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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Augen. Es war eine Neun-Millimeter-Glock – nichts Besonderes, aber für meine Zwecke ausreichend. Der Junkie erstarrte sofort, und seine hohle Brust bebte vor Anspannung.
    „Ich bin Polizistin“, sagte ich. „Zeigen Sie mir Ihre Hände!“
    Ein Schauder lief über seinen Körper. „Nicht schießen, bitte!“
    „Dann nennen Sie mir einen einleuchtenden Grund, es nicht zu tun. Ob gut oder schlecht, ist mir egal“, sagte ich und entsicherte die Glock. Seine Hand steckte noch immer in der Jacke, und seine Augen waren voller Panik, sodass ich mich nur schwerlich entspannen konnte.
    „Bitte, schießen Sie nicht!“
    „Nehmen Sie Ihre Hände hinter den Kopf!“
    Der Junkie bewegte sich keinen Millimeter, sondern glotzte mich mit starrem Blick an.
    „Zeigen Sie mir Ihre Hände!“, forderte ich ihn erneut auf.
    „Alles wird gut …“, sagte er in einem leisen Singsang, „… beruhigen Sie sich. Es ist alles okay.“ Trotz des schwachen Lichts konnte ich durch meine besonders scharfen Wolfsaugen sehen, dass sich seine Armmuskeln anspannten, als er mit der Hand den Gegenstand in seiner Jacke packte.
    Hex noch mal, was tut er da?, fluchte ich innerlich.
    „Töten Sie mich bitte nicht, Officer“, flehte er mich ein letztes Mal an und zog seine Hand in einer – wie es mir schien – zeitlupenhaften Bewegung aus der Innentasche seiner Jacke.
    Dies war der Moment, um den Abzug zu drücken, denn mein Gegenüber war nicht nur der dümmste unter den gewöhnlichen Menschen auf diesem Planeten, sondern dazu auch noch bewaffnet und drauf und dran, mich umzulegen. Ich konnte ihn nicht verfehlen … es würde ein guter Schuss und ein sicherer Treffer werden.
    Mein Finger umkrampfte den Abzug, und das Blut rauschte in meinen Ohren. Obwohl alles in nur zwei Sekunden ablief, schien sich die ganze Szene zur Ewigkeit auszudehnen. Die Instinkte der Wölfin in mir schrien unentwegt: Schieß! Aber vergebens.
    „Bitte nicht“, flüsterte er noch einmal.
    Ich drückte nicht ab, sondern erstarrte förmlich zur Salzsäule. Es war, als seien meine Gliedmaßen gerade einbetoniert worden, und mir ging durch den Kopf, dass er auch einfach nur high und unbewaffnet sein könnte. Dann wäre ich im Handumdrehen eine Mörderin. Eigentlich war ich ja schon eine Mörderin …
    Meine Sicht war verschwommen, und ich hatte Schwierigkeiten, das Messer mit der gekrümmten Klinge überhaupt als das wahrzunehmen, was es war, als er es in meine Richtung stieß. Durch eine reflexartige Bewegung konnte ich mich im letzten Moment zur Seite werfen und landete auf meiner Pistole. Ein heftiger Schmerz durchzuckte meine Rippen. Der Junkie war sofort über mir – seine Züge drückten wilde Entschlossenheit aus, und er fuchtelte mit der Klinge wie mit einer silberfarbenen Klaue über meinem Augapfel herum. Ich spannte meine Muskeln an, holte mit den Beinen Schwung und rollte uns beide herum, sodass ich im nächsten Moment oben war. Mit einer harten Rechten gegen seine Schläfe setzte ich ihn außer Gefecht. Er sackte zusammen, und das Messer glitt ihm aus den erschlafften Fingern.
    Martinez kam mit einem Kriminaltechniker angerannt. „Sind Sie okay?“, fragte er und richtete seine Dienstwaffe auf den bewusstlosen Junkie.
    Ich stand auf und klopfte mir mit der Hand den Dreck ab. Im Moment konnte ich zwar kein Blut riechen, aber ich würde mich erst bei besserem Licht genauer untersuchen müssen, um Martinez eine Antwort geben zu können. Ein Büschel schwarzes Haar hing in mein Gesicht, und als ich danach griff, hatte ich es in der Hand. Die Klinge war anscheinend nur Millimeter an meinem linken Auge vorbeigesaust und hätte mir beinahe einen neuen Pony verpasst.
    „Verdammt!“, brummte ich. „Legen Sie dem Mistkerl Handschellen an“, sagte ich zu Martinez. „Und bringen Sie ihn dann rüber aufs 24. Revier. Ich treffe Sie da.“
    Als ich ging, musste ich meine Lederjacke noch etwas enger um mich ziehen, damit die anderen nicht sehen konnten, wie sehr ich zitterte.

2
    Es war das erste Mal, dass ich wieder auf den Parkplatz des 24. fuhr, seitdem man mich vor drei Monaten aus medizinischen Gründen beurlaubt hatte. Unser Revier war für die Stadtteile Highland Park und Waterfront zuständig und befand sich in einem Gebäude, das in früheren Zeiten als Feuerwache gedient und weiß Gott schon bessere Tage gesehen hatte. Die Gegend, in der das Revier lag, wurde mehr und mehr von zugezogenen Yuppies vereinnahmt, was man nicht zuletzt an den vier monströsen

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