Nördlich des Weltuntergangs
Sonkajärvi oder Valtimo.
»Ein Projekt von dieser Größenordnung schafft im Umfeld natürlich Arbeitsplätze«, merkte er an.
Nach dem Genuss von Bier und Schnaps wurden die Männer zugänglicher und erkühnten sich zu dem Versprechen, dass die Baugenehmigung bestimmt erteilt werde, soweit es von ihnen abhing.
Eemeli Toropainen bedankte sich bei seinen Gästen. Er sagte, dass er deshalb vorab mit ihnen habe sprechen wollen, damit es dann in der eigentlichen Sitzung keine Unklarheiten gebe. Eine solche Kontaktaufnahme zu den gewählten Vertretern und den Behörden sei in den wirtschaftlich florierenden Teilen des Landes allgemein üblich, es gehe weder um Bestechung noch um Schmieren im schlechten Sinne des Wortes, sondern lediglich um Vorgespräche, die dem Zustandekommen einer guten Übereinkunft und eines anständigen Konsenses dienten.
Die Sache wurde feierlich mit Handschlag besiegelt. Selbstverständlich musste an den Ukonjärvi eine Kirche gebaut werden. Die Bauausschussmitglieder waren ja keine Korinthenkacker, und sie waren fast alle gläubige Männer.
Eemeli Toropainen fuhr die Kommunalvertreter am nächsten Morgen nach Sotkamo und gab bei der Gelegenheit seinen Antrag im Bauamt ab. Guten Mutes kehrte er nach Kalmonmäki zurück, um sein Projekt voranzutreiben.
Nach zwei Tagen war Eemeli bereits mit einem Forsttechniker und einem Arbeitstrupp auf dem Berg Hiidenvaara, ein halbes Dutzend Kilometer nördlich vom Ukonjärvi-See, unterwegs, um Bäume für die Balkengewinnung zu kennzeichnen. Die Motorsägen stimmten ihr schrilles Lied an, und eine Kiefer nach der anderen stürzte rauschend zu Boden. Fünf Waldarbeiter schnitten die Stämme auf die passende Länge zurecht und reihten sie aneinander. Mit dem Traktor wurden sie zum Kirchenhügel an den See gezogen. Eemeli hatte sich die arbeitslos gewordenen Zimmerleute seiner ehemaligen Fabrik auf den neuen Bauplatz geholt. Sie begannen sofort mit dem Abbeilen der Stämme.
Kräftiger Harzgeruch schwebte über dem Hügel. Unten ruhte der lange Ukonjärvi-See, dessen schimmernde Eisfläche in der warmen Frühlingssonne immer dunkler wurde. Abends hackten die Männer Löcher ins Eis und fingen Hechte für eine Fischsuppe. Hinter dem provisorischen Holzlager errichteten sie zwei Mannschaftszelte als Unterkunft, und auf dem nahe gelegenen Gehöft des Bauern Matolampi konnten sie die Sauna benutzen.
In der Woche darauf wurde das Fundament gemacht. Toropainen wies den Baggerfahrer an, in dem ungefrorenen Sandboden für jede Ecke der Kirche eine zwei Meter tiefe Grube auszuheben. So entstanden vierundzwanzig Gruben, zwischen denen Sockelgräben von einem Meter Tiefe gezogen wurden. Dann wurde das Fundament verschalt. Die Männer drückten kilometerweise Formstahl in die Fundamentgrube, ehe die Betonmasse, die Eemeli von auswärts bestellt hatte, hineinkam. Dort, wo der künftige Altar stehen sollte, wurde ein Betonboden gegossen, mit einer Vertiefung zum Einmauern des Grundsteins. Dazu diente ein russischer Zinkeimer, der mit mehreren aktuellen Lokalzeitungen gefüllt wurde, hinzu kamen eine Kopie der Gründungsurkunde der Asser-Toropainen-Stiftung sowie die Pelzmütze, die Asser zuletzt getragen hatte. Danach hielt der Gemeindedirektor von Sotkamo eine Rede und warf ein paar Kellen Mörtel in die Grube. Eemeli fügte seinen Anteil mit der Schaufel hinzu, und der Rest wurde aus der Schubkarre hineingeschüttet. Irgendjemand schlug vor, einen Psalm zu singen, da man doch ein Gotteshaus errichte. Aus dem Gesang wurde allerdings nichts, da keiner der Männer auch nur ein einziges Wort, geschweige denn die Melodie eines Kirchenliedes kannte. Man versuchte, die Bäuerin Matolampi zum Singen zu überreden, die für einen öffentlichen Auftritt jedoch zu schüchtern war. Doch immerhin veranlasste das Ereignis die Lokalzeitungen, Stiftungsdirektor Eemeli Toropainen zu interviewen, der dabei besonders lobende Worte für seine tüchtigen und fähigen Arbeiter fand.
Das Bäumefällen am Hiidenvaara war beendet, und die Waldarbeiter kamen zur Baustelle, um Bretter und Bohlen zurechtzusägen. Eine ganze Woche lang sang die Kreissäge auf dem Kirchenhügel, und nur ein einziger kleiner Finger musste dabei dran glauben. Die Unfallversicherung entschädigte den Betroffenen allerdings großzügig für seinen Verlust.
Am ersten Mai war schließlich das Fundament fertig, die Holzware gesägt und ein Drittel der Balken behauen. Eemeli Toropainen bezahlte einen Teil der Männer
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