Noch ein Kuss
natürlich immer willkommen. Dieser Besuch war nur nicht geplant.«
Seine Braut grinste und knuffte ihn in die Rippen. »Da ich mit meinem Plan nicht weiterkomme, habe ich beschlossen, dich zu überfallen. Schau.« Sie klopfte auf ihre Umhängetasche, aus der Listen und Artikel aus den neuesten Hochzeitszeitschriften quollen.
Peter stöhnte vernehmlich. Dann ließ er sich mit sichtlich genervter Miene und leise über neurotische Frauen schimpfend von Carly zum Sofa führen und neben Mike in die Polster drücken. Seine Braut kannte ihn gut genug, um nicht beleidigt zu sein, denn vor ihrer Verlobung waren sie lange befreundet gewesen. Peter hatte selbst dann noch Geduld mit ihr, wenn sie ihn mit endlosen Listen und Artikeln schier zur Verzweiflung trieb. Schließlich verfolgten sie beide das gleiche Ziel – eine Hochzeit mit allem Drum und Dran.
Was für Carly auch ein gesichertes, ruhiges Leben einschloss. Peter dagegen ging es wohl mehr um den kräftigen Schub, den sein Aufstieg zum Teilhaber durch diese Verbindung bekam. Doch letztendlich wollten sie beide dasselbe, selbst wenn ihre Träume ein klein wenig voneinander abwichen.
»Bist du bereit?« Sie hockte sich neben ihrem Verlobten auf den Boden.
»Gib’s ihm«, stichelte Mike.
Wild entschlossen, die Gefühle, die dieser Mann in ihr auslöste, zu ignorieren, kicherte Carly laut. Als sie die beiden Brüder nebeneinander sitzen sah, entdeckte sie einige Ähnlichkeiten zwischen ihnen. Beide hatten hellbraunes Haar, nur dass Peters kürzlich geschnitten worden war und keine sonnengebleichten goldenen Strähnen aufwies. Auch die Profile der beiden glichen sich, auch wenn Mikes gebräuntes Gesicht durch den häufigen Aufenthalt in der freien Natur frischer wirkte. Dafür hatte Peter eine kultivierte Ausstrahlung, einen Schliff, für den er hart gearbeitet hatte. Jedenfalls sahen beide Männer sehr gut aus , und sie verbot es sich, weitere Vergleiche anzustellen.
»Können wir es kurz machen?«, fragte Peter. »Ich muss noch einen Antrag formulieren, der bis morgen früh um neun eingereicht sein soll.«
»Pete … «
»Sicher«, schnitt Carly Mike das Wort ab. Er wusste nicht genug vom Job seines Bruders, um zu verstehen, welche Anforderungen er stellte, während sie als Tochter eines prominenten Anwalts damit aufgewachsen war. »Hör mir einfach nur eine Weile zu«, sagte sie und begann, verschiedene Dinge aus ihrer Tasche zu ziehen.
Kurz darauf waren Planer, Listen und Bilder über den ganzen Tisch verstreut, denn trotz Peters eher symbolischer Proteste war ihm durchaus bewusst, dass ein paar Stunden an diesem Abend ihnen im Weiteren viel Ärger ersparen würden.
»Siehst du, was ich aushalten muss?«, quengelte Peter. Doch Carly hörte den amüsierten Unterton in seiner Stimme.
Mike sah zu Carly hinüber. »Das Leben ist hart, Pete. Erinner mich daran, mich zu beschweren, wenn das nächste Mal eine wunderschöne Frau einige Stunden meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit verlangt.«
»Selbst wenn sie ein Schoßhündchen aus dir machen will?« Peter hielt ein Hochglanzfoto von einem Brautpaar in die Höhe.
Die beiden Brüder prusteten los und erlaubten es Carly, das unsichtbare Band zwischen ihnen zu sehen, an das sie bislang nicht so recht geglaubt hatte.
»In dem Fall«, erwiderte Mike, »würde ich mich mit dem nächsten Flieger in Sicherheit bringen.«
Carlys Magen zog sich schmerzhaft zusammen, eine Reaktion, die sie auf ihren quälenden Hunger schob – und auf ihr plötzliches Verlangen … nach Essen.
Mike gähnte unterdrückt; er war froh, dass die Hochzeitsplanerei endlich zu Ende ging.
»Also um vierzehn Uhr am Freitag im Herrenmodengeschäft und um zehn am Samstag bei der Floristin?«, erkundigte sich Peter.
Carly schaute in ihren Terminkalender und nickte bestätigend. »Keine Entschuldigungen, keine Verspätungen.« Sie schaute auf und sah ihren Verlobten an.
»Vorausgesetzt, dass nichts Außergewöhnliches dazwischenkommt.«
»Bestimmt nicht.«
Mike klappte die Pizzaschachtel wieder zu. Obwohl Pete und Carly bei ihm gewesen waren, hatte er allein gegessen, während die beiden beinahe zwei Stunden lang über die letzten Hochzeitsarrangements verhandelt hatten. Wenn man dem Paar, das vor ihm saß, Glauben schenken konnte, hing eine perfekte Hochzeit weniger von Gefühlen als von einem Haufen Kleinigkeiten ab. Die Carly Wexler, die noch vor ein paar Stunden in den Anblick ihres Lieblingstraurings versunken gewesen war, hatte mehr
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