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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Halpern
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dem kleinen Bruder meiner ersten Freundin meinen Wagen geliehen, den der prompt dazu benutzte, Viagra im Wert von tausend Dollar, das er in Tijuana erstanden hatte, über die Grenze in die USA zu schmuggeln. Doch selbst wenn ich früher in eine Frau verknallt gewesen war, hatte ich nicht ständig an sie denken müssen. Bei Amanda war das anders.
    Seit ich ihr vor vier Wochen bei der Vernissage begegnet war, pflegten wir einen regen E-Mail-Austausch. Wir hatten uns jeden Tag geschrieben und dabei kein Thema ausgespart: von ExfreundInnen über Baseball bis hin zu der Frage, im Falle welcher Katastrophe man seinen Hund verspeisen dürfe. (Ich plädierte für den Weltuntergang; sie hielt dem entgegen, dass ich den Weltuntergang wegen meiner Allergien ohnehin nicht überleben würde, was also hatte es für einen Sinn, meinen einzigen Freund auf Erden zu verspeisen, nur damit es ein paar Tage länger dauerte, bis mich der sichere Tod ereilte?) Ich entwickelte eine solche Begeisterung für unsere Korrespondenz, dass ich ohne Weiteres zwei, drei Stunden an dem wackeligen Vierzig-Dollar-Schreibtisch von Ikea in der Ecke meines Zimmers hocken und an einer Endlos-E-Mail feilen konnte – nur um am nächsten Morgen aufzuwachen und eine ebenso lange E-Mail von ihr in meinem Postfach vorzufinden. Ich musste von morgens bis abends an sie denken. Ich fragte mich, was sie wohl tat, was sie wohl dachte, wo sie sich jetzt gerade befand. Ich malte mir aus, wie es wäre, mit ihr zusammen oder gar verheiratet zu sein. Ich hatte den Verstand verloren. Dabei kannten wir uns kaum.
    Eines Abends, vier Wochen nach Beginn unserer E-Mail-Beziehung, lag ich im Bett und zerbrach mir zum x-ten Mal den Kopf darüber, ob sie bereit war, meinetwegen nach L. A. zu ziehen, und wenn nicht, wie es mit uns weitergehen sollte. Mir wurde klar, dass ich schleunigst damit aufhören musste. Diese Obsession war krankhaft; außerdem machte ich mich insgeheim bereits auf eine herbe Enttäuschung gefasst. Ich musste den Tatsachen ins Auge sehen. Also atmete ich tief durch, versuchte all meine Hoffnungen und Ängste zu verdrängen, und konzentrierte mich auf die einzig logische Frage: Wie konnte es angehen, dass man sich von einer Frau derart den Kopf verdrehen ließ? War das normal? Die Antwort lautete eindeutig Nein. Binnen zwanzig Sekunden war meine heiße Liebesglut zu einem kümmerlichen Häuflein Asche erkaltet.
    Am nächsten Tag schrieb ich ihr zum ersten Mal seit einem Monat keine E-Mail. Ich dachte, wenn ich mich ein wenig zurückzog und auf Abstand ging, bekäme ich die vertrackte Situation womöglich in den Griff. Denn obwohl ich im Grunde keine Ahnung hatte, was Amanda für mich empfand, hoffte ich allen Ernstes, dass unsere Kinder dereinst ihre Nase haben würden und nicht meine. Doch aus meinen guten Vorsätzen wurde leider nichts, denn tags darauf schrieb Amanda mir folgende E-Mail: »Ich fände es schön, wenn du mich dieses Wochenende in San Francisco besuchen könntest. Ich schmeiße eine Halloween-Party. Ich werde mich als Fergie von den Black Eyed Peas verkleiden, nachdem sie sich auf der Bühne in die Hose gepinkelt hat. Nur falls du zufällig die gleiche Idee hattest.«
    Ein Flug von L. A. nach San Francisco war unter hundert Dollar nicht zu haben. Und mein aktueller Kontostand belief sich auf gerade einmal 133 Dollar. Das wusste ich deshalb so genau, weil ich ihn am Monatsende täglich online überprüfte. Ich lebte in der ständigen Angst, ins Minus zu geraten. Wenn ich zum Monatsersten meinen Gehaltsscheck bekam, reichte das Geld normalerweise gerade für die Miete, vorausgesetzt ich ließ keine Schicht aus, was sich nur schwer vermeiden ließ, wenn ich Amanda besuchen wollte. Doch meine Sehnsucht nach ihr war stärker.
    Ich suchte im Internet nach einem Billigflug. Ohne Erfolg. Unter 150 Dollar ging gar nichts, und damit würde ich mein Konto um satte siebzehn Dollar überziehen. Auf der achtunddreißigsten Google-Ergebnisseite stieß ich auf ein Angebot der Firma Megabus: Zum Dumpingpreis von einem Dollar karrte sie die ersten zehn Käufer eines Tickets von L. A. nach San Francisco und zurück. Ich griff sofort zu und teilte Amanda per E-Mail mit, dass ich kommen würde.
    Am nächsten Samstagmorgen stopfte ich zwei Garnituren Klamotten in einen Rucksack und machte mich zur Union Station auf, wo mich ein großer blauer Bus erwartete, auf dem das Bild eines riesigen Schweins in Busfahreruniform prangte. Ich zeigte dem Fahrer mein Ticket,

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