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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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einladen.« Poncin wartete, entdeckte aber keinerlei Reaktion, nur einen herrischen Wink mit dem Fächer, offenbar ein Zeichen, daß er sich entfernen solle. »Vielen Dank, Herr, bitte entschuldigen.« Fest überzeugt, recht gehabt zu haben, ging er davon. Auf der ersten Stufe entdeckte er, daß Tyrer ihn vom Fenster des Audienzzimmers aus beobachtete, unterdrückte einen Fluch und winkte. Tyrer winkte zurück.
    Als die letzten Samurai den Vorhof verließen, nahmen die Gärtner vorsichtig die Arbeit wieder auf. Einer von ihnen schulterte den Spaten und hinkte davon. Hiraga, ein schmutziges, altes Tuch um den Kopf gewickelt und in einem zerlumpten, dreckigen Kimono, freute sich über den Erfolg seiner Spionage. Jetzt wußte er, wie, wann und wo der Überfall morgen stattfinden mußte.
    Wieder in Sicherheit seiner Sänfte auf dem Rückweg zur Burg – mit Misamoto, der auf seinen Befehl ihm gegenüber am anderen Ende saß –, ließ Yoshi seine Gedanken wandern. Er wunderte sich noch immer über die unhöfliche Verabschiedung, war aber nicht wütend wie die anderen, sondern geduldig: Die Rache wird in einer Form erfolgen, die ich selbst wähle.
    Eine Einladung, die Maschinen eines Kriegsschiffs zu besichtigen und einen Rundgang zu machen? Eeee, eine Chance, die nicht ungenutzt bleiben darf. Gefährlich, aber ich werde es wagen. Sein Blick richtete sich auf Misamoto, der durch einen Schlitz in den Vorhängen hinausblickte. Bisher ist der Gefangene Misamoto tatsächlich nützlich gewesen. Dumm von den Dolmetschern, nicht präzise zu übersetzen. Dumm von den Russen, uns zu drohen. Dumm von ihnen, so unhöflich zu sein. Dumm von dem chinesischen Diener, uns als Affen zu bezeichnen. Sehr dumm. Nun, ich werde mich um sie alle kümmern, um einige früher als um die anderen.
    Aber was ist mit den Führern und ihrer Flotte?
    »Misamoto, ich habe beschlossen, dich nicht ins Wachhaus zurückzuschicken. Zwanzig Tage lang wirst du bei meinen Gefolgsleuten untergebracht werden und lernen, dich wie ein Samurai zu verhalten.«
    Schon hatte Misamoto den Kopf bis auf den Boden der Sänfte gebeugt. »Vielen Dank, Herr.«
    »Wenn du mich zufriedenstellst. Also: Was wird morgen geschehen?«
    Misamoto zögerte; er war starr vor Angst. Die oberste Überlebensregel lautete, einem Samurai niemals schlechte Nachrichten zu bringen, nichts zu sagen, nichts freiwillig zu berichten und, falls gezwungen, allen nur das zu sagen, was sie vermutlich hören wollten. Hier war es anders.
    Die Antwort liegt auf der Hand, hätte er gern gerufen und fiel wieder in seine Gewohnheit zurück, auf Englisch zu denken, das einzige, was ihn während der Jahre der Haft bei Verstand gehalten hatte. Wenn du wüßtest, wie sie in der Familie, bei der ich war, miteinander umgehen, wie sie mich behandelt haben, als Dienstboten, gewiß, aber dennoch wie einen Mann, besser, als ich es mir je erträumt hätte; daß jeder Mann aufrecht gehen und ein Messer oder eine Schußwaffe tragen kann, bis auf die meisten schwarzen Männer; wie ungeduldig sie darauf bedacht sind, ein Problem möglichst schnell zu lösen, um sogleich das nächste in Angriff zu nehmen – falls nötig, mit der Faust, dem Revolver oder einer Kanonade; daß nach ihrem Gesetz fast alle gleichberechtigt sind und daß es keine stinkenden Daimyos oder Samurais gibt, die jeden umbringen können, wenn sie Lust dazu haben…
    Yoshi, der seine Gedanken erriet, sagte leise: »Wenn dir dein Leben lieb ist, antworte mir wahrheitsgemäß – immer!«
    »Selbstverständlich, Herr. Immer.« Starr vor Angst gehorchte Misamoto. »Entschuldigung, Herr, aber wenn sie nicht kriegen, was sie wollen, werden sie, glaube ich… werden sie Edo in Schutt und Asche legen.«
    Ich stimme dir zu, aber nur, wenn wir dumm sind, dachte Yoshi. »Schaffen sie das, mit ihren Kanonen?«
    »Ja, Herr. Nicht die Burg, aber die Stadt würde beschossen werden.«
    Und das wäre eine törichte Verschwendung von Toranaga-Ressourcen, dachte Yoshi. Wenn wir wie gewohnt versorgt werden wollen, würden wir sie alle ersetzen müssen, Bauern, Handwerker, Kurtisanen und Kaufleute. »Wie also würdest du ihnen ein bißchen Suppe, aber keinen Fisch geben?«
    »Bitte, entschuldigen Sie, ich weiß es nicht, Herr. Ich weiß es nicht.«
    »Dann denk nach. Und gib mir deine Antwort bei Tagesanbruch.«
    »Aber… Jawohl, Herr.«
    Yoshi lehnte sich in die Seidenkissen zurück und konzentrierte sich auf die gestrige Besprechung mit den Ältesten. Da Anjo den Befehl,

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