Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers
beschissene Kombination«, sagte er.
Mein Vater hatte mir noch nie gestanden, dass er einsam war. Irgendwie passte das nicht so recht zu einem Mann, der morgens um halb fünf aufsteht, nur um mal ein Stündchen für sich zu haben. Er fährt sogar allein in Urlaub. »Es ist mir scheißegal, wo ich hinfahre, solange niemand mitkommt«, sagte er. »Ich könnte auch zu Hause Urlaub machen, wenn ich hier nur meine Ruhe hätte.« Auch konnte ich mir nicht vorstellen, dass er sich mit Frauen traf. Wenn er eines hasst, dann ist es Small-talk, und genau darunter leiden die meisten Leute beim ersten Date. Ich wollte wissen, wie aus dem Mann, der so einsam war, dass er mit Frauen, an denen ihm wahrscheinlich wenig lag, lästige Gespräche führte, ein Mann hatte werden können, der nicht das Geringste dabei fand, in ein Restaurant zu marschieren und »einen Tisch für eine Person … ohne weitere Stühle« zu verlangen.
Da ich sonst nichts zu tun hatte, verbrachte ich die nächsten beiden Tage damit, über die mysteriöse Verwandlung meines Vaters nachzusinnen, während ich faul am Strand herumlag oder mit unserem Hund Angus spazieren ging. Am Sonntagabend, nach zwei ebenso ruhigen wie erholsamen Tagen, stopfte ich meine frischgewaschenen Klamotten in einen unbenutzten Müllsack, warf ihn auf den Beifahrersitz meines Pick-ups und verabschiedete mich auf der Veranda von meinen Eltern. Als ich meinen Dad umarmte, drückte er mir einen Scheck über 700 Dollar in die Hand. Unter »Verwendungszweck« hatte er eingetragen: »Damit Du Deine Karre reparieren lassen kannst.«
»Boah, Wahnsinn, aber das wär wirklich nicht nötig gewesen. Ich hab noch ein bisschen was auf der hohen Kante«, sagte ich.
»Das Kasperletheater kannst du dir sparen. Du bist pleite, ich hab mehr Geld, als ich ausgeben kann, und dein Wagen ist ein Schrotthaufen, der dringend in die Werkstatt muss. Stimmt’s, oder hab ich recht?«, fragte er.
»Ja«, räumte ich ein.
»Na siehst du.«
»Danke.«
»Keine Ursache. Ich weiß, dass du vor lauter Arbeit nicht weißt, wo dir der Kopf steht, darum will ich dir einen guten Rat geben.«
»Schieß los.«
»Lass deine Karre reparieren, nimm dir öfter mal frei und gönn dir ein bisschen Ruhe. Krieg deinen Scheiß auf die Reihe. Ich freue mich, wenn du uns besuchen kommst, aber mir wäre es lieber, wenn du freitagabends etwas Besseres zu tun hättest, als hier herumzuhocken. Verstehst du?«
»Ja«, antwortete ich.
»Du bist hier jederzeit willkommen«, fuhr meine Mom dazwischen.
»Ja, natürlich. Aber darum geht es nicht«, sagte er.
»Ich weiß, ich wollte das nur noch mal betonen«, entgegnete sie.
»Keine Angst. Er hat mich schon verstanden. Er ist schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Sag ihr, dass du’s kapiert hast«, sagte er zu mir.
»Ich hab’s kapiert, Mom.«
»Na also. Und jetzt mach dich vom Acker. Ich und deine Mutter wollen essen gehen«, sagte er.
Wieder in L. A. brachte ich meinen Wagen in die Werkstatt. Die Mechaniker brauchten eine geschlagene Woche, um ihn auf Vordermann zu bringen, und reparierten alles, von der Zündung bis zur Klimaanlage, die mir seit Jahren warme, nach Urin stinkende Luft ins Gesicht geblasen hatte. Ich reduzierte meine Arbeitszeit auf fünf Abende die Woche und stellte plötzlich fest, dass ich nicht nur mehr Energie, sondern obendrein zwei ganze Tage frei hatte.
Endlich hatte ich Zeit und Gelegenheit, darüber nachzudenken, weshalb ich eigentlich nach L. A. gekommen war. Ich schimpfte mich Drehbuchautor, aber das tat mein Ratten werfender Nachbar auch. Als ich ihm ein paar Wochen zuvor in der Tiefgarage über den Weg gelaufen war, hatte er mir stolz eröffnet, sein Skript über »einen Alien, der auf die Erde kommt, wo ihn alle nur für eine durchgeknallte Schwuchtel halten«, sei so gut wie fertig. Wenn diese Pfeife so etwas wie Gaylien (sein Titel, nicht meiner) auf die Reihe bekam, musste doch auch ich in der Lage sein, die Drehbücher fertigzustellen, an denen ich schon seit Ewigkeiten schrieb. Ich war wild entschlossen, meinen Geburtstag nie mehr in einer Wäschekammer zu feiern und nie mehr das gleiche, von Konservierungsstoffen strotzende Dessert zu essen, das wir Kindern unter fünf Jahren als Gratis-Nachtisch kredenzten, wenn sie Hähnchennuggets bestellt hatten. Und so stürzte ich mich kopfüber in meine Schreibarbeit.
In den nächsten acht Monaten verbrachte ich praktisch jede freie Minute damit, entweder an einem Skript zu feilen oder aber
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