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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Herr, aber ich dachte…«
    »Und ist dir bekannt, daß es dem Gesetzesbrechcr, wer er oder sie auch sein mag, im Rahmen desselben Gesetzes bei Todesstrafe verboten ist zurückzukehren?«
    »O ja, Sire, ja, ja, das wußte ich, aber ich dachte, daß das nicht auf mich zutrifft, Sire, ich dachte, man würde mich willkommen heißen und zu schätzen wissen, und außerdem war ich ja auch aufs Meer hinausgetrieben worden. Es war der Sturm, der…«
    »Gesetz ist Gesetz. Und dieses Gesetz ist ein gutes Gesetz. Es verhindert Seuchen und Ansteckung. Bist du der Meinung, daß man dich ungerecht behandelt hat?«
    »Oh, aber nein, Herr!« versicherte Misamoto hastig, wischte sich die Tränen ab und senkte mit sogar noch größerer Angst den Kopf bis auf die Tatami. »Bitte, entschuldigen Sie, ich erflehe Ihre Verzeihung, bitte, entschuldigen…«
    »Beantworte meine Fragen. Wie gut ist dein Englisch?«
    »Ich… Ich verstehe und spreche amerikanisches Englisch, Sire.«
    »Ist das dasselbe, was die Gai-Jin hier sprechen?«
    »Ja, Sire, mehr oder weniger…«
    »Als du kamst, um diesen Amerikaner Harris aufzusuchen – warst du da glattrasiert oder unrasiert?«
    »Unrasiert, Sire, ich trug einen gestutzten Bart, wie die meisten Seeleute, Sire, und hatte mir die Haare wachsen lassen wie sie, zu einem Zopf geflochten und mit Teer verknotet.«
    »Wen hast du außer diesem Gai-Jin Harris kennengelernt?«
    »Nur ihn, Sire, nur für eine Stunde oder so, und einen aus seinem Stab, an den Namen kann ich mich nicht erinnern.«
    Wieder erwog Yoshi die Gefahren seines Planes: ohne Zustimmung des Rates verkleidet an den Verhandlungen teilzunehmen und diesen Mann als Spion zu benutzen, um den Feind insgeheim zu belauschen. Vielleicht ist Misamoto ja jetzt schon ein Spion – für die Gai-Jin, dachte er grimmig: seine Vernehmer sind davon überzeugt. Mit Sicherheit ist er ein Lügner, seine Geschichte ist viel zu glatt, sein Blick zu verschlagen, und wenn er sich unbeobachtet fühlt, gleicht er einem Fuchs.
    »Nun gut. Später möchte ich alles erfahren, was du gelernt hast, alles und… Kannst du lesen und schreiben?«
    »Ja, Herr, aber auf Englisch nur ein wenig.«
    »Gut. Ich habe Verwendung für dich. Wenn du mir gehorchst und mich zufriedenstellst, werde ich deinen Fall überdenken. Wenn du versagst, und sei es auch nur im geringsten Maße, wirst du dir wünschen, du hättest es nicht getan.«
    Also erklärte er ihm, was er wollte, teilte ihm Lehrer zu, und als die Wachen Misamoto gestern vorführten, sauber rasiert, das Haar wie ein Samurai frisiert und in der Kleidung eines Beamten mit zwei Schwertern, obwohl sie blind waren und ohne Klingen, hatte er ihn nicht wiedererkannt. »Gut. Geh auf und ab.«
    Als Misamoto gehorchte, war Yoshi tief beeindruckt davon, wie schnell dieser Mann anstelle der korrekten, normalen, unterwürfigen Haltung des Fischers die stolze, aufrechte Haltung gelernt hatte, die ihm von seinem Lehrer gezeigt worden war. Zu schnell, dachte er, nunmehr überzeugt, daß Misamoto mehr – oder weniger – war, als er andere glauben machen wollte.
    »Hast du genau verstanden, was deine Aufgabe ist?«
    »Ja, Herr. Ich schwöre, daß ich Sie nicht enttäuschen werde, Sire.«
    »Das weiß ich. Meine Wachen haben Befehl, dich sofort zu töten, wenn du von meiner Seite weichst oder ungeschickt wirst – oder… unbesonnen.«
    »Wir machen eine Pause von zehn Minuten«, sagte Sir William erschöpft. »Teilen Sie ihnen das mit, Johann.«
    »Sie wollen wissen, warum.« Johann Favrod, der Schweizer Dolmetscher, gähnte. »Pardon. Sie sind offenbar der Meinung, daß alle Punkte besprochen wurden etc. etc. sie werden Ihre Nachricht weiterleiten etc. etc. und sich in sechzig Tagen, wie bereits vorgeschlagen etc. etc. in Kanagawa abermals mit Ihnen treffen, um Ihnen die Antwort von ganz oben zu überbringen etc. etc.«
    »Gebt mir nur einen Tag lang die Flotte, und ich werde diese matyeryebitz und das ganze Problem gelöst haben.«
    »Durchaus«, stimmte Sir William zu, um in fließendem Russisch zu ergänzen: »Tut mir leid, mein lieber Graf, aber wir sind hier, um möglichst eine diplomatische Lösung auszuhandeln.« Dann, wieder auf Englisch: »Zeigen Sie ihnen, wo sie warten können, Johann. Gehen wir, Gentlemen?« Er stand auf, verbeugte sich steif und ging in einen Warteraum voraus. Als er an Phillip Tyrer vorbeikam, sagte er: »Sie bleiben bei ihnen. Halten Sie Augen und Ohren offen.«
    Alle Gesandten nahmen Kurs auf den

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