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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Haut von der Farbe dunklen Honigs.
    »Du wirst mir jetzt die Wahrheit sagen: Deine Vernehmer berichten mir, daß du Englisch sprichst?«
    »Ja, Herr.«
    »Du bist in Anjiro in Izu geboren und warst in dem Land, das man Amerika nennt?«
    »Ja, Herr.«
    »Wie lange warst du dort?«
    »Fast vier Jahre, Herr.«
    »Wo in Amerika?«
    »San Francisco, Herr.«
    »Was ist San’frensiska?«
    »Eine große Stadt, Herr.«
    »Nur dort?«
    »Ja, Herr.«
    Yoshi musterte ihn; er brauchte dringend Informationen. Wie er sah, war dieser Mann verzweifelt bemüht, ihn zufriedenzustellen, hatte zugleich aber Todesangst vor ihm und vor den Wachen, die ihn hereingestoßen und seinen Kopf auf den Boden gedrückt hatten. Also beschloß er, etwas anderes zu versuchen. Er entließ die Wachen, erhob sich, ging zum Fenster und blickte auf die Stadt hinaus. »Erzähl mir mit deinen eigenen Worten, was geschehen ist – aber schnell!«
    »Ich lebte als Fischer im Dorf Anjiro in Izu, Herr, wo ich vor dreiunddreißig Jahren geboren wurde, Herr«, begann Misamoto hastig seine Geschichte, die er offenbar schon hundertmal erzählt hatte. »Vor neun Jahren ging ich mit sechs anderen in meinem Boot einige ri vor der Küste fischen, doch wir gerieten unversehens in einen Sturm, der sehr schnell zu einem großen Unwetter anwuchs, und wurden dreißig Tage lang oder mehr nach Osten aufs große Meer hinausgetrieben, Hunderte von ri weit, vielleicht sogar tausend, Sire. Während dieser Zeit wurden drei meiner Freunde über Bord gespült. Dann wurde die See ruhig, aber unsere Segel waren zerfetzt, und wir hatten weder Essen noch Wasser. Wir versuchten alle drei zu angeln, fingen aber nichts und hatten kein Wasser… Einer von uns wurde wahnsinnig, sprang ins Wasser, versuchte auf eine Insel zuzuschwimmen, die er zu sehen glaubte, und ertrank kurz darauf. Wir sahen weder Land noch Schiff, nur Wasser. Dann, eines Tages, glaubte ich, schon tot zu sein, denn ich sah dieses seltsame Schiff, das ohne Segel fuhr und zu brennen schien, aber es war nur ein amerikanischer Schaufelraddampfer, der von Hongkong nach San Francisco fuhr. Sie retteten mich, gaben mir zu essen und behandelten mich wie einen der Ihren – ich war wie erstarrt vor Angst, Herr, aber sie teilten ihr Essen mit mir, gaben mir zu trinken und Kleider…«
    »Dieses amerikanische Schiff hat dich zu diesem San-Ort gebracht? Was geschah dann?«
    Misamoto berichtete, daß er bei einem Bruder des Schiffskapitäns untergebracht wurde, einem Händler für Schiffszubehör, um die Sprache zu lernen und als Handlanger zu arbeiten, bis die Behörden entschieden, was mit ihm geschehen sollte. Etwa drei Jahre lang lebte er bei dieser Familie und arbeitete dort im Laden wie auch im Hafen. Eines Tages wurde er vor einen wichtigen Beamten namens Natow gebracht, der ihn eingehend befragte und ihm dann mitteilte, er werde mit dem Kriegsschiff Missouri nach Shimoda geschickt, wo er dem Gesandten Townsend Harris als Dolmetscher dienen solle, der sich bereits in Japan befinde, um über einen Vertrag zu verhandeln. Inzwischen trug er westliche Kleidung und hatte sich einiges von der westlichen Lebensart angeeignet.
    »Ich habe mit Freuden akzeptiert, Sire, weil ich überzeugt war, hier helfen zu können, vor allem den Bakufu helfen zu können. Am neunten Tag des achten Monats des Jahres 1857 nach ihrer Zeitrechnung, vor fünf Jahren, Sire, drehten wir vor Shimoda in Izu bei; mein Heimatdorf liegt nicht sehr weit nördlich, Sire. Als ich an Land ging, erbat ich Erlaubnis, mich für einen Tag entfernen zu dürfen, und machte mich sofort auf, Herr, um mich im nächsten Wachhaus zu melden und den nächsten Bakufu-Beamten aufzusuchen, denn ich war überzeugt, man werde mich wegen der Kenntnisse, die ich erworben hatte, willkommen heißen… Aber die Schlagbaumwachen wollten nicht…« Misamotos Gesicht verzerrte sich vor Kummer. »Aber sie wollten mir nicht zuhören, Sire, oder begreifen… Sie fesselten mich und schleppten mich nach Edo… das war vor ungefähr fünf Jahren, Herr, und seitdem werde ich wie ein Verbrecher behandelt und eingesperrt, wenn auch nicht im Gefängnis, und immer wieder erkläre und erkläre ich, daß ich kein Spion bin, sondern ein loyaler Mann aus Izu, und was mir zugestoßen ist…«
    Voll Abscheu sah Yoshi, daß dem Mann die Tränen übers Gesicht liefen. Er schnitt dem Jammernden das Wort ab. »Hör auf! Ist dir bekannt, daß es gesetzlich verboten ist, Nippon ohne Erlaubnis zu verlassen?«
    »Ja,

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