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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Alphapartikel-Attraktionen bereithielt; das Halbleben hier war wirkliches biologisches Leben: Zwitter- und Mischkreaturen, gezüchtet aus biochemisch manipulierten Genen. Hinter einem elektrischen Zaun tapsten vor sich hindämmernde Wesen, während ein vorprogrammierter Sprecher ihre Identitäten aufzählte. „Hier sehen wir eine Mischung aus Maus und Katze, Leute, eine der beliebtesten Zwitterformen. Und dort Hund und Tiger, auch wenn Sie so etwas nicht für möglich halten wollen! Als nächstes erwartet Sie eine Kreuzung aus Schlange und Frosch.“
    Die hybriden Kreaturen wiesen wenig Ähnlichkeit mit ihren angeblichen Eltern auf. Sie waren meist geschlechtslose Wesen, deren Form nicht näher zu spezifizieren war; Prototypen einer Evolution, denen es noch an klaren Charakteristika fehlte. Kaum ein Wesen war länger als einen halben Meter. Sie bewegten sich schwankend auf zu kurzen Beinen. Der Tigerhund trug einzelne, graue Fellflecken. Der Schlangenfrosch war gedrungen, glänzte und besaß pulsierende Hautsäcke. „Mensch und Maus, meine Damen und Herren, Mensch und Maus!“ tönte die Stimme des Automaten. „Sie glauben, die Scheffing-Leute vollbringen Wunder? Na, was halten Sie dann hiervon? Man infiziert beide mit dem Sendai-Virus, vermengt die Samenkerne in einer Zentrifuge, fügt einen Spritzer Nukleinsäure hinzu, und dann, verehrte Herrschaften, erhält man die Kreuzung von Mensch und Maus!“ Ein Dutzend verkrüppelte Wesen, die weder wie ein Mensch noch wie eine Maus aussahen, marschierten in die Arena ein. Sie besaßen rosafarbene Knopfaugen, ihre Hände waren Klauen, sie konnten nicht aufrecht gehen. Elena blickte mit atemloser Spannung in die Arena.
    Ein Hausangestellter näherte sich den beiden und bot ihnen eine Handvoll explosiver Wurfpfeile an. Mit einschmeichelnder Stimme sagte er: „Sie sehen wie reiche Leute aus, die sich einen vergnügten Abend machen wollen. Möchten Sie ein paar von den Hybriden erledigen? Hundert Dollar pro Wurfpfeil.“
    „Nein danke“, sagte Noyes.
    „Testen Sie ihre Zielsicherheit. Einige Herrschaften aus Ihren Kreisen kommen gern und oft wieder. Hinten liegt ein eigens dafür hergerichtetes Zimmer. Dort gibt’s viele Hybriden, auf die Sie werfen können. So selten sind sie nämlich eigentlich nicht.“
    „Sollen wir?“, fragte Elena Charles.
    Noyes sah sie verblüfft an. Ihre Augen strahlten.
    Kravchenko erwachte und warnte seinen Wirt:
    - Schlag ihr ja nichts ab, wenn du schlau sein willst.
    Seufzend gab Noyes nach. Sie gingen ins Hinterzimmer. Charles erleichterte sein Konto um fünfhundert Dollar, und Elena nahm ein Bündel Wurfpfeile in ihre zarten Hände. Unter ihnen trotteten auf einer Plattform ein halbes Dutzend bedauernswerter bläulicher Wesen, halb Eichhörnchen, halb Otter, im Kreis herum. Es waren langsame, unbeholfene Tiere mit langen, haarlosen Schwänzen und großen Schwimmfüßen.
    Elena zielte und warf den ersten Pfeil. Ihre Brüste erzitterten unter dem engen, grünen Gewand. Ihr Arm schob sich ruckartig vor; ein harter Wurf aus dem Ellbogen heraus. Zu Noyes’ Erleichterung traf sie daneben, und ebenso erging es dem zweiten und dritten Wurf. Die Pfeile landeten auf dem Boden und explodierten mit einem kleinen, weißglühenden Paffen. Aber mit dem vierten traf Elena eins der unglücklichen Wesen am Ansatz seines verdrehten Rückgrats. Der Geruch von verbranntem Fell trieb auf die Zuschauer zu. Als der Rauch abgezogen war, sah Noyes die Überreste der Kreatur. Elena machte einen heiteren Eindruck. Unter ihrer gebräunten Haut war sie hochrot angelaufen und wirkte dadurch auf sinnverwirrende Weise noch begehrenswerter. Sie reichte Charles den letzten Pfeil. Er wies ihre Hand ab.
    „Nun mach schon!“, rief sie. „Wirf ihn! Es macht Spaß!“
    „Zu morden?“
    „Diese Wesen dort unten kommen aus der Retorte. Man kann sie nicht wirklich als Lebewesen ansehen. Tot sind sie besser dran.“ Sie zerrte ihn am Arm. Die Nähe ihres erhitzten Körpers brachte ihn fast um den Verstand. „Nun wirf schon!“
    Verzweifelt schleuderte Noyes den Wurfpfeil. Er flog drei Meter hoch über der Arena und zerplatzte, ohne Schaden anzurichten, an der Rückwand. Dann griff Charles nach ihrer Hand und zog sie durch einen Seitenausgang. Vor ihnen war eine Cocktail-Bar auszumachen. Dort traten sie ein.
    „Hast du für die Jagd nichts übrig?“ fragte Elena ihn.
    „Nicht viel. Aber die Jagd ist wenigstens noch ein Sport. Und ich kann nichts Sportliches daran

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