Noelles Demut
ist.“
Isabella verschluckte sich an ihrem Cocktail. „Wie jetzt? Ich denke, sie ist in Chicago?“
Ann klopfte ihr auf den Rücken und hielt irritiert inne. „Wie kommst du darauf? Heute war ihr letzter Fall.“
„Als sie mir vor zwei Wochen den Schlüssel gegeben hat, sagte sie, sie müsse nach Chicago und fliege von dort aus direkt nach London.“
„Ich wüsste nicht, wann sie das hätte schaffen sollen. In den letzten Wochen hatten wir wegen ihr vermehrt Verfahrensabschlüsse. Nein, sie steckte bis über beiden Ohren in Arbeit. Sie war weder in Chicago noch in London.“
„Das verstehe ich nicht. Jesse wird ihr das ausgesprochen übel nehmen. Er war so schon sauer, dass sie sich nicht verabschiedet hat. Soviel ich weiß, ist sie auch nicht an ihr Handy gegangen.“
„Ich weine ihr keine Träne nach. Nicht auszudenken, was aus Simon und Noelle geworden wäre, wenn ihre Intrige aufgegangen wäre. Ich bin wirklich froh, dass dieses Biest weg ist.“
In diesem Fall waren sie sich einig.
„Möchtest du noch einen?“, fragte John Isabella, die ihr leeres Glas zwischen den Fingern drehte.
„Nein danke! Ich weiß nicht, was Lucian noch vorhat. Er mag es nicht, wenn Alkohol meine Wahrnehmung beeinträchtigt. Aber ich habe eine andere Frage. Pauls Ausstellung ist vorbei, und wir suchen nach einem neuen Künstler.“
„Nein!“, sagte John entschieden.
„Ich versteh das nicht. Jesse sagte, du hast die Ausstellung in Paris sehr genossen. Warum willst du nicht mit mir zusammenarbeiten? Der Streit mit Simon lag nicht nur an mir.“
„Du willst es einfach nicht verstehen? Es geht nicht um deine Galerie oder um dich. Keiner hier …“, John machte eine ausladende Handbewegung. „… hat Lust darauf, dass der Club zu sehr die Aufmerksamkeit der Paparazzi erweckt. Es steht zu viel auf dem Spiel.“
„Von der Seite habe ich das nie betrachtet“, gab Isabella zu. „Jetzt komme ich mir richtig blöd vor. Aber wieso hat Simon dann der Ausstellung überhaupt zugestimmt? Warum hat er mir die Mappe zugeschickt?“
„Da musst du ihn schon selbst fragen. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass er dich mag.“
Isabella bekam rote Wangen. „Ich mag ihn auch. Jetzt noch viel mehr. Seit er mit Noelle zusammen ist, ist er nicht mehr so verschlossen.“
Ann saß schweigend neben den beiden. Simons Namen zu hören, weckte ein Sehnen in ihr, das regelrecht wehtat.
Da legte John seine Hand auf ihren Arm und streichelte sie sanft. „Ich werde mit ihm reden. Er hat Jesse ausgebildet. Warum sollte ich das nicht auch schaffen?“
Ann formte ein: „Ich liebe dich“ mit den Lippen. Doch tief in sich drin befürchtete sie, dass John es nicht schaffen würde. Im Gegensatz zu Jesse war er nicht sadistisch veranlagt.
Kapitel 29
Frédéric sah skeptisch aus dem Küchenfenster. Da stand schon wieder dieser Simon und wartete auf Noelle. Sicher, sie hatte noch nie so glücklich ausgesehen wie in den letzten Wochen, und doch behagte ihm der Kerl nicht.
„Wir sehen uns morgen. Bis dann“, flötete sie.
„Noelle, kann ich kurz mit dir reden?“ Frédéric wischte sich die Hände an einem Tuch ab.
„Was gibt’s denn?“
„Bist du glücklich?“
„Ja, das bin ich. Mach dir keine Sorgen. Simon ist der liebevollste, aufmerksamste und zärtlichste Mann, der mir je begegnet ist. Er verprügelt mich nicht. Das kannst du mir glauben. Ich weiß auch nicht, was damals in Lydia gefahren ist, so was zu behaupten. Vertrau mir einfach.“
Frédéric nickte. „Das werde ich, Kindchen. Ich sehe ja, dass es dir gutgeht. Du strahlst, dass es einen neidisch machen kann.“
Noelle nahm ihn lachend in den Arm. „Ich hab dich lieb, Fred. Gute Nacht!“
Frédéric knurrte ungehalten, genoss jedoch ihre Umarmung. Seine kleine Noelle war wirklich erwachsen geworden. Er wusste noch genau, wie unsicher und ängstlich sie vor ihm gestanden hatte, als sie die Stelle in Marseille angetreten hatte. Ihr Potenzial hatte er sofort erkannt und gefördert. Es hatte sich gelohnt. Noch nie hatte er eine so gute Souschefin an seiner Seite gehabt. In Gedanken versunken sah er ihr nach. Ob sie mit ihm gehen würde? Noch ein Jahr und er hätte das Geld für ein eigenes Restaurant zusammen.
„Hallo Schatz!“ Simon breitete die Arme aus, und Noelle schmiegte sich an ihn und seufzte.
„Anstrengende Nacht gehabt?“
„Nicht schlimmer als sonst.“
„Hast du Lust auf einen kleinen Cocktail?“
Noelle sah überrascht zu Simon
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