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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Jubilisle erwartet uns!“
    „Du machst mich überglücklich, Charles.“
    Er legte seinen Arm um ihre Taille. Die Schnallen ihres Gewands stachen ihn. Charles spürte das üppige Fleisch ihrer Hüfte. Er schob sie sanft vorwärts, sie mischten sich in den Strom der Vergnügungssüchtigen, die zur Fähre eilten. Ein Kartenverkäufer-Robot streckte die Hand aus, als erwarte er von Noyes Bargeld. Charles schüttelte nur den Kopf und preßte den Daumen in die Robothand. Der Automat ließ keinerlei Einwände oder Kommentare erkennen, verband sich mit dem Kreditinstitut und belastete Noyes’ Konto mit sechs Dollar. Danach öffnete sich die Sperre, die beiden gelangten auf die Fähre. Wenige Minuten später fuhren sie rasch durch den Hafen von New York zum Vergnügungspalast. Vor ihnen lag der helle Glanz von Jubilisle. Dahinter ragte in majestätischer Dunkelheit der Turm des Scheffing-Instituts mit seinem schwarzen Dach empor, er verbarg den größten Teil des Panoramas von Manhattan hinter sich. Noyes ließ den Blick von der Vergnügungsinsel zum Turm schweifen. Diejenigen, die sich keine Wiedergeburt dort leisten konnten, fanden wenigstens hier Zerstreuung.
    Er und Elena fanden während der zehnminütigen Fahrt zu der festverankerten schwimmenden Insel einen Platz an der Reeling. Sie standen sehr nahe beieinander. Die Wärme ihres Körpers an diesem frischen Frühlingsabend war ihm sehr willkommen. Letzte Woche auf Dominica war sie sehr nett zu ihm gewesen, als er auf Kaufmanns Party diese entsetzlichen Krämpfe bekommen hatte. Du hast zu viel Sonne abbekommen, hatte sie gesagt und damit die Wahrheit überspielt; in Wirklichkeit hatte er eine plötzliche und fast erfolgreiche Rebellion Kravchenkos erleiden müssen. Sie war wirklich sehr nett: Zärtlich, fast mütterlich, obwohl sie doch etliche Jahre jünger war als Noyes. Mit ihrem üppigen Busen, dachte er, wirkt sie wie Mutter Natur höchstpersönlich.
    Aber sein Interesse an ihr war nicht gerade das eines Säuglings. Er trug Kravchenkos Erbe in sich, das besagte, Elena sei Bettfreuden nicht abhold. Ihre eigene Bereitschaft, sich heute nehmen zu lassen, stärkten Charles enorm den Rücken. Darüber hinaus war sie Kaufmanns Geliebte und wahrscheinlich auch die von Santoliquido; es vergrößerte daher Charles’ Selbstbewußtsein noch mehr, den Abend mit ihr zu verbringen. Und schlußendlich fand das auch Roditis’ Beifall. Im Grunde genommen kam es nämlich bei allen Taten von Noyes nur darauf an, wie gut oder wie schlecht sie mit den Interessen von John Roditis konvenierten. Und indem Charles Elena Volterra nach Jubilisle ausführte, befand er sich in einer Position, in der er Roditis und sich selbst sehr viel nutzen konnte.
    Elena sagte: „Ich dachte, du kämst öfters hierher. Gehört Jubilisle nicht zu Roditis’ Wirtschaftsimperium?“
    „Doch, natürlich. Es ist sogar eine seiner erfolgreichsten Unternehmungen. Aber ich glaube, ich war noch nicht öfter als dreimal hier, seit es vor zehn Jahren eröffnet wurde.“
    „Magst du keine Vergnügungsparks?“
    „Es gibt solche und solche Vergnügungen“, sagte Noyes. Er senkte die Stimme. „Eigentlich ist Jubilisle hauptsächlich für die Zerstreuung der unteren Schichten errichtet worden. Es ist kein Snobismus von mir, wenn ich dir das erzähle, sondern die schlichte Wahrheit. Deshalb ist es auch hier hingesetzt worden, direkt im Schatten des Scheffing-Turms, damit die Leute aufblicken, das Institut sehen und sich tiefergehende Gedanken über die Wiedergeburt machen können. Das wird sie, da sie niemals wiedergeboren werden, wenn sie nicht über Unmengen Geld verfügen, zu immer weiteren Runden am Spieltisch verführen, womit sie John Roditis natürlich jedesmal ein bißchen reicher machen.“
    „Sehr geschickt.“ Elena ließ ihren Blick umherschweifen. „Jetzt, wo du es sagst, entdecke ich auch, wie deplaziert wir an einem solchen Ort sind. Die meisten Leute haben ja bar bezahlt.“
    „Das ist dir also auch aufgefallen.“
    „Es hat mich fasziniert. Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch kein Bargeld in der Hand gehabt, noch nicht einmal. Ich würde einen Geldschein gar nicht erkennen, wenn ich ihn auf der Straße finden würde. Warum tun die Leute das überhaupt?“
    „Sie mögen das Gefühl von Geld in der Tasche“, sagte Noyes. „Das zentrale Computerkonto ist ihnen etwas zu unpersönlich. Hier – ich trage immer eine Banknote mit mir, als Glücksbringer. Möchtest du sie

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