Noelles Demut
du durchsehen, was du aus meiner Küche gebrauchen kannst.“
„Du willst das Haus wirklich verkaufen?“
„Zum leer Stehenlassen ist es zu schade.“
„Vermiete es doch als Ferienhaus. Dann können wir wenigstens ab und an ein paar Tage dort verbringen.“
„Du scheinst das Haus wirklich zu mögen?“
„Es ist ein wundervolles Haus. Das weißt du.“
„Ja, das ist es. Ich denke darüber nach. Okay?“
„Damit kann ich leben. Jetzt erzähl endlich von unserem Schlafzimmer. Wie sieht es aus?“
„Ein Bett, dein Bild, zwei Kommoden. Was erwartest du denn?“
Noelle knurrte ungehalten. Simon lachte und verstärkte damit ihre Ungeduld.
„Deinen Sadismus kannst du im Alltag vergessen. Ich lass mich von dir nicht ärgern.“
„Funktioniert doch fantastisch. Dich mit deiner Neugier zu quälen, ist verdammt leicht. Das andere Zimmer ist übrigens abgeschlossen. Du brauchst den Schlüssel gar nicht zu suchen. Den findest du nie.“
Noelle boxte Simon an die Schulter. „Du bist gemein. Daran habe ich bis eben gar nicht gedacht.“
Das war ihm klar. Simon genoss ihre kindliche Ungeduld, und der kleine Schmollmund lud zum Küssen ein.
Sein Grinsen wurde nicht viel später noch breiter, als sie angekommen waren, die Fahrstuhltür aufging und Noelle sofort zum Schlafzimmer stürzte. Sie war bereits kurz vor der Tür, als er rief: „Stopp!“
Seine Autorität als Master ließ sie innehalten. Vorwurfsvoll sah sie ihn an.
„Du willst jetzt keine Session draus machen, oder? Bitte tu mir das nicht an.“
Simon trat lächelnd an ihre Seite. „Hättest du sonst auf mich gehört?“
„Du Schuft! Das zahle ich dir heim. Du wirst der Erste sein, der an dieses Bett gefesselt ist.“
„Wie kommst du darauf, dass es Fesselmöglichkeiten gibt?“
„So weit kenne ich dich mittlerweile. Darf ich jetzt endlich rein?“
„Schließ deine Augen!“
Noelle brummte unbeherrscht, tat aber, was er sagte. Simon öffnete die Tür und schob sie ins Zimmer.
„Zu lassen“, flüsterte er an ihrem Hals, als Noelle blinzelte.
„Oh Gott, mach es doch nicht so spannend. Es ist nur ein Zimmer.“
„Nur ein Zimmer? Na gut, dann können wir ja wieder rausgehen.“
Sie riss die Augen auf. „Untersteh …“
Noelle sah sich mit offenem Mund um. Der Raum war schwarz, komplett schwarz. Die Wände waren schwarz, die Vorhänge, die Bettwäsche, der Parkettboden. Das Bett war ein Konstrukt aus verschweißtem Stahl. Eine wahre Monstrosität! Auf Anhieb kamen Noelle mindestens zehn verschiedene Fesselmöglichkeiten in den Sinn. Links und rechts neben dem Bett standen tatsächlich zwei Kommoden, ebenfalls aus Stahl. Und der ganze Raum war in ein sanftes gelbes Licht getaucht.
„Es gefällt dir nicht?“
Aus Simons Gesicht war jeder Spott gewichen, so bestürzt musste sie gucken.
„Nicht gefallen? Willst du allein hier wohnen? Das ist ein Männerzimmer. Fehlt nur noch ein Flatscreen.“ Noelle drehte sich um. „Das ist nicht dein ernst? Wo ist mein Bild?“
Simon deutete mit dem Daumen nach oben.
Es hing genau über dem Bett. Noelle begann zu lachen, rannte auf ihn zu und sprang ihn an. „Wir müssen einkaufen gehen. Jetzt!“
„Es gefällt dir also nicht?“
„Das Zimmer ist wunderbar, aber ich brauche dringend ein pinkfarbenes Kissen, damit ich weiß, dass ich auch hierher gehöre.“
Simon lachte. „Du kannst verdammt entsetzt gucken, wenn du dich freust. Alle Achtung! Ich habe wirklich gedacht, ich muss alles wieder umbauen.“
Noelle strampelte mit den Beinen. „Lass mich runter. Ich will mir alles ansehen.“
Die Kommoden hatten vier große Schubladen. Der gebürstete Stahl sah edel aus.
„Wo hast du die her?“
„Selbst gemacht, genau wie das Bett. Die Kommoden habe ich schon eine Weile. Sie standen im Atelier. Unter all dem Krimskrams waren sie nicht zu sehen. An dem Bett habe ich die letzten drei Tage gearbeitet.“
„Wow! Du hast ja ungeahnte Talente.“
Rund um die Liegefläche waren Ringe angebracht, an den vier Pfosten ebenfalls. Um die oberen Querbalken hatte Simon Ketten drapiert. „Die müssen runter.“
„Warum?“, fragte er grinsend. „Hast du Angst vor Albträumen?“
„Die klappern beim Sex“, sagte Noelle im Brustton der Überzeugung.
Simon musste sich setzen vor Lachen. „Aber dein Geschrei stört dich nicht?“
„Geschrei? Wer sagt denn immer: Schrei für mich! Ich kann ja gar nicht anders. Was mein Master wünscht, ist mir Befehl.“
Im Bruchteil einer Sekunde
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