Nocturne City 03 - Todeshunger
Sie waren meine Empfehlung für den Posten des Lieutenants – die einzige.«
Ich lächelte Mac an und gab ihm die Marke zurück. »Ich bin nicht die Richtige für diese Aufgabe, Mac.«
»Nicht die Richtige? Soweit ich weiß, sind Sie die einzige Werwölfin bei der Polizei Nocturnes, Luna, und selbst, wenn ich zehn andere kennen würde, wären Sie immer noch meine erste Wahl. Der Polizeichef hat mich persönlich mit der Bildung dieser Sondereinheit beauftragt, und ehrlich gesagt will ich ihn nicht enttäuschen. Das würde sich bei der Berechnung meiner Rentenansprüche ganz und gar nicht gut machen. Also geben Sie sich einen Ruck, hm?«
Ich stand auf und legte die Hand auf meine Stichwunde. »Das würde sich nicht so entwickeln, wie Sie und der Polizeichef sich das erhoffen, Mac«, argumentierte ich. »Die Menschen in dieser Stadt hassen uns, und die Werwölfe hassen mich noch mehr. Gerade jetzt, wo die sechs einflussreichsten Rudelführer tot sind und alle Welt versucht, die frei gewordenen Positionen einzunehmen, ist das Chaos vorprogrammiert, wenn ich diese Sondereinheit leite. Ein Blutbad wäre die Folge.«
»Im Gegensatz zu Zeiten, in denen Sie sich eigenmächtig in Ermittlungen einmischen und Friedhöfe in Schutt und Asche legen?«, sagte Mac.
»Ich werde es trotzdem nicht tun«, entgegnete ich. »Ich kann nicht auf jeden Werwolf und jede Casterhexe in Nocturne aufpassen.« Nachdem ich mich umgedreht hatte, legte ich die Hand auf den Türgriff »Ich kann ja noch nicht mal auf mich selbst aufpassen.«
»Luna«, beschwor mich Mac noch einmal. »Sie können jetzt durch diese Tür gehen und werden sicher für eine Zeit lang ganz zufrieden mit dem sein, was Sie nach Ihrem Ausstieg aus dem NCPD tun. Aber irgendwann werden Sie zurückkommen. Es steckt einfach in Ihnen, genau wie die Wölfin in Ihnen steckt. Ohne Leute wie Sie in unseren Reihen wird sich Nocturne früher oder später selbst zerfleischen.« Er legte die Marke weg und zog einen Aktenstapel zu sich heran. »Gehen Sie ruhig. Sie werden wiederkommen.«
Als ich Macs Büro verließ, musste ich daran denken, dass ich mich selbst dann in die größten Notlagen manövrierte, wenn ich nach dem genauen Gegenteil strebte: einem Leben in Ruhe und Harmonie mit einem geregelten Arbeitsalltag beim SWAT. Lucas war so nah an mich herangekommen, weil ich ärgerlich und ruhelos gewesen war und meinen Instinkten nicht vertraut hatte. Dazu kam, dass mich nach wie vor die Wölfin kontrollierte. Sie lenkte mich jetzt zwar subtiler, sodass ich mich nicht mehr unkontrolliert verwandelte und Menschen anfiel, aber trotzdem beherrschte sie mich. Angesichts dieser Fülle von Problemen war es unmöglich, eine Einheit zu führen, die sich tagtäglich mit Leuten wie Lucas und Wesen wie Wiskachee herumschlagen musste. In tausend kalten Wintern nicht Eine Minute später stürmte ich wieder in Macs Büro. Als ich die Marke vom Schreibtisch nahm, sah er nicht einmal auf. Auch das »Hab ich’s Ihnen nicht gesagt?« verkniff er sich.
Die Pressekonferenz zu meiner Amtseinführung beachteten die Medien nicht sonderlich, aber Janet Bledsoe war dennoch gekommen. Höchstwahrscheinlich hoffte sie darauf, dass ich für einen neuen Skandal sorgen oder gar die Stadt niederbrennen würde, sodass sie mit einer Riesenstory in den Abendnachrichten aufwarten konnte.
Obwohl es schon Mitte September war, ließ die Hitze – wie immer am Ende eines langen Sommers – nur schrittweise nach. Auch jetzt noch sorgte sie für einen dünnen Schweißfilm auf meiner Haut, sodass ich in dem Hosenanzug und der roten Seidenbluse, auf die Sunny bestanden hatte, unruhig hin und her zappelte.
»Hör auf, an den Knöpfen herumzuspielen, Luna! Glaub mir, du siehst gut aus«, redete sie mir zu.
»Ich sehe aus, als gehörte ich in einen verdammten Zirkus«, murrte ich. »Wie schaffen Sie das nur, Mac?«
»Gar nicht. Diesen Quatsch überlasse ich mit Freude Leuten wie Captain Morgan«, antwortete er. »Sie sollten jetzt lieber rausgehen, Wilder, sonst räumen uns die Reporter noch das komplette Kuchenbüfett leer!«
»Ein noch weniger aufbauender Kommentar ist Ihnen wohl nicht eingefallen?«, schmollte ich. In letzter Zeit hatte ich alles und jeden mit scharfen Sprüchen beschossen, um zu verstecken, wie es wirklich in mir aussah. Als Dmitri seine Sachen abgeholt hatte, war ich sogar so schnöselig gewesen, ihm einen gemeinsamen Flohmarkt vorzuschlagen, um mit den Einnahmen meine Frust-Shoppingtouren zu
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