Noch einmal mit viel Gefuehl
aufflammenden Schmerz, der sie zu überwältigen drohte. Wegen Taj und des schmutzigen Täuschungsmanövers ihres Vaters war sie aus Texas geflohen und schließlich in Italien gelandet, wo sie sich ihren Lebensunterhalt verdiente. Und zwar als Nanny für Luca, den kleinen Sohn der in Ungnade gefallenen Prinzessin Carlotta Santina.
Ein unterdrückter Fluch auf Arabisch ließ sie zusammenzucken, und bereits in der nächsten Sekunde starrte Angelina voller Panik in ein nachtschwarzes Augenpaar, in dem ein gefährliches Feuer brannte. Er hatte sich nicht verändert. Dominant und umwerfend attraktiv stand er wie ein dunkler Racheengel vor ihr. Nur das dichte Haar trug er jetzt kürzer. Verschwunden waren die wilden Locken, in denen sie so gern ihre Finger vergraben hatte.
Es war der Mann, an den sie sich nur zu gut erinnerte, und gleichzeitig ein anderer. Schlanker, drahtiger, härter …
Doch sein überwältigender Eindruck auf sie war noch derselbe. Ihr Herz drohte aus der Brust zu springen. Sie bebte am ganzen Körper, und das Blut schoss heiß wie glühende Lava durch ihre Adern.
Taj holte tief Luft und stieß den Atem zischend wieder aus. „Du bist es also wirklich …“
Angelina zwang sich zu einem Lächeln, das sorglos aussehen sollte. Doch es misslang gründlich. „Glaub mir, ich bin ebenso überrascht wie du.“
„ Ich bin zur Verlobungsparty eingeladen worden, aber wie kommst du hierher? In den letzten drei Jahren warst du wie vom Erdboden verschluckt. Niemand hat von dir gehört, nicht einmal deine Eltern.“
„Wie … woher weißt du das?“
„Wir stehen in Verbindung“, informierte er sie steif.
Darauf hätte sie wetten können! Immerhin besaß ihr Vater etwas, das Scheich Taj Ahmad über alle Maßen begehrte: Erdöl! Was für eine lukrative Allianz für die beiden Männer! Aber wahrscheinlich war der Deal auch ohne ihre Beteiligung an dem perfiden Plan inzwischen zustande gekommen.
Ohne die naive Jungfrau auf dem Altar einer Vernunftehe zu opfern!
„Mein Vater und du … ihr hattet schnell einen guten Draht zueinander, dank eurer gemeinsamen Interessen.“ Der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Trotz lässiger Jeans und Pferdeschwanz, die im krassen Gegensatz zu seiner formellen Abendkleidung standen, wirkte Angelina sehr souverän.
„Nicht so viel, wie du offenbar vermutest.“
„Leider habe ich keine Zeit, deine kryptischen Äußerungen zu entschlüsseln“, entgegnete sie schnippisch. „War nett, dich wiederzusehen, aber jetzt muss ich gehen.“
„Wohin?“
„Zu Luca“, erwiderte sie ebenso spontan, wie er gefragt hatte, und stieß sich von der Wand ab. „Ich denke, er schläft bereits und …“
„Du hast deinen Liebhaber mit hierhergebracht?“
Trotz der unmöglichen Situation musste Angelina lachen. „Luca ist ein Kind!“
Bei dieser Information zuckte Taj zurück, als hätte sie ihn geschlagen. „Du hast einen Sohn?“
„Er ist der Sohn von Prinzessin Carlotta. Ich bin nur seine Nanny.“
„Du hast eine Zukunft als meine Königin ausgeschlagen, um als Nanny zu arbeiten?“, fragte er fassungslos.
„Nein, die Rolle als deine Ehefrau habe ich allein aus Selbstrespekt nicht akzeptiert“, klärte sie ihn kühl auf, wandte sich um und ging.
Zum Glück konnte er nicht sehen, wie verzweifelt sie gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfte.
2. KAPITEL
Mit zitternden Händen drückte Angelina die Tür ihres Zimmers hinter sich zu und lehnte sich kraftlos dagegen. Sie hatte gelogen, um ihm zu entkommen. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb.
Zum Glück schlief Luca heute Nacht in seinem eigenen Zimmer und benötigte ihre Fürsorge nicht. Allein deshalb hatte sie ihrer Neugier nachgegeben und sich auf die Empore des Ballsaals geschlichen, um einen kleinen Blick auf das Leben zu erhaschen, dem sie vor drei Jahren den Rücken gekehrt hatte.
Dem glitzernden Reigen der Celebrities, dem Kaleidoskop der Eitelkeiten, die ihr früher so vertraut gewesen waren. Damals gehörte sie noch dazu, in kostbarer Designerrobe, mit schillernden Brillanten am Hals und einem falschen Lächeln auf den Lippen. Eine reiche Erbin, vor der ein sorgloses Leben voller Vergnügungen lag.
All das hatte sie aufgegeben, um nicht den Respekt vor sich selbst zu verlieren. Und um herauszufinden, ob sie nicht noch etwas anderes sein konnte als eine willenlose Schachfigur auf dem Spielfeld von Erfolg und Reichtum.
Als es in ihrem Rücken hart an die Tür klopfte, presste Angelina die Hand
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