Noch einmal leben
und drei Trittbrettfahrer. Eine ordentliche Menge. Eine … ordentliche … Menge.“
Noyes begriff. Solche zusätzlichen Bewußtseine, die Owens Trittbrettfahrergenannt hatte, waren auch unter dem Namen Sekundärtransplantate bekannt. Es waren die, die während einer Band-Aufnahme bereits im Gehirn des Betreffenden steckten; und die dann bei einer späteren Transplantation gleich mit verpflanzt wurden. Das Problem dieser Sekundärtransplantate wurde jetzt, wo der Scheffing-Prozeß in seine zweite Generation trat, immer akuter. Jeder, der bereits ein Fremdbewußtsein in sich besaß, übertrug dieses bei der Aufzeichnung mit aufs Band. Und manche dieser mehrfach belegten Bewußtseine wurden von den Empfängern gekauft. In einigen Jahren würde praktisch jede Verpflanzung dem Empfänger zwei bis drei zusätzliche Sekundärtransplantate pro Primärbewußtsein bringen. Dann würde mit jeder Transplantation im Gehirn des Empfängers gleich eine halbe Fußballelf eingepflanzt. Allerdings waren die Sekundärtransplantate weniger dominierend als die primären.
Es gab jedoch Möglichkeiten, wußte Noyes, das zu umgehen. Am einfachsten war dabei die Methode, sich beim Kauf nur für Identitäten ohne Sekundärtransplantate zu entscheiden, wie er, Noyes, das auch getan hatte. Kravchenko hatte sich erst sehr spät für den Scheffing-Prozeß entschieden, die Aufzeichnung, die Noyes bekommen hatte, war gemacht worden, noch bevor er sich für eine Transplantation entschieden hatte, sie enthielt daher keine Spur von Kravchenkos Fremdbewußtsein. Natürlich würde diese Möglichkeit bald nicht mehr vorhanden sein, da heutzutage jeder schon in jungen Jahren seine erste Transplantation empfing und diese natürlich gleich bei den ersten Aufzeichnungen mit übertrug.
Eine andere Möglichkeit bestand darin, alle Sekundärtransplantate aus dem eigentlichen Bewußtsein löschen zu lassen, bevor man sich dieses einsetzen ließ. Die Ausgesonderten wurden dann in der Seelenbank gelagert und konnten bei Bedarf in Primäridentitäten für neue Empfänger zurückverwandelt werden. Noyes gefiel diese Methode besser. Trotzdem, Fremdidentitäten bedeuteten Prestige, und mehrere davon bedeuteten ein noch größeres Prestige. Die Leute schienen sich heutzutage den Kopf unbedingt vollstopfen zu wollen. Wenn jemand sich für eine Transplantation entschied, dann wünschte er sich die ganze Ladung an Trittbrettfahrern, die das Primärbewußtsein mit sich führte; denn erst so konnte man ja in den vollen Genuß der ganzen Komplexität der eingepflanzten Seele kommen.
Wenn man damit fertig wurde, war das sicher eine feine Sache, dachte Noyes. Aber für jeden potentiellen Empfänger war es sicher sehr aufschlußreich, fünf Minuten mit Nathaniel Owens zu verbringen und dabei zu erfahren, wohin übertriebene Gier führen konnte.
„… wahrscheinlich wäre es besser, wenn diese Transplantationsgeschichte nie aufgekommen wäre“, sagte David Loeb gerade. „Nein, nein, ich habe nichts mit den Ausmerzern gemein. Aber trotzdem …“
„Es ist unsere Erlösung, unsere wirkliche Hoffnung auf die Unsterblichkeit“, sagte Owens mit einer seiner sanfteren Stimmen. „Ich habe mich mit diesem ganzen Stamm an Passagieren konfrontieren lassen, und ich freue mich schon auf meinen nächsten Zyklus, wenn ich in einem anderen Körper stecke, wenn …“
„Nat! Dein Arm“, kreischte Rowena auf.
Während er redete, hatte Owens’ linker Arm sich anscheinend selbständig gemacht und befummelte Gloria Loebs Oberschenkel. Gloria zuckte zusammen, als seine Wurstfinger sie berührten. Owens stammelte etwas, das wohl eine Entschuldigung sein sollte, aber der linke Arm ließ sich davon nicht beirren. David Loeb und Noyes setzten sich gleichzeitig in Bewegung, um zu helfen. Charles zerrte an Owens’ Handgelenk, während sein Schwager sich bemühte, die verkrampften Finger zu lösen. Endlich ließ die Hand von ihrem Treiben ab. Purpurrote Flecken erschienen auf Glorias blasser Haut.
Owens schien nicht recht klar zu sein, was er da angerichtet hatte. Es folgte ein längeres peinliches Schweigen, während die Gruppe sich krampfhaft bemühte, den fauxpas auf wohlerzogene Weise zu verdecken. Owens selbst fand schließlich die Lösung des Problems. Heiser sagte er: „Ich glaube, ich gehe jetzt etwas schwimmen. Diese Energieladung muß abgebaut, und auch der Rest wieder einigermaßen in Ordnung gebracht werden.“
Er rannte zum Wasser hinunter – eine tapsige, unbeholfene,
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