in zwei Monaten und drei Tagen aus, und mein Englisch geht den Bach runter.« Johann ging zum Sideboard am Fenster hinüber und trank einen großen Schluck von dem Bier, das er sich statt des Tees bestellt hatte. »Keine Verlängerung, so groß die Versuchung auch sein mag.« Unvermittelt begann er zu strahlen. »Musume, das ist das Problem, wenn man hier weg will.«
    Tyrer lachte über seine verschmitzte Miene. »Musume? Ihr Mädchen?«
    »Sie lernen schnell.«
    Im Vorhof bestiegen die Beamten ihre Sänften. Die sechs Gärtner hatten ihre Tätigkeit eingestellt und knieten mit tief gesenktem Kopf regungslos auf dem Boden. Misamoto, der neben Yoshi wartete, war sich ständig der Tatsache bewußt, daß er beim kleinsten Fehler nicht mehr aufrecht stehen würde, und hoffte verzweifelt, die Probe bestanden zu haben. Irgendwie werde ich mich diesem Bastard nützlich machen, dachte er auf Englisch, bis ich wieder ein amerikanisches Schiff besteigen und dem Kapitän schildern kann, wie ich durch dieses widerliche Gesindel aus Harris’ Stab entführt wurde…
    Er blickte auf und erstarrte. Yoshi beobachtete ihn aufmerksam. »Herr?«
    »Woran hast du gerade gedacht?«
    »Daß ich hoffe, von Nutzen gewesen zu sein, Sire. Ich… Achtung, hinter Ihnen, Sire!« flüsterte er.
    André Poncin kam die Treppe herunter direkt auf Yoshi zu. Sofort bildeten seine Wachen einen undurchdringlichen Kordon um ihn. Furchtlos grüßte Poncin mit einer höflichen Verbeugung und sagte in annehmbarem, wenn auch stockendem Japanisch: »Entschuldigen bitte, Herr, dürfte ich Nachricht von meinem Master, französisch Oberherr, überbringen?«
    »Was für eine Nachricht?«
    »Er sagen, Sie bitte vielleicht sehen Inneres von Dampfschiff, Maschine, Kanonen. Bittet demütig, Sie und Beamte

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