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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sehen?“
    Er nahm die Brieftasche heraus und fand darin seine Hundert-Dollar-Note. Es war ein dünnes Platikkärtchen, das das Atom-Symbol, eine Seriennummer, die arabische Zahl 100 in schwarzer Schrift und die folgende Inschrift trug: Die Nationalbank der Vereinigten Staaten hält Währungsgrundlagen im Wert von Einhundert Dollar als Sicherheit für diese Banknote bereit. Gesetzliches Zahlungsmittel. Elena studierte den Schein, als wäre er ein Wesen von einem anderen Planeten. „Faszinierend“, sagte sie schließlich und gab ihn zurück. „Kannst du mir so etwas besorgen?“
    „Na klar“, sagte er.
    Er nahm sie bei der Hand und führte sie über das Deck zu einer Erfrischungsbude, wo ein Robotdiener alkoholfreie Getränke ausgab. Als der Schirmstrahl in seiner Richtung aufblitzte, sagte Noyes: „Gib mir eine Hundert-Dollar-Note.“ Er preßte seinen Daumen auf die Zahlplatte. Eine Banknote fiel aus dem Schlitz, Charles händigte sie Elena mit gewichtiger Miene aus. Sie studierte ihn eine Zeit lang, grinste verwirrt und ließ das Kärtchen dann im Tal zwischen ihren Brüsten verschwinden. Zuschauer sahen fassungslos zu.
    „Danke“, sagte sie, als sie an die Reeling zurückkehrten. „Ich werde dieses kleine Souvenir wie einen Schatz hüten.“
    „Ganz sicher wird es dir am Herzen liegen“, sagte Noyes, beide lachten.
    Die Fähre näherte sich jetzt dem Landesteg von Jubilisle. Die große, bogenförmige Kuppel der Vergnügungsinsel ragte steil vor ihnen hoch. An ihrer Spitze befanden sich ganze Lichterbatterien, die von einem Ende des Halbkreises bis zum anderen hell leuchteten. Ein Gelände von fünfzig Hektar, sechs verschiedene Ebenen, ein Fassungsvermögen von einer halben Million Menschen gleichzeitig – das war Jubilisle. Noyes konnte nicht verneinen, daß der Anblick überwältigend war. Selbst Elena wirkte beeindruckt.
    „Gehört das alles Roditis?“ fragte sie flüsternd.
    „Ja, über eine Holding-Gesellschaft. Ich habe ihm bei der Finanzierungsplanung geholfen. Damals war ich noch nicht lange in seinem Unternehmen. Es war sein erster großer Coup.“
    „Jubilisle muß Milliarden gekostet haben!“
    „Das hat es auch. Damals hatte Roditis noch nicht so viel Kapital, also mußten wir uns ein paar Zauberkunststückchen einfallen lassen. Er verpfändete alles als Bürgschaft. Paul Kaufmann war bereit, einen Bauzuschuß von zwei Milliarden beizusteuern. Aber dafür wollte er eine fünfzigprozentige Beteiligung. Roditis sagte nein. Kaufmann war darüber so überrascht, daß er diese Bedingung fallen ließ und trotzdem die zwei Milliarden gab. Zehn Prozent Zinsen wollte er haben, zu diesen Bedingungen gab er uns das Geld.
    Die letzte Kreditrückzahlung ist im Januar gemacht worden. Roditis hat die ganze Zeit über Jubilisle besessen. Es gehört ihm. Mittlerweile denkt er daran, auf die Vergnügungsinsel eine Hypothek aufzunehmen. So ungefähr sieben Milliarden von einem Banken-Konsortium. Mit diesem Kapital will er dann ein Jubilisle in Kanton und Rio finanzieren. Schließlich und endlich wird er Dutzende davon auf jedem Kontinent besitzen. Langweile ich dich, wenn ich so viel über finanzielle Dinge rede?“
    „Überhaupt nicht“, sagte Elena. Sie machte einen interessierten Eindruck. „Das interessiert mich sehr. Roditis muß ja ein furchtbar aufregender Mensch sein. Ich würde ihn gerne einmal kennenlernen.“
    „Hast du das denn noch nicht?“
    „Noch nie. Wir sind uns einfach noch nie über den Weg gelaufen. Weißt du, ich bin sehr oft mit Mark zusammen, er hat Roditis gegenüber eine so feindliche Einstellung.“
    „Ja, ja, natürlich.“
    „Aber ich glaube, eines Tages werde ich Roditis kennenlernen. Diese Begegnung wird sich für uns beide als sehr lohnend erweisen.“
    „Mächtige Männer ziehen dich magisch an, was, Elena?“
    „Warum nicht?“
    „Mark Kaufmann – Santoliquido …“
    Sie machte ein erschrockenes Gesicht. „Santo und ich sind nur gute Freunde.“
    „Ist das alles?“ Er bemerkte, wie Farbe in ihre Wangen kam. Lachend sagte er: „Sehr gute Freunde, denke ich mir.“
    „Was willst du eigentlich?“
    „Nichts, gar nichts.“
    Die Fähre war angekommen. Die Gangways wurden runtergelassen, die Menge strömte auf die Insel. Charles und Elena ließen sich von dem Menschenstrom mittragen.
    Eine prächtige Tafel in mindestens sechs Farben baute sich vor ihnen auf. Reichlich sechs Meter hoch und neun breit zeigte die Tafel detailliert an, wo sich alle Vergnügungen

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