Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
Vom Netzwerk:
leider!« sagte Zange seufzend, doch mit plötzlich aufleuchtender Miene, »aber die Pfarrei hat kein Geld für eine neue Vergoldung.«
    »Hier«, sagte ich, indem ich einen blitzblanken, nicht angekauten Ecu auf den Tisch legte, »damit sie neuen Glanz bekommt. Der Stifter dieser Spende«, sagte ich auf französisch, |24| indem ich seine Dankesworte mit den Händen abwehrte, »soll in Marcuays und Taniès ungenannt bleiben, nicht aber vor du weißt schon wem in Sarlat, damit, wie ich zu hoffen wage, ein Edelmann dort in besserem Licht erscheint, den der König und der Herzog von Anjou in den bewußten Wirren vor dem Tod bewahrten.«
    »Moussu«, sagte Zange mit einer tiefen Verbeugung, »ich bin ganz sicher, daß man Eurem Wunsche willfahren wird. Was mich angeht, werde ich jedenfalls keine Mühe scheuen.«
    Als wir das warme Haus verließen, fuhr uns scharfer Wind ins Gesicht, das Wetter war umgeschlagen und roch eher nach Schnee als nach Regen.
    »Ha, Moussu!« sagte mein flinker Miroul, indem er an meine Seite wechselte, während Giacomi und Fröhlich hinter uns trabten und unsere Hufe im Schweigen der Nacht seltsam auf dem Pflaster hallten. »Ha, Moussu! Ist es nicht verdammenswert, für die Vergoldung eines papistischen Götzenbildes zu spenden?«
    »Immerhin, Miroul«, sagte ich, »hat mich dies nur einen Ecu gekostet, während die Herren Brüder die Statue einst für fünfhundert kauften, um dem Bistum zu gefallen.«
    »Aber ein Götzenbild, Moussu!«
    »Miroul«, sagte ich, »vergolden heißt nicht anbeten.«
    »Vergolden hilft vergöttern!« sagte mein lieber Miroul, der, Diener hin, Diener her, die
giochi di parole
1 ebenso liebte wie jeder italianisierte Höfling.
    »Ach, Miroul!« sagte ich, »was schert es uns, daß die guten Leute im Dorf einem Holzbild Hände und Füße küssen. Soll mein hübscher Samson seine Gertrude nicht bekommen, und ich nicht meine Angelina, nur wegen ein bißchen neuer Farbe? Du sprichst zu sehr von deiner Warte.«
    »Ich, Moussu?«
    »Ja, du, Miroul. Du hast Glück, eine Hugenottin zu lieben, die du glattweg heiraten kannst, du brauchst keine Umwege zu gehen.«
    Wäre es nicht finster gewesen, hätte ich meinen Miroul gewiß rot anlaufen sehen, war er doch heiß verliebt in seine keusche Florine, obwohl er wiederum so an mir hing, daß er geschworen |25| hatte, sich nicht eher zu beweiben, als bis meine Angelina und ich vorm Altar getraut wären.
    Ein Schwur, den ich nicht im Traum von ihm gefordert hätte, so ungewiß war es, ob ich sie je bekam. Herr von Montcalm wurde von seinem Beichtvater derart tyrannisiert, daß er keinen Ketzer zum Schwiegersohn wollte, obwohl ich ihm das Leben und seiner Frau und Tochter die Ehre gerettet hatte, als ich die Räuber von Barbentane in die Flucht schlug, die sie gefangenhielten. Doch zum Glück war nicht nur Angelina für mich, sondern auch Frau von Montcalm, und ihre Briefe erhielten mich in Hoffnung, war besagter Beichtiger doch alt und hinfällig; und würde der Herr in seiner Gnade ihn zu sich rufen, könnten sie ihn bei Herrn von Montcalm durch Pater Anselme ersetzen, der beim Grafen bereits Sekretär war und mich sehr liebte, weil er damals an meiner Seite die Kutte geschürzt und besagte Räuber mit scharfem Degen zum Teufel geschickt hatte.
    Leser, vielleicht wundert es dich, daß ich mit großem Aufwand katholische Taufscheine für meinen Samson und mich beschaffte, aber nicht auch für meinen Bruder François. Dem hätte er wenig genützt, mußt du wissen, denn seine Diane wohnte auf Schloß Fontenac, also daß die Hochzeit nur in der Gemeinde Marcuays statthaben konnte, unter den Augen unseres Bischofs, meine ich, und der war kaum geneigt, den Vorteil zu verschenken, welchen die Bartholomäusnacht seiner Kirche über die Unsern verschafft hatte. Denn das muß einmal gesagt sein: Das Gemetzel in Paris und anderen guten Städten des Königreichs hatte die Überlebenden mit solchem Schrecken geschlagen, daß viele – abgesehen von denen, die nach La Rochelle zogen, um tapfer gegen das Heer des Königs zu kämpfen – sich entweder auf irgendeine Weise anpaßten oder aber sich blitzblatz zum Papismus bekehrten, wie es der Minister du Rosier zu Paris getan hatte, der gute Mann wollte lieber katholisch leben als hugenottisch krepieren. Sogar die Herren Brüder, die ja nie die Waffen gegen den König ergriffen und daher nicht soviel von ihm zu fürchten hatten, arrangierten sich seitdem mit der Geistlichkeit, sie gingen sogar so

Weitere Kostenlose Bücher