Noch einmal mit viel Gefuehl
angefühlt – ihre Wange unter seinen Fingern, ihre Lippen auf seinen und jetzt gerade ihre Arme um seine Hüften. Doch was er glaubte gehört zu haben, musste seiner wilden Fantasie entsprungen sein.
„Was hast du gerade gesagt?“
Angelina biss sich vor Aufregung auf die Unterlippe, senkte aber nicht den Blick. „Ich möchte, dass du heute Nacht bei mir bleibst.“
„Um mit dir Sterne zu zählen?“, kam es sarkastisch zurück. Die Erinnerung an die gemeinsame Nacht in der Scheune ließ ihn immer noch nicht los.
Angelina schüttelte so heftig den Kopf, dass sich einzelne feuerrote Locken aus ihrem Pferdeschwanz lösten und um ihr Gesicht tanzten. „Nein, ich bin längst nicht mehr das naive, verliebte Ding von damals. Bisher habe ich von unserer Beziehung nicht mehr gehabt als Täuschung und Frustration. Alles außer dem einen, was den ganzen Herzschmerz vielleicht wert gewesen wäre.“
„Du redest von Sex“, konstatierte er brutal.
Die gleiche Härte las er in ihrem Blick, als sie trotzig das Kinn hob. „Ja.“
„Die schüchterne Romantikerin will also nicht mehr bis zur Hochzeitsnacht warten?“, spielte er auf ihr mädchenhaftes Geständnis von vor drei Jahren an. Seine Worte klangen gröber als beabsichtigt. Doch Taj war inzwischen hilflos seinen widerstreitenden Gefühle ausgeliefert. Seine Brust war eng, und jeder mühsame Atemzug schmerzte.
Auf diesen Moment hatte er eine kleine Ewigkeit gewartet, und jetzt stand Angelina vor ihm und wollte mit ihm ins Bett. Immer noch wagte er sich nicht zu rühren, aus Angst, die Vision könnte sich plötzlich in Luft auflösen.
„Das war einmal. Inzwischen bin ich erwachsen geworden.“ Es hörte sich beklommen und irgendwie traurig an. „Ich habe längst begriffen, dass man vom Leben nicht alles bekommt, was man sich wünscht. Aber etwas davon kann ich wenigstens haben … dich.“
„Du willst mich?“ Er wollte es noch einmal aus ihrem Mund hören, obwohl er sich für diese Schwäche schämte.
„Würde ich dich bitten zu bleiben, wenn es nicht so wäre?“
„Warum jetzt?“
Angelina lachte spöttisch. „Du bist eben nicht der Einzige, der nach einer Gelegenheit greift, wenn sie sich ihm bietet.“
Taj kniff die dunklen Augen zusammen und studierte eindringlich ihr zartes Gesicht. Sie war so jung gewesen, als sie sich kennengelernt hatten. Und obwohl sie sich äußerlich kaum verändert hatte, fand er die Angelina von damals nicht wieder. Das magische Funkeln in den grünen Nixenaugen war verschwunden, ebenso wie das süße, mädchenhafte Lächeln.
Sie wirkte müde. Und desillusioniert. Wie jemand, der für sein Alter zu viel gesehen und erlebt hatte. War das seine Schuld? Oder war etwas geschehen, nachdem sie Texas verlassen hatte? Keine der beiden Möglichkeiten gefiel ihm.
Damals hatte er genau das getan, was Angelina ihm vorhielt: Er hatte eine günstige Gelegenheit beim Schopf ergriffen. Aber er mochte die schöne Erbin auf Anhieb und hatte sie auf keinen Fall verletzen wollen.
Was immer man ihm anlasten konnte, er hatte dafür bezahlt, seit Angelina aus seinem Leben verschwunden war. Mit Zins und Zinseszins. Und zwar in einer Art und Weise, die er ihr niemals erklären könnte.
Angefangen mit seinem Sexleben oder vielmehr dem Mangel an einem solchen! Seit drei Jahren verspürte er nicht das geringste Verlangen nach einer Frau, und jetzt stand er hier und glaubte vor Sehnsucht und wildem Hunger vergehen zu müssen. Konnte man das, was er gerade empfand, überhaupt mit sexueller Lust betiteln?
Es fühlte sich anders an als alles, was er je erlebt hatte. So, als stünde er bei stürmischer See am Rande eines Kliffs. Allein ihr Anblick raubte ihm den Atem und ließ ihn am ganzen Körper beben. Das Gefühl, die Balance zu verlieren, sich zu verlieren, wurde immer stärker.
„Das ist also alles, was ich für dich bin … eine sich bietende Gelegenheit?“
„Nicht mehr und nicht weniger, als ich es damals für dich war, Sugar .“
So hatte sie ihn kichernd in Texas genannt, an jenem Abend in der Scheune. Damals war es eine verliebte Neckerei gewesen, jetzt klang es wie eine Beleidigung.
„Gut, ich bin allerdings nicht an Schmeicheleien und Absichtserklärungen interessiert“, entgegnete er grob. „Wenn du mich willst, dann komm her, und zeig es mir.“
Eigentlich war es nicht seine Art, der Frau den ersten Schritt zu überlassen. Doch diesmal hatte er keine Wahl, so machtlos, wie er sich Angelina gegenüber fühlte. Was war nur
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